Sünden der Leidenschaft
zuckersüßer Stimme.
»Welchen Teil davon findest du besonders interessant?« erkundigte Adam sich kalt. Seine Stimmung war plötzlich umgeschlagen, und er ging sie offen an. Er trank den Bourbon in einem Zug, setzte das Glas ab, stand abrupt auf und wandte sich mit eiskalter Stimme an seine Gastgeberin. »Würden Sie meine Frau und mich jetzt bitte entschuldigen? Wir müssen etwas Geschäftliches miteinander besprechen, und ich habe wenig Zeit.«
Molly schoß von ihrem Stuhl hoch, blickte ihre Nichte an, die Adams Unterton ebenfalls bemerkt hatte und bereits aufstand, und stammelte: »Natürlich … Ich verstehe … Henrietta, komm bitte.«
Sekunden später war Adam zum zweiten Mal in diesem Monat mit seiner Frau allein.
Er verbarg seine Wut nicht. Seine Fäuste waren geballt, seine Augen brannten, und er stand hoch aufgerichtet im matten Licht vor dem Fenster mit den Spitzengardinen.
»Willst du mich mit dem Revolver erschießen?« fragte Isolde kalt. Sie hatte jede Höflichkeit abgelegt, und ihre Augen glänzten vor Haß.
»Das wäre eine Überlegung wert«, sagte er offen. »Viele meiner Freunde haben mir geraten, es zu tun.«
»Ich nehme an, das gilt vor allem für James. Aber du tust es nicht, denn du bist zu moralisch.«
»Dann ist wenigstens einer von uns beiden moralisch.«
»Moral ist etwas für das Bürgertum.«
»Die Serres sind aristokratischer als deine Familie, Isolde, aber sie kennen den Begriff durchaus. Doch ich bin nicht hierhergekommen, um mit dir über Moral zu streiten, sondern um dir zu sagen, daß du Montana verlassen und nie wieder herkommen sollst.«
»Als deine Frau habe ich Rechte, Adam. So einfach ist das nicht. Und ich bin nicht durch dieses staubige, heiße, gräßliche Land geritten, um gleich wieder abzureisen. Übrigens habe ich letzte Woche einige meiner Sachen von der Ranch abgeholt. Offenbar warst du längere Zeit nicht dort. Mrs. McLeod hat wie üblich Schwierigkeiten gemacht.«
»Cloudy mißversteht deine menschenfreundliche Art immer«, spottete Adam. »Ich wundere mich, daß sie dich überhaupt ins Haus gelassen hat.«
»Ich habe ihr erklärt, daß ich nicht auf der Ranch bleiben will.«
»Das hat sie sicher in gewisser Weise toleranter gestimmt. Aber du wirst auch nicht in Helena bleiben. Ich will, daß du nach Europa zurückkehrst.«
»Wie autoritär du geworden bist. Es tut mir leid, aber ich kann dir nicht gehorchen. Ich habe andere Pläne.«
»Ned Storham kann dir nicht helfen.«
»Vielleicht bin ich da anderer Meinung.«
»Er wird in ein paar Tagen nicht mehr am Leben sein.«
»Oder du.«
»Damit würde ich nicht rechnen.«
»Das tue ich aber.«
Adam seufzte und entspannte sich ein wenig. Wie immer war es sinnlos, mit Isolde zu sprechen. »Wie du willst«, sagte er. »Ich bin nicht hier, um mit dir zu verhandeln oder zu streiten.« Er machte eine Pause und vergewisserte sich, daß sie zuhörte, damit sie auf jeden Fall mitbekam, was er ihr zu sagen hatte. Er trat näher zu ihr. »Entweder du sitzt morgen früh freiwillig in der Postkutsche nach Salt Lake City, oder ich sorge dafür, daß du drin sitzt.«
Sie sah ihn kalt an. »Du kannst mir keine Angst machen.«
»Weil ich bisher immer zu höflich war. Jetzt ist es mir ernst. Rechne nicht mit meiner Rücksichtnahme.«
»Du bietest mir noch nicht einmal Geld an, damit ich dich mit deiner neuen Geliebten in Frieden lasse?«
»Nein.« Er hatte genug gekauft, bezahlt, gut zugeredet, weggeschaut und zugelassen, daß sein Leben an ihm vorbeiging, während andere ihr Glück genossen. Durch einen winzigen Wink des Schicksals, nur aufgrund einer Verpflichtung, an einem bestimmten Abend in Richter Parkmans Haus zu kommen, hatte auch er endlich die Möglichkeit, zu bekommen, was andere Leute besaßen: eine Familie, Liebe, Friede und Zufriedenheit, Glück und vielleicht Kinder, wenn es die Götter gut meinten. »Nein«, wiederholte er bestimmt und griff unbewußt nach seinem Revolver. »Keinen Cent mehr.«
»Das hört sich sehr dramatisch an.« Isolde saß immer noch sehr damenhaft da, die Hände im Schoß gefaltet. Ihre Frisur saß perfekt. Der leicht zur Seite geneigte Kopf täuschte vor, daß sie aufmerksam zuhörte. Sie trug farblich passende Schuhe, die unter ihrem rosenfarbenen Nachmittagskleid zu sehen waren.
»Wenn du morgen nicht in der Postkutsche sitzt, wird es tatsächlich ein Drama geben, Isolde. Sei gewarnt.«
»Solch eine brutale Drohung, Liebling. Muß ich jetzt vor Angst zittern?«
Er
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