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Sünden der Leidenschaft

Sünden der Leidenschaft

Titel: Sünden der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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bestellen. Gehen wir dann nach dem Frühstück zur Rennbahn?«
    »Zuerst hast du deinen Unterricht, Lucie«, erinnerte Cloudy.
    Zwischen dem Vormittags- und dem Nachmittagsunterricht gingen sie zur Rennbahn. Später am Tag ritten sie zu dem natürlichen »Schwimmbecken« im Fluß – Tom begleitete sie – und bewunderten den idyllischen, bewaldeten Ort. Da der Fluß hier eine Biegung beschrieb, floß das Wasser langsamer. Die Strudel hatten im Laufe der Zeit ein tiefes Wasserbecken ausgespült, das am Ufer von Weiden umrahmt war. Das ruhige Wasserbecken, das hohe, wehende Gras am Rand des Schwimmbeckens, die Trauerweiden, die ihre Schatten wie Spitzenvorhänge auf das Wasser warfen, das Vogelgezwitscher und die bunten Schmetterlinge, die im Sonnenlicht tanzten, rundeten das paradiesisch anmutende Bild ab.
    »Machen wir einen Wettlauf zum Wasser«, schrie Lucie und sprang mit der Eleganz der geübten Reiterin von ihrem Pony. Unter Freudenschreien lief sie durch das hohe Gras.
    Die Erwachsenen folgten langsam nach. Während Lucie im Wasser watete und plantschte, ruhten sie sich auf dem von der Sonne erwärmten Gras aus. Ein herrlicher Flecken voller Schönheit und Frieden … Wenn Adam hier wäre, wäre der Nachmittag perfekt, dachte Flora wehmütig.
    Am Abend wiegte Flora Lucie in den Schlaf. Da die beinahe Vierjährige der Müdigkeit zu widerstehen versuchte, wurde daraus eher eine Unterhaltung vor dem Zubettgehen. Sie unterhielten sich vor dem Einschlafen. Sie erzählten sich gegenseitig Geschichten, sagten Kindergedichte auf und sangen Lieder zusammen. Lucie sprach fließend Französisch, Englisch und Absarokee und beherrschte auch das Dubliner Idiom von Mrs. O. Ihr Repertoire an Liedern bestand aus einer Mischung aus den verschiedenen Kulturen, und ihr Akzent war – wie oft bei Kindern mit ihrem feinen Gehör – fehlerlos.
    Warm und weich lag sie in Floras Armen, ihren kleinen Körper eng an sie geschmiegt. Flora fühlte sich zufrieden wie selten zuvor. Ihr seltsames Glücksgefühl rührte daher, daß Lucie ein unwiderstehliches, liebliches Kind war. Daß sie auch Adams Kind war, bestärkte Floras ungetrübte Glücksgefühle. Zum ersten Mal in ihrem Leben bedauerte es Flora, keine Kinder haben zu können. Nie zuvor hatte sie das als einen Mangel empfunden. Aber sie hatte auch noch nie Adams Tochter im Arm gehalten und gespürt, daß sie fähig war, jemanden so zu vermissen. Das Gefühl, etwas unwiederbringlich verloren zu haben, mischte sich in ihre ungetrübte Freude.
    »Bleib doch bei uns«, sagte Lucie und sah Flora an. Ihre Augen ähnelten denen ihres Vaters stark. Das flauschige, nach Lavendel duftende Nachthemdchen wirkte wie eine kleine Wolke in dem halbdunklen Raum.
    »Das würde ich gern tun«, antwortete Flora mit derselben Ehrlichkeit wie das kleine Mädchen in ihren Armen. »Aber wir müssen mit unseren Studien weitermachen.«
    »Papa kann doch den Stamm bitten, hierherzukommen, dann brauchtest du nirgendwo hinzureisen.«
    »Ich glaube, dein Papa hat genug zu tun und kann nicht auch noch bei unseren Studien helfen.«
    »Er würde es tun, weil er dich liebt. Das weiß ich. Papa ist fast nie mit jemandem zusammen. Er sagt immer, er hat keine Zeit. Aber mit dir lacht er und hat viel Freude, und er ist glücklich, wenn du da bist. Deshalb sollst du hierbleiben.«
    Das Angebot war sehr verlockend. Flora hatte das Gefühl, daß alles, was sie im Kinderzimmer sah, sie an Adam erinnerte. »Vielleicht kommen wir zurück und besuchen euch«, erklärte sie freundlich, denn sie wollte Lucie nicht traurig machen.
    »Du mußt zurückkommen«, beharrte Lucie, »und ganz lange hierbleiben. Sogar Cloudy mag dich«, fuhr sie mit einem sonnigen Lächeln fort. »Sie mag wirklich nicht besonders viele Leute. Nur Papa und mich und vielleicht einige von den Dienern, und zwar die, die ›ihren Platz kennen‹ wie sie sagt. Cloudy mag es nicht, wenn Papa zum Abendbrot in Hemdsärmeln erscheint und die Diener mit uns reden und noch einiges andere, was sie für wichtige Regeln hält«, plapperte Lucie weiter. »Wußtest du schon, daß eine Dame nur im schwarzen oder blauen Kleid ins Theater gehen kann? Obwohl Mama alle Vorschriften kannte, mochte Cloudy sie nicht. Aber Mama mochte Cloudy auch nicht, also war es ausgeglichen. Ich habe einmal gehört, wie Papa zu Mama sagte, daß Cloudy bleibt, solange er atmen kann. Ich glaube, daß soll heißen, bis zu seinem Ende.«
    Flora hielt angesichts dieser Erläuterungen ein Lächeln

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