Sünden der Leidenschaft
anderen Frauen zu sein. Und du scheinst anders als sonst zu sein.« James kniff seine Augen etwas zusammen. »Und so bald nach Isolde. Ich bin überrascht.«
»Du kannst nicht so überrascht sein wie ich selbst«, gab Adam leise zurück.
»Ich habe gehört, daß du ihr bei Richter Parkman begegnet bist.«
Adam rutschte tiefer in seinen Sessel und blickte seinen Cousin aus halbgeschlossenen Augen an. »Wer hat dir das gesagt?«
»Aurora Parkman – unter anderem. Der Tratsch blüht. In deiner unnachahmlichen Art hast du an jenem Abend etliche gesellschaftliche Normen außer acht gelassen. Vielleicht hättet ihr nicht wieder in den Ballsaal zurückkommen sollen« – er machte eine bedeutungsvolle Pause –, »danach.«
»Ich weiß nicht mehr genau, ob es ursprünglich meine Idee war, die Party zu verlassen. Es ist möglich, daß sie mich darum gebeten hat«, versuchte Adam sich zu erinnern.
»Und du sagst niemals ›nein‹.«
»Kann sein, daß ich sogar darüber nachgedacht habe.«
»Aber offensichtlich nicht besonders lange.«
»Zu diesem Zeitpunkt zog sie sich bereits aus, und da wäre es verdammt schwer gewesen, ernsthaft ›nein‹ zu sagen.«
»Und wenn jemand gekommen wäre? Zum Beispiel ihr Vater?«
Adam zuckte die Schultern. »Es kam niemand. Wo liegt das Problem?«
»Das Problem ist, daß ich nichts mit dir anfangen kann, wenn du verliebt bist. Die Lage ist zu ernst.«
Adam blickte seinen Cousin durchdringend an. »Ich kann dich beruhigen. Es ist keine Liebe.«
»Um so besser«, sagte James grinsend. »Eine solche Hingabe kenne ich bei dir gar nicht. Ich war wirklich verwirrt, als ich deine offene Bewunderung für Flora bemerkt habe.«
»Vermutlich wirst du blind«, antwortete Adam ruhig. »Marschiert Sherman in Richtung Norden?« brach er das Gespräch über sein Liebesieben abrupt ab. »Müssen wir gegen Meaghers Freiwilligenarmee und gegen die Regierungstruppen kämpfen?«
»Auf beide Fragen lautet die Antwort nein«, sagte James. Er hatte verstanden, daß das Gespräch über Flora Bonham beendet war. »Aber Shermans Unterstützung, Major Lewis ist auf dem Weg nach Virginia City, um festzustellen, welche Gefahr ihnen von seiten der Indianer droht.«
»Dann werden wir diesen Sommer damit verbringen, Meaghers politische Interessen zu vereiteln, und auf einen frühen Winter hoffen müssen, um die Miliz loszuwerden.«
»So ungefähr. Unglücklicherweise liegen die beiden Forts, die sie gerade bauen, nicht weit von hier.«
»Die Gerüchte von Goldfunden im Yellowstone River könnten für die Freiwilligen interessanter sein als ein offizieller Krieg gegen die Indianer«, stellte Adam fest. »Nachdem die Verhandlungen, das Land für sie zu öffnen, im letzten Jahr gescheitert sind, kämen ihnen weitere Gründe, das Gebiet zu besetzen, nur gelegen.«
»Und vergiß nicht das Interesse der Eisenbahngesellschaft an den Kohlevorkommen.«
»Oder die Pläne der vielen Rinderzüchter, ihre Herden im Norden vom Yellowstone weiden zu lassen. Der verdammte Storham und seine Bande bedrängen unsere Grenzen bereits.« Adams Stimme wurde hitzig.
»Ich werde die zusätzlichen Waffen, die du in Fort Benton bestellt hast, abholen, nachdem ich im Sommerlager über die Neuigkeiten bezüglich Shermans berichtet habe.«
»In ungefähr vier Tagen treffe ich dich dann in Fort Benton.«
»Wirst du in vier Tagen noch leben?« erkundigte sich James ironisch, weil er bemerkte, wie müde Adam in seinem Sessel hing.
»Falls nicht«, antwortete Adam mit einem Grinsen, »erbst du meine besten Pferde.«
James lachte. »Es ist eine Frage des Gewissens.«
Adam erhob sich aus dem Sessel, streckte sich und seufzte. »Ich werde mich jetzt für einige Stunden hinlegen. Bis dann in Fort Benton.«
In den folgenden Tagen drehten sich Adams Interesse, seine Gedanken und seine gute Laune nur um Flora Bonham. Er strich alle üblichen Tätigkeiten von seinem Kalender und überließ die täglichen Arbeiten auf der Ranch Montoya. Hatte er den Verpflichtungen als Gastgeber des Grafen und als Vater Lucies Genüge getan, verbrachte er seine Zeit ausschließlich mit Flora.
Sie wußten, daß ihre gemeinsame Zeit begrenzt war. Wie ein verliebtes Paar sponnen sie Intrigen und machten Pläne, um so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. Sie küßten sich in dunklen Ecken, hinter schnell geschlossenen Türen, stahlen sich für ein heißes Rendezvous davon, trafen sich »zufällig« in einsamen Ecken und Lauben, in der stillen
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