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Sünden der Leidenschaft

Sünden der Leidenschaft

Titel: Sünden der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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die Straße entlangritten. Sie trug Hose und Hemd. Frauen saßen selten aufrecht im Sattel und hatten die Beine normalerweise unter großen Röcken versteckt. Eine bewaffnete Frau war eine noch ungewöhnlichere Erscheinung. Die Tatsache, daß das Leder an Floras Gewehrkolben und Revolverhalftern schon sehr abgenutzt wirkte, beeindruckte die Neugierigen natürlich noch mehr.
    Die große Krempe an ihrem Cowboyhut beschattete ihr Gesicht, aber ihre Schönheit war deutlich zu erkennen. Auch ihr rotbraunes Haar, das sie mit einem schwarzen Band im Nacken zusammengebunden hatte, sah wunderbar aus. Selbst wenn sie nicht wie ein Mann angezogen und bewaffnet gewesen wäre, hätte sie alle Blicke auf sich gezogen.
    Einige Leute aus der Stadt kannten sie noch von ihrem letzten Besuch – Helenas bessere Gesellschaft war klein. Andere, die auf den Bürgersteigen stehenblieben, um sie anzustarren, fragten, wer sie sei, und so verbreitete sich ihr Name schnell und folgte ihr, als die Gruppe vom Yellowstone die abfallende Straße entlang auf den Mietstall zuritt.
    »Das ist Lady Flora … Neben ihr reitet ihr Vater, ein Graf aus England … sie reisen um die ganze Welt.«
    »Ellis Green hatte ein Auge auf sie geworfen.«
    »Sie hat dem Grafen von Aspen Valley an einem Abend bei Harold Fisk zweihunderttausend abgenommen … sie pokert wie ein Mann.«
    »Sie sieht aber nicht wie ein Mann aus.«
    »Der Graf denkt auch nicht so, den Gerüchten nach.«
    Zwischen der Miners Bank und der Anwaltskanzlei von Cordell Harper lag Letitia Granvilles Hutgeschäft mit einem Schaufenster zur Straße hin. Als sie Cordells Stimme hörte, der zusammen mit einem seiner Angestellten draußen vor seinem Büro stand, wurden Letitia und ihre Kundin auf die vorbeikommenden Reiter aufmerksam.
    »Verdammt, sie ist eine Schönheit. Sie könnte jeden Mann hier im Territorium haben, selbst wenn sie keinen Adelstitel trüge und nicht reich wie ein Krösus wäre«, sagte Cordell Harper eben, der habgierigste Mann der Stadt. »Hey, Lady Flora«, schrie er. »Hey, hier bin ich! Tag auch!«
    Als Flora sich lächelnd umsah, richtete sich Letitias Kundin an dem kleinen Tischchen kerzengerade auf, und ihre hellblauen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    Eine Sekunde später band die Comtesse de Chastellux das rosaseidene Band des Hutes, den sie gerade anprobierte, auf und nahm ihn von ihren blonden Locken. Sie reichte ihn der plumpen Besitzerin und sagte kalt: »Schicken Sie die Rechnung an meinen Mann und den Hut zu den Fisks.« Sie setzte ihre malvenfarbene Haube wieder auf, brachte die Federn in Ordnung, warf einen Blick in den Spiegel, um zu prüfen, ob die Haube richtig auf ihren Locken an der Stirn saß, stand auf und verließ das Geschäft wortlos.
    »Hast du das gesehen?« flüsterte Letitia der Frau des Bürgermeisters zu und blickte Isolde nach. »Das war die Geliebte ihres Mannes …« Die rundliche Figur der Hutmacherin zitterte vor Aufregung.
    »Ich habe den Comte und Lady Flora an dem Abend, als sie sich bei Richter Parkman in Virginia City kennengelemt haben, zusammen tanzen sehen«, erklärte Effie Humphries leidenschaftlich. »Und ich schwöre dir, meine liebe Letitia, die beiden haben die Temperatur im Ballsaal um mindestens dreißig Grad erhöht. Die anwesenden Damen mußten sich die Schweißperlen von der Oberlippe tupfen, als die beiden nach draußen gingen.«
    »Ich habe gehört, was danach passierte.« Mrs. Granville fand das außerordentlich skandalös. »Wo, glaubst du, geht die Comtesse jetzt hin?«
    »Wenn wir ihr vorsichtig folgen, ohne daß sie uns sieht, können wir es herausfinden«, flüsterte die Frau des Bürgermeisters, legte ihren Finger auf den Mund und deutete mit dem Kopf zum Ausgang des Geschäfts.
    Isolde blieb kurz auf dem Bürgersteig stehen, um zu sehen, in welche Richtung Flora geritten war. Ihre Nasenflügel bebten, als sie die Reiter beim Mietstall absteigen sah. Als würde sie ihre Beute wittern, atmete sie tief ein, lächelte und hielt direkt auf sie zu.
    »Warum gehst du nicht schon zum Planters House vor?« fragte der Graf Flora und begann, die Satteltaschen von seinem Pferd zu heben. »Wir kommen in Kürze nach.«
    »Ich hätte nichts dagegen«, antwortete Flora mit einem kleinen Lächeln. »Ein weiches Bett hört sich himmlisch an nach einem langen Tag im Sattel.«
    »Vielleicht könntest du schon etwas für uns zu essen bestellen«, schlug ihr Vater vor. »Und etwas Kühles und Flüssiges«, fügte er

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