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Sünden der Leidenschaft

Sünden der Leidenschaft

Titel: Sünden der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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vergewissern.
    Er nickte still und drehte seinen Kopf, um ihre Finger mit seinen Lippen zu liebkosen.
    »Mai 1867«, murmelte Flora, während sein Atem warm über ihre Finger strich.
    »Ich werde es nicht vergessen. Die Kleinen Menschen schreien über meine Schulter.« 6
    »James nimmt dich fort von mir.«
    »Noch nicht heute nacht.«
    »Aber bald.«
    Er seufzte, denn er wußte, wie wenig Zeit sie noch hatten. »Das hängt ganz von den Aktivitäten in Virginia City ab.«
    »Du könntest verwundet werden.«
    Er schüttelte den Kopf. »Meine Medizin schützt mich.« Seine sanfte Stimme klang, als hätte seine Seele die Kraft zu trösten. »Und nun sing mir etwas vor«, sagte er ruhig und stellte sie auf die Füße. »Dann werden wir zusammen in dieser Frühlingsnacht im Mai tanzen.«
    Er sang das Lied mit ihr, und seine tiefe Stimme war wie eine Liebkosung. Wehmütig sangen sie das Liebeslied von den heimlichen Versprechungen der Verliebten. Er hielt sie fest, während sie sich leicht bewegten und ihre Schritte wie ein Flüstern auf dem handgewebten Plüschteppich klangen.
    »Wann warst du in den Tuilerien?« erkundigte er sich leise, als wüßte er, woran sie dachte.
    »Letztes Jahr während der Saison. Zweimal.«
    Er schüttelte den Kopf, weil er im letzten Winter auf seine Herden aufgepaßt hatte, da die Lakota ihre Grenzen nach Westen hin überschritten hatte.
    »Und im Jahr davor im Frühling.«
    »Wann?« Er wünschte sich, auch in Paris gewesen zu sein.
    Sie lächelte. »Im April, beim ersten Pferderennen.«
    »Du hast gesehen, wie Dongen den Royal Cup gewonnen hat?« murmelte er lächelnd.
    »War das dein Pferd?« Sie blieb unvermittelt stehen, sah ihm in die Augen und konnte die Antwort dort lesen.
    »Mein Pferd«, bestätigte er sanft und zog sie mit einem glücklichen Lächeln näher zu sich heran. »Und die Tuillerien dufteten an jenem Abend nach den Blüten der Resedasträucher.«
    »Ich erinnere mich genau an den Abend, und jetzt weiß ich auch, weshalb.«
    »Unsere Geister haben sich getroffen«, flüsterte er.
    In dieser Nacht liebten sie sich ungewöhnlich zärtlich – als wären ihre Körper und Seelen aus hauchdünnem Glas, als dämpfte die Melancholie, die sie zeitweise überkam, ihren bis dahin gierigen Liebeshunger, als wären sie allein in einer untergehenden Welt.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Flora später. Adam lag befriedigt auf ihr und hatte sich auf seine Ellenbogen gestützt. Zart berührte sie einen seiner rosa Muschelohrringe.
    »Von den Göttern verwöhnt, bia.«
    »Oder vom Glück.«
    Er bewegte seinen Kopf auf die Seite und sah sie fragend an. »Glaubst du nicht an mystische Wahrnehmungen?«
    »Warum trägst du sie so oft?« fragte Flora und deutete, statt auf seine Frage einzugehen, auf die Ohrringe. Sie besaß einen ausgeprägten Sinn für Realismus und weniger für Mythologie.
    »Meine Mutter hat sie mir zu meiner Geburt geschenkt. Sie schützen mich vor Gefahren. Es geht eine starke medizinische Kraft von ihnen aus«, erklärte er. Doch mit diesen Worten beschwor er nur die bösen Geister, über die sie beim Abendessen gesprochen hatten, wieder herauf – die Gespräche über die Miliz und die Bürgerwehr, über Raub, Plünderei und Verteidigungsforts.
    »Wird es viele Tote geben?« fragte Flora voller Angst, obwohl die ruhige Wärme seines Körpers das genaue Gegenteil von Krieg und Tod war.
    »Ich werde dafür sorgen, daß du von einer Eskorte begleitest wirst. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Sie wollen ohnehin nur die Indianer töten …«
    »Es wird nicht lange dauern, denn meistens ist das alles nur das Gefasel von Betrunkenen und ein politisches Machtspiel«, beruhigte er sie.
    »Ich habe Angst, daß du verletzt wirst.«
    »Das wird nicht geschehen. Und nun sei still und küß mich.« Und sie küßte ihn.
    Im Morgengrauen trat Adam in James’ Zimmer. Leise schloß er die Tür und fuhr sich durch die unordentlichen Haare, bevor er auf das Bett zuging.
    »Du siehst müde und verdammt mitgenommen aus«, sagte sein Cousin, setzte sich in seinem Bett auf und blickte an Adams hastig übergezogener Kleidung herunter. »Ich habe gesehen, daß es draußen schon hell wird«, sagte er bedeutungsvoll. Dann verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und legte sich auf das Kissen zurück.
    »Verzeih, sie ist gerade erst eingeschlafen«, entschuldigte sich Adam und ließ sich schwer in einen Polstersessel neben dem Bett fallen.
    »Flora Bonham scheint anders als die

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