Sünden der Leidenschaft
Vater.
»Ich vermute, Sie waren sehr zart«, sagte Adam, der sich mehr für die schöne Lady Flora interessierte, als ihm lieb sein konnte.
»Ich war einfach ein neugieriges Kind, so wie Lucie. Wir haben heute einige Zeit in Ihrer Bibliothek damit verbracht, auf den Landkarten von Montana den Weg zu verfolgen, den Sie geritten sein könnten«, sagte Flora, um das Thema zu wechseln. »Sie hat schon seit heute morgen auf Ihre Rückkehr gewartet.«
»Eigentlich wollten wir auch schon früher zurückkommen.« Adam rieb sich kurz die Stirn und nahm dann die Karaffe von dem Tischchen neben sich.
»Sie sehen müde aus«, sagte Flora, über sich selbst überrascht, denn sie hörte sich wie eine besorgte Ehefrau an.
Während er sich einen Whiskey einschenkte, sah Adam kurz auf. Ihre Stimme klang angenehm vertraut. »Man hat wenig Gelegenheit zum Schlafen, wenn man unterwegs ist«, antwortete er neutral und schob seine Sehnsucht nach Flora Bonhams Umarmung beiseite. »Und wir waren drei Tage unterwegs«, fügte er hinzu. Er hob sein Glas und nahm einen großen Schluck von dem Bourbon-Whiskey. Er hatte plötzlich das Gefühl, daß er unbedingt eine Stärkung brauchte.
»Haben die Blackfeet Ihre Pferde gestohlen?« erkundigte sich George Bonham.
Adam nickte. »Sie versuchen ständig unsere Herden zu rauben. Aber nachdem wir sie überwältigt hatten, gaben sie sie uns zurück.« Es sollte absichtlich beiläufig klingen und nicht nach einer Verfolgungsjagd und einem Kampf in einem unwegsamen Gelände über dreißig Kilometer hinweg. »Haben Sie schon unser Gestüt besichtigt?« erkundigte er sich, denn er wollte nicht mit ihnen über den Überfall sprechen – weiße Frauen stellten unweigerlich Fragen, die zu beantworten er nicht bereit war.
»Ich glaube, daß wir alles gesehen haben«, antwortete der Graf. »Sie haben eine beeindruckende Ranch aufgebaut. Es fragt sich nur, über welche von Ihren Schönheiten wir verhandeln können. Flora mag das große braune Springpferd«, fuhr er fort.
Sie geht zur Jagd, dachte Adam und fügte damit ein weiteres Stück zu dem Bild hinzu, daß er sich von der erstaunlichen Miss Bonham gemacht hatte.
»Papa glaubt, er könnte mit dem wundervollen schwarzen Rennpferd, das Sie hier haben, beim Rennen in Ascot gegen den Grafen von Huntley eine Wette gewinnen. Harry hat letztes Jahr gewonnen, und nun möchte Papa eine Revanche.«
»Wir haben den Rappen bei einssechsundvierzig pro Meile gestoppt, er ist verdammt schnell«, sagte Adam.
»Das hat Lucie uns auch gesagt. Sie kennt die Zeiten fast aller Rennpferde«, bemerkte Flora Vater.
»Das liegt daran, daß sie die Zeiten an der Rennbahn stoppt«, erklärte Adam, als wäre es völlig selbstverständlich für eine Dreijährige, mit Stoppuhren umzugehen.
»Sie haben aber nicht die Absicht, dieses Jahr beim Rennen in Ascot dabeizusein, oder? Denn dann wäre die Zeit zu knapp, um das Pferd nach England zu verschiffen.«
»Nein, wir werden den Sommer über im Yellowstone-Valley bleiben. Vorausgesetzt, daß die Stämme nicht durch meine ständige Fragerei und Neugierde verärgert sind.«
Adam zuckte die Schultern. »Ich glaube, daß die meisten Absarokees freundlich sind. Wir haben eine lange Tradition im Umgang mit den Weißen.«
»Dafür ist Ihre eigene Geschichte ja ein gutes Beispiel«, bemerkte der Graf lächelnd.
»So ist es. Mein Vater kam mit Prinz Maximilian Anfang 1830 hierher 2 . Er war allerdings nicht der erste. Verglichen mit den großen Indianerstämmen, die die zahlenmäßig schwachen Absarokees umgaben, waren die Absarokees immer stolz auf ihre Versuche, ein gutes Verhältnis zu den Weißen und der Regierung zu haben. Sie hielten es für notwendig, denn man kann niemandem trauen, wenn es um Landbesitz geht. Um sich bei eventuellen, zukünftigen Vertragsverhandlungen abzusichern, sorgte mein Vater dafür, daß ihm das Land per Kongreßbeschluß überschrieben wurde und er einen Titel darauf erhielt. Ich muß deshalb möglichen Eindringlingen nicht jedesmal klarmachen, daß dieses Tal mir gehört«, fügte er hinzu.
»Die neuen Viehzüchter versuchen das doch sicher, oder?« fragte George Bonham.
»Ja, die neuen Viehzüchter schon … Sie betrachten das Indianerland als für jedermann zugänglich, obwohl der Vertrag über den Bau von Straßen durch das Yellowstone-Gebiet niemals unterschrieben wurde und dieses Land innerhalb der Grenzen des Landes der Absarokees liegt.« Adam seufzte.
»Werden Sie denn auch als Indianer
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