Sünden der Leidenschaft
neidisch und wieder andere prüfend und abschätzend, als wollten sie sagen: »Erzähl mir alle Einzelheiten …«
Errötete sie unter den offenen Blicken oder weil sie glücklich war? Adam hatte nicht gesagt, daß er sie liebte, aber er wollte ihr gefallen. »Zölibat«, hatte er gesagt, verdrossen, trotzig, schlechter Laune. Aber er hatte es gesagt. Das Wort hallte in ihren Ohren nach. Er verzichtete für sie auf andere Frauen. Das war Adam Serres Liebeserklärung an sie.
Sarah fragte ihre Nichte auf dem kurzen Nachhauseweg an diesem Abend aus, aber Flora erklärte nur, sie habe sich gefreut, daß Adam gekommen sei.
»Es sah so aus, als hättet ihr gestritten«, beharrte Sarah.
»Nicht ganz«, antwortete Flora hin- und hergerissen und noch zu verwirrt, um ihre Gefühle zu zeigen oder gar die Möglichkeit zuzugeben, daß sie Adam wirklich liebte. »Er sagte, ich sähe in diesem Kleid wie ein Engel aus.«
Sarah konnte ihr Lächeln in der Dunkelheit verstecken. Ein erster Sieg, seit sie die Initiative übernommen hatte, dachte sie zufrieden. »Wie hat dir Bobby Randall gefallen?« fragte sie, um die Wirkung ihres Planes zu überprüfen. »Er scheint ein gutaussehender, charmanter Junge zu sein.«
»Er ist die Langeweile in Person. Adam holt mich morgen zum Frühstück ab.«
»Wie nett«, antwortete ihre Tante, als wären die beiden Sätze ein einziger glücklicher Gedanke. »An den Vormittagen ist es so wunderbar kühl für einen Ausflug.« Der Abend war tatsächlich ein voller Erfolg gewesen, dachte sie begeistert. »Wie gut, daß wir so früh nach Hause kommen, so bekommst du genug Schlaf, um morgen schön zu sein«, fügte sie ruhig hinzu.
Adam dagegen schlief nicht. Er war zu Morrissey zurückgegangen und hatte wieder am Pokertisch Platz genommen, in redseliger Stimmung, ungeachtet aller Schwierigkeiten.
Flora hatte gesagt, daß sie ihn liebe. Das reichte ihm – es bedeutete ihm alles. Er spielte unbekümmerter als sonst und gewann auch noch dabei.
»Verflixt, Adam, wie kommst du immer zu diesen Pokerblättern? Du hast jetzt ein Dutzend Male hintereinander gewonnen«, brummte Caldwell. »Kein Wunder, daß du so froh bist, obwohl du bereits in guter Stimmung zurückgekommen bist. War die Dame freundlich?«
»Sehr freundlich«, sagte Adam vergnügt. »Wir haben uns unterhalten.«
»Tatsächlich? Und ich bin Lehrer in der Sonntagsschule.«
»Gibt es nie Situationen, wo du dich nur mit den Damen unterhältst, Caldy?« fragte Adam und blickte seinen Freund interessiert an.
»Nein, es sei denn, sie sehen nicht gerade ansprechend aus, Serre. Aber soweit ich mich erinnere, ist diese flammenhaarige Schönheit, der du so beharrlich den Hof machst, nicht im geringsten unansehnlich.«
»Wir hörten ein Konzert auf dem Flügel«, erklärte Adam mit einem schwachen Lächeln.
Diese Aussage ließ alle Anwesenden aufhorchen.
»Ist das dein Ernst?« fragte einer seiner Freunde und zog die Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch.
»Es würde euch allen gut tun, ein bißchen Kultur zu bekommen«, bemerkte Adam fröhlich. Der Zigarrenrauch war zum Schneiden dick, und auf dem Tisch standen etliche benutzte Gläser. »Man muß nicht seine ganze Zeit bei Morrissey’s verbringen.«
»Nein«, sagte einer der Spieler lakonisch. »Es gibt auch noch die Rennbahn.«
»Ich nehme an, da wirst du auch wieder gewinnen, Serre«, äußerte Caldwell und warf seine Chips auf den großen Haufen in der Mitte des Tisches. »Ich erhöhe.«
»Meine Pferde haben morgen Ruhetag«, sagte Adam freundlich. »Und ich ebenfalls.« Er ging mit und erhöhte um weitere fünfhundert Dollar.
Und so ging das Spiel wie jede Nacht weiter, wurden Flaschen geleert und die Einsätze erhöht, bis um kurz nach ein Uhr die Tür abrupt aufsprang und ein unordentlich gekleideter, betrunkener Mann über die Türschwelle schwankte. Mühsam hielt er sich am Türrahmen fest und blickte in die Richtung des Pokertisches.
»Wo ist … dieser Bastard von Rothaut?« rief er, torkelte einen Schritt vorwärts und drohte das Gleichgewicht zu verlieren.
»Ist ein bestimmter Rothaut-Bastard gemeint?« erkundigte sich Adam höflich und blickte Ned Storhams jüngeren Bruder an.
»Aha«, schrie der Betrunkene wie ein schlechter Schauspieler in einem Melodrama und hielt sich krampfhaft am Türrahmen fest. »Habe ich dich gefunden.«
»Leider«, sagte Adam ruhig. »Du solltest gehen und dich ausschlafen, Frank.«
»Ich will nich’ schlafen. Ich will dich
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