Sünden der Leidenschaft
genügend Geld, um vor Henriettes Papa zu bestehen.«
»Vielleicht sollte ich ihn einmal zum Essen einladen«, überlegte Molly ernst und schelmisch zugleich.
»Aber nicht heute abend.«
»Nein. Heute abend essen wir allein. Harold zieht ein ruhiges Essen vor.«
»Das würde mir außerordentlich gut gefallen«, murmelte Adam und lächelte leicht. »Also dann, bis vierzehn Uhr.« Er gab ihr zum Abschied einen Handkuß und ging.
Bevor Harold Fisk an diesem Tag von der Bank zum Mittagessen nach Hause ging, versuchte er Adam ausfindig zu machen. Als er am Vormittag James getroffen hatte, hatte der ihm gesagt, daß Adam in der Stadt sei. Er fand James und Adam in einem Mietstall, wo sie eine große Kutsche begutachteten.
»Brauchen Sie eine Postkutsche?« erkundige sich Harold und trat in den Stall.
»Ich hoffe es«, sagte Adam und lächelte kurz. »Ich habe Molly heute vormittag besucht.«
»Und unseren Gast, nehme ich an.« Harolds Gesichtsausdruck blieb unbewegt.
»Mein herzliches Beileid, daß sie bei Ihnen wohnt.«
»Ich kann nicht sagen, daß es sehr erfreulich ist, aber das war es ja wohl noch nie mit ihr.«
»Isolde wird ihren Besuch bald beenden«, sagte James.
»Das ist nicht meine Angelegenheit«, antwortete Harold schnell und blickte um sich, als fühle er sich beobachtet. Dann fügte er hinzu: »Tatsächlich ist sie auch ein Grund, weshalb ich hier bin. Ich habe gerade etwas über Ned Storhams Reisepläne gehört. Offenbar sind die beiden zusammen aus Cheyenne gekommen. Kein besonders beruhigender Gedanke.« Er wischte sich die Stirn mit dem Taschentuch ab. Sein Gesicht war gerötet, trotz der Kühle, die in dem Mietstall herrschte. »Sie wissen ja, daß hier jeder seinen eigenen Kampf kämpft. Aber ich dachte mir, daß Sie vielleicht wissen sollten, daß Ned auf dem Weg zum Musselshell ist.« Er blickte sich ein zweites Mal um und murmelte: »Niemand wird sich einmischen, und niemand wird ihn vermissen.«
»Ich danke Ihnen für diese Information, Harold«, sagte Adam, obwohl er die Neuigkeiten über Ned Storham bereits von seinen Leuten in Virginia City gehört hatte. Aber er freute sich doch über die Rückendeckung, die er hier bekam. Nicht, daß er sich nicht hätte verteidigen können, aber es war immer gut, andere einflußreiche Männer auf seiner Seite zu haben.
»Ich habe den Eindruck, daß Sie nur so lange einen legalen Anspruch auf Ihr Land besitzen, bis man es Ihnen wegnimmt«, stellte Harold nachdrücklich fest. »Unser verdammter Gouverneur konnte nicht einmal ein Gesetz zum Privateigentum vom Kongreß verabschieden lassen.«
»Mein Vater hatte persönliche Freunde in Washington«, bemerkte Adam. »Er wollte, daß meine Mutter und ihr Stamm abgesichert sind.«
»Nun, ich wollte Ihnen nur viel Glück wünschen. Die Männer um Ned Storham sind feige Schurken. Sie werden davonlaufen.«
»Das habe ich mir gedacht«, sagte Adam.
»Und wir haben erstklassige Waffen«, fügte James hinzu.
»Gut, gut, das höre ich gern.« Der Banker Fisk war sichtlich im Zweifel. Ned Storham hatte eine große Menge Geld in seiner Bank deponiert, und aus diesem Grund konnte er sich schlecht für eine Partei entscheiden. Manche Leute rümpften insgeheim die Nase über Adam, weil er ein Halbblut war, obwohl natürlich niemand von ihnen das offen zugegeben hätte. Der Comte de Chastellux besaß zu viel Macht. »Sie wissen, daß Richter Parkman hinter Ihnen steht, wenn irgendwelche Storham-Erben Ihnen Ärger machen wollen.«
Adam lächelte. »Das hat er mir gesagt. Ich habe seine Nachricht im Hotel erhalten. Danke, Harold.« Er streckte ihm die Hand hin, denn er freute sich aufrichtig über die Bemühungen Harolds, der viele andere reiche Geldanleger besänftigen mußte.
»Ich werde mich jetzt verabschieden. Bringen Sie Lady Flora doch einmal zum Essen mit … später.« Er lächelte nervös.
»Wir würden uns sehr freuen«, antwortete Adam. »Vielleicht kann Flora dann wieder etwas von unserem Geld gewinnen.«
»Nur von Ihrem, Adam«, kicherte der Bankier. »Für meine Verhältnisse spielt sie zu hoch.«
Flora und ihr Vater erreichten Helena am Nachmittag. Sie waren ohne Unterbrechung vom Lager am Yellowstone hergeritten und hatten nur wenige Stunden in der vergangenen Nacht geschlafen. Henry, Alan und Douglas hielten sich hinter ihnen. Sie alle waren mit Staub bedeckt und erhitzt. Der Herbsttag war wolkenlos, und die Sonne schien strahlend.
Flora zog die Blicke der Passanten auf sich, während sie
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