Sünden der Leidenschaft
früh genug merken, nämlich dann, wenn ihr Bauch wachsen würde, dachte sie. Es gab keinen Grund, sie heute schon zu überzeugen.
»Wenn es Ihnen jetzt besser geht, möchte ich Sie einigen von Adams Verwandten vorstellen. Alle sind gespannt darauf, Sie kennenzulemen. Er ist wieder glücklich, und seine ganze Familie freut sich, daß er Sie gefunden hat.«
Oder uns gefunden hat, dachte Flora benommen und mit einem sehnsüchtigen Gefühl.
Sie erwähnte ihre Übelkeit Adam gegenüber nicht, denn sie wußte, daß er sich Sorgen machen würde. Sie selbst verdrängte die unrealistische Hoffnung ebenfalls.
Als er zurückkam, erzählte sie ihm lediglich von Spring Lilys Besuch. Und fragte nach Isolde.
»Du brauchst die unangenehmen Dinge nicht von mir fernzuhalten«, erklärte sie. Adam saß entspannt auf seinem Sitz aus Weidengeflecht. »Ich möchte es lieber wissen.«
»Es gab keinen Grund, dir unsere Ferien hier zu verderben. James hat es mir erst vor kurzem erzählt. Wir können im Moment nichts machen.« Adam berührte seinen Ohrring mit einer unbewußten Geste, um das Übel fernzuhalten.
»Du wirst mehr als deine Medizin benötigen, um sie aus deinem Leben zu vertreiben«, sagte Flora mit wohlwollendem Lächeln. Seine innere geistige Haltung gefiel ihr. Er trug seine Ohrringe wieder, nachdem Lucie gesund geworden war, und sah in den elchledernen Leggings, den Mokassins und mit nacktem Oberkörper nun ganz wie ein Absarokee-Krieger aus.
»Wir werden uns später mit diesem Problem befassen«, antwortete er beiläufig. »Im Augenblick möchte ich viel lieber schwimmen gehen. Das Wasser sieht so einladend aus bei dieser Hitze. Laß uns Lucie holen.«
Sie verbrachten einen faulen Tag miteinander, schwammen im Fluß, lagen in der Sonne, ritten am späten Nachmittag, als die Hitze des Tages etwas nachgelassen hatte, die Hügel hinauf. In dieser Nacht, nachdem Lucie eingeschlafen war, saßen sie unter dem Sternenhimmel, lauschten den Trommeln, die die Tänzer begleiteten und deren Rhythmus durch die Dunkelheit bis zu ihrem einsamen Platz am Flußufer herüberklang.
Sie liebten sich lange und ausgiebig, ergriffen von der Schönheit des riesigen Himmelszeltes über ihnen. Das Wort »Glück« stand in dieser Nacht am Himmel ihrer Liebe geschrieben. Sie lagen sich in den Armen, bis der Mond unterging und ein gelber Streifen am Horizont den neuen Tag ankündigte.
Früh am Morgen überkam Flora die Übelkeit erneut. Adam hielt ihren Kopf, wischte ihr das Gesicht ab und trug sie zurück zum Zelt.
»Das hatte ich befürchtet«, sagte er und brachte sie ins Bett. »Es war nur eine Frage der Zeit, bis du auch die Cholera bekommst. Glücklicherweise haben wir Dr. Potts Medizin, und ich werde bei dir sein, bis es dir wieder besser geht.« Ned Storham mußte warten, dachte er und änderte seine Pläne. Sie müßten zusätzliche Kundschafter ausschicken, um Neds Trupp auszumachen, falls sie in Richtung Musselshell unterwegs waren.
»Es ist nicht die Cholera«, sagte Flora schwach. Ihr Magen war noch immer nicht ganz stabil. »Ich habe gestern auch erbrochen, aber Spring Lily hat mir einen Tee gebracht, der mir geholfen hat. Ich habe mich für den Rest des Tages wieder wohl gefühlt. Wenn es Cholera wäre, Liebling, wäre ich ununterbrochen krank. Würdest du einen Tee machen?«
Als Adam ihr die Tasse mit dem dampfenden Tee gebracht hatte, setzte er sich still zu ihr. Flora trank, auf einen Ellenbogen gestützt. Gedankenverloren beobachtete er sie.
»Der Tee wirkt«, murmelte Flora dankbar. Sie setzte die Tasse ab und richtete sich vorsichtig auf.
»Spring Lily behauptet felsenfest, daß die zwei großen Teelöffel Zucker unbedingt nötig sind. Nach zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit dieser Übelkeit glaube ich ihr auch.«
»Was, glaubst du, kann es sein?« fragte er weich. Adam blickte zu Lucie hinüber, die friedlich in ihrem weichen Bett schlief, und erinnerte sich an Isoldes morgendliche Übelkeit.
Flora zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Aber ich weiß genau, daß es nicht die Cholera ist. Sieh her, meine Haut ist rosig, nicht trocken, und meine Stimme ist auch normal. Und ich muß nur morgens erbrechen. Als Spring Lily ihre Schlüsse daraus zog, konnte ich ihr leider nicht zustimmen.«
»Welche Schlüsse?« Adam sah sie intensiv an.
»Die üblichen bei dieser Art Übelkeit. Sie wußte nichts von meiner Vergangenheit. Als ich es ihr erzählte, hat sie verstanden.«
»Daß du keine Kinder bekommen kannst,
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