Sünden der Leidenschaft
wieder gut«, flüsterte Flora. Sie ruhte auf einem Bett aus Büffelhäuten. »Von Isoldes Rückkehr zu erfahren, war ein …« Sie schluckte den üblen Geschmack im Hals hinunter. »Es war eine Überraschung«, flüsterte sie, und wieder überkam sie die Übelkeit.
»War Ihnen heute morgen schon schlecht?« fragte Spring Lily. Sie ignorierte Floras Bemerkung über Isolde völlig, da sie Adams Frau vor langer Zeit als nutzlos abgetan hatte. Sie war mehr an Floras Gesundheitszustand interessiert.
»Ein bißchen.«
»Haben Sie mehr geschlafen als sonst? Sind Sie müde?«
»Ich war zwar müde, aber unsere Reise von Saratoga war anstrengend, weil Adam und Lucie krank waren.« Flora versuchte vorsichtig frische Luft zu atmen. »Nach ein paar Tagen der Erholung bin ich sicher weniger müde.«
»Sind Ihre Brüste empfindlich?«
Das Gespräch drehte sich plötzlich um etwas ganz anderes. Spring Lilys letzte Frage war sehr persönlich. Erstaunt horchte Flora auf und fragte vorsichtig: »Was haben Sie gefragt?«
»Verzeihung, wenn ich mich einmische«, antwortete Spring Lily höflich. »Aber Sie haben dieses blaßgrüne Aussehen einer Schwangeren, wenn sie erbricht, und ich war neugierig. Ich weiß, daß Adam sich freuen würde. Er liebt Kinder über alles.«
»Es ist unmöglich.« Als Flora das sagte, überkam sie eine neue Welle der Übelkeit, und sie versuchte sich auf die Ellenbogen zu stützen, um ihren Mageninhalt zurückzuhalten.
»Ich werde Ihnen eine Tasse Tee bringen. Das hilft in diesen Fällen.«
»Es tut mir leid, aber Sie müssen sich irren«, flüsterte Flora. Sie versuchte langsam zu atmen, als ob sie damit den Aufruhr in ihrem Magen lindern könnte.
»Versuchen Sie es. Bei allen meinen Schwangerschaften hätte ich in den ersten drei Monaten morgens diese Übelkeit gehabt, wenn ich nicht als erstes eine Tasse Tee getrunken hätte.«
»Ich meinte, daß Sie sich irren müssen, wenn Sie glauben, ich sei schwanger«, murmelte Flora. Sie lehnte sich zurück und schloß die Augen. »Ich hoffe, daß ich nicht die Cholera bekomme.« Sie fühlte sich miserabel.
»Ich habe bisher niemanden mit Cholera gesehen«, stellte Spring Lily fest. »Aber Ihre Beschwerden habe ich schon tausendmal gesehen. Und wenn Sie wegen Isolde besorgt sind … Verlassen Sie sich darauf, Adam wird sich darum kümmern, daß sie verschwindet. Ich habe gehört, wie er zu James sagte, daß er sie binnen eines Monats aus dem Territorium verjagt hat.«
Der Name Isolde drehte Flora wieder den Magen um, und sie stöhnte.
»Bleiben Sie ruhig liegen«, sagte Spring Lily schnell.
»Ich werde kein Wort mehr sagen, bis ich den Tee gemacht habe, und dann werden Sie sehen, wieviel besser es Ihnen geht.« Sie verstand, wie traumatisch es für Flora sein mußte, von Adams Frau zu hören.
Während Flora reglos dalag und ihre Übelkeit zu unterdrücken versuchte, holte Spring Lily ein kleines Beutelchen mit Kräutern und brühte für sie beide eine Tasse Tee auf. Sie kannte sich in Adams Wigwam gut aus.
»Ich mag den Tee, wenn er kurze Zeit gezogen hat und mit viel Zucker«, sagte sie und süßte den Tee kräftig. »Hier, ich bin gespannt, wie es Ihnen danach geht«, fuhr sie fort, half Flora, sich aufzusetzen und hielt ihr die Tasse an den Mund.
Nachdem sie den Tee getrunken hatte, war Flora wie ausgewechselt. Innerhalb weniger Minuten ging es ihr wieder gut. Die Übelkeit war verschwunden, und sie konnte wieder an etwas anderes denken. Sie sah den Kindern zu, die auf einer kleinen Wiese zwischen Zelt und Fluß Fangen spielten.
»Sehen Sie, ist das nicht besser so?« fragte Spring Lily mit einem warmen Lächeln auf ihrem ovalen Gesicht.
»Ganz entschieden«, seufzte Flora dankbar. »Vielen Dank.«
»Sie müssen es Adam sagen. Er wird begeistert sein.«
»Es tut mir leid, aber Sie mißverstehen das«, sagte Flora freundlich. »Ich kann keine Kinder bekommen, weil ich vor vielen Jahren krank war. Mehrere Ärzte haben diese Diagnose gestellt.«
»Ich würde sagen, sie haben sich geirrt.«
Spring Lily war so sicher, daß Flora zum ersten Mal in ihrem Leben an diese Möglichkeit dachte – ein flüchtiger Gedanke nur, den sie sofort wieder beiseiteschob. Trotz Spring Lilys Beobachtung konnte es ja wohl nicht sein, daß ein Dutzend Ärzte sich geirrt hatten. »Ich wünschte, Sie hätten recht, aber …« Flora schüttelte langsam den Kopf.
»Nun, wenigstens hat der Tee Ihnen geholfen«, antwortete Spring Lily höflich. Adams Frau würde es
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