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Sünden der Leidenschaft

Sünden der Leidenschaft

Titel: Sünden der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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hielt sich dort eine Mischung aus Finanzgrößen aus dem Osten, Besitzern von Ölquellen aus dem Westen, Industriebossen der Transportindustrie, Politikern, Möchtegern-Reichen und Mitgliedern der adligen Rennsportwelt auf. All diese Leute traf man in einem kunterbunten Durcheinander auf den Verandas, bei den Quellen, bei den Mahlzeiten in den riesigen gemeinsamen Speisesälen, in den Spielhöllen und bei Spaziergängen im Schatten an. Die buntgemischte Bevölkerung, die Amerikas »Melting-Pot-Kultur« begründete, in der jeder die gleiche Chance besaß, Glück und Vermögen zu machen, kam einmal im Jahr in Saratoga zusammen, um ein bemerkenswertes Spektakel zu bieten – die amerikanische Demokratie.
    Natürlich gab es auch solche reichen Besucher, die eine eigene Unterkunft vorzogen.
    Sie waren in den riesigen Häusern an den Alleen untergebracht, die im neuesten Stil gebaut waren: französische Chateaus, Schweizer Chalets, italienische Villen, holländische Renaissance-Herrenhäuser, griechische Tempel mit weißen Schindeln und Häuser im viktorianischen Stil, verziert mit Türmen und Türmchen, Ecken und Kanten und filigranen Details. Die ausladenden, theatralischen Villen spiegelten den obszönen Reichtum ihrer Besitzer wider.
    Neben den überladenen »Cottages« der Neureichen, die durch den Bürgerkrieg zu Geld gekommen waren, gab es auch die gediegenen Häuser der alteingesessenen reichen Familien, die im Federal-Stil der vergangenen Jahrzehnte erbaut waren und mit imposanten Fassaden glänzten, makellos weiß und großartig hinter schmiedeeisernen Zäunen, mit Blumen in den Gärten.
    In einem solchen Haus wohnte Floras Tante Sarah im August des Jahres 1867 wie in jedem August, seitdem Saratoga, ein bis dahin verschlafener Ort, durch seine Heilquellen bekannt geworden war. Seit zehn Jahren Witwe, war sie eine erfolgreiche Pferdezüchterin und sah für ihre fünfzig Jahre erstaunlich jung aus.
    Sarah Gibbon kannte Adam Serre als Liebhaber von Rennpferden und hatte ihn 1863 auch kennengelemt, als die ersten Rennen in Saratoga stattgefunden hatten. Sie waren keine engen Freunde, aber gute Bekannte wie viele andere reiche Pferdezüchter, die sich jeden Sommer in Saratoga wiedertrafen. In dieser Saison hatte der Comte de Chastellux seine Tochter mitgebracht, wie Sarah mit dem Blick einer Mutter feststellte. Das Mädchen hatte die gleiche Hautfarbe und die berühmten Augen ihres Vaters. Aber er war nicht in Begleitung seiner Frau – wie sie ebenfalls bemerkte. Gerüchten zufolge war seine Ehe ungewöhnlicher verlaufen als die meisten anderen.
    In der Mitte des Sommers war es in der Prärie so heiß, daß das ganze Dorf von Four Chief in die Berge umgezogen war, um den glühenden Temperaturen zu entkommen.
    Andere Stämme waren ebenfalls in die höheren Regionen gezogen, und so fanden zwischen den verschiedenen Lagern viele Besuche statt. Die Männer und Frauen ritten ihre Pferde ein, wetteiferten in Spielen, klatschten und tratschten miteinander und tanzten nachts unter dem sternenübersäten Himmel ihre uralten mythischen Tänze. Es war eine Zeit der Freude, in der die familiären Kontakte wiederauflebten.
    Flora und ihr Vater hatten viel damit zu tun, die Ereignisse im Sommerlager mitzubekommen und niederzuschreiben. Sie beschrieben die verschiedenen Spiele und Tänze, beobachteten die Brautwerbungsrituale und hatten Mühe, die komplizierten Strukturen der Absarokee-Familien und Stammesbeziehungen zu verstehen.
    Flora stürzte sich wieder in ihre Arbeit, aber sie konnte die Gedanken an Adam nicht verdrängen, gleichgültig, wie sehr sie sich auf ihre Studien konzentrierten. Sie hatte begriffen, daß es auch in Liebesbeziehungen Grenzen gibt, die man nicht leugnen kann. Ihr Verstand kannte die Regeln.
    Man sagte einfach: »Danke, es war sehr schön«, und legte die Erinnerung wie einen wundervollen Sommertag ab, wie einen schönen Ausritt oder das erhabene Gefühl, wenn man bei seinen Studien eine bedeutende Entdeckung gemacht hat.
    Aber diesmal versagte ihre Logik. Sie konnte die Sehnsucht nicht unterdrücken. Und ihr Vater merkte das.
    Eines Nachmittags saßen George Bonahm und Flora nebeneinander im kühlen Schatten einer Bergkiefer und sahen den täglichen Wettrennen über die Grasfläche unter ihnen zu.
    »Du könntest auch nach Saratoga gehen«, sagte der Graf ruhig, während sein Blick auf die galoppierenden Pferde gerichtet war.
    Flora wandte sich ihm abrupt zu. »Ist es so offensichtlich?« fragte sie

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