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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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passiert ist.«
    Sein Kopf schnellte hoch, und er sah sie an, die Augen hart 451
    und glänzend wie Bernstein unter seinen finsteren Brauen.
    »Andere Dinge hatten Vorrang. Willst du mir damit unterstellen, daß ich mich davor gedrückt habe, ihn abzuklopfen?«
    »Ich unterstelle gar nichts«, sagte sie mit regloser Miene,
    »halte lediglich fest: Es ist nicht passiert. Jetzt habe ich ihn herbestellt und werde auf jeden Fall dafür sorgen, daß alle geäußerten Fragen beantwortet werden.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Sie standen da wie zwei Cowboys beim letzten Duell vor dem Saloon. Mitch kam es vor, als hätte sie mit ihrem Zeh zwischen ihnen eine Linie auf dem Teppich gezogen. Und er verspürte ein vages Gefühl von Verlust, ob das nun passend war oder nicht.
    »Megan«, sagte er und hob die Hand, um ihr über die Wange zu streichen.
    Sie wandte sich ab. »Mach es nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist, Mitch«, murmelte sie. »Bitte.«
    »Wir müssen ja keine Feinde sein.«
    »Das sind wir auch nicht«, wehrte Megan ab. Sie zwang sich, einen Schritt zur Seite zu tun. Seine Zärtlichkeit war jedesmal ihr Untergang. Das mußte aufhören, wenn sie diese Situation irgendwie in den Griff bekommen wollte.
    »Hör mal«, seufzte sie, »ich fühle mich in die Ecke gedrängt und irgendwie ausgenutzt; du bist nicht schuld an dem, was passiert ist. Ich kann das nur nicht so gut wegstecken, fertig.«
    »Ich rede mit DePalma, wenn du willst, sag ihm, daß nichts passiert ist. Außerdem geht sie das einen Dreck an, verdammt noch mal.«
    Sie lächelte traurig. »Danke, aber das wird auch nichts nützen.
    Ihm ist es gleichgültig, was passiert ist und was nicht, wenn sie beschlossen haben, mich zu einem Public-Relations-Problem zu deklarieren.
    Wenn das passiert, berufen sie mich ins Hauptquartier zurück, 452
    und ich bin meinen Außenposten los – mit der Begründung, daß ich bei dem Fall keine Fortschritte mache, obwohl alle glauben, daß es die Folge mangelnder Diskretion ist.«
    »Aber du bist doch ein fabelhafter Cop.« Mitch reichte ihr das Fax vom DMV zurück. »Diskretion hat noch nie einen Gangster ins Gefängnis gebracht.«
    Megan zog verlegen die Schultern hoch, versuchte diesem versteckten Kompliment nicht zuviel Bedeutung beizumessen.
    »Laß uns tauschen«, sie reichte ihm die zweite Papierrolle.
    »Was ist das?«
    »Die Blutanalyse aus dem Van. Es ist tatsächlich kein
    menschliches Blut. Das können wir abhaken.«
    »Gott sei Dank … mehr oder weniger.«
    »Ja.«
    Natalies Stimme ertönte aus der Gegensprechanlage. »Chief, Paul Kirkwood möchte mit Ihnen reden.«
    Megan lüftete eine Augenbraue. »Er muß meine Bitte
    mißverstanden haben«, sagte sie sarkastisch.
    Mitch ging hinter seinen Schreibtisch und drückte einen Knopf.
    »Schick ihn rein, Natalie.«
    Paul stürmte ins Büro, bereit eine Tirade auf ›dieses Luder vom BCA‹ loszulassen, blieb aber abrupt stehen, als sein Blick auf Megan O’Malley fiel. Sie stand mit verschränkten Armen neben Mitch Holts Schreibtisch. Ihr Blick war von der Sorte, die er aus seiner Kindheit in dem alten Viertel von St. Paul kannte –
    ein Hauch Trotz, ein Anflug von Wut und eine kräftige Portion gute alte Abgebrühtheit. Wenn sie Kinder gewesen wären, hätte sie ihm vielleicht gesagt, sie würde seinen Hintern die Straße rauf- und runtertreten.
    Er richtete sich auf und verlagerte seinen Blick zu Holt, der mit aufgerollten Hemdsärmeln, die Ellbogen auf der
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    Schreibunterlage, ganz entspannt, ein wenig verknittert, hinter seinem Schreibtisch saß.
    »Ich dachte, Sie wären allein«, blaffte Paul.
    »Alles, was Sie zu diesem Fall beizutragen haben, können Sie vor Agent O’Malley aussagen«, erwiderte Mitch. »Ziehen Sie Ihren Mantel aus, Paul, und setzen Sie sich.«
    Paul ignorierte das Angebot und begann vor dem Schreibtisch zu rotieren. »Ja, ich hab schon gehört, daß ihr beiden ein Herz und eine Seele seid. Schön zu wissen, daß bei all den
    Überstunden etwas rauskommt.«
    »Ich glaube, hier gibt es ein paar wichtigere Dinge zu besprechen, als Klatsch, Mr.
    Kirkwood«, sagte Megan in
    frostigem Ton. »Ihr mangelhaftes Gedächtnis zum Beispiel.«
    »Mein was?«
    »Paul, setzen Sie sich«, schlug Mitch erneut vor, der Kumpel, der Freund. »Wir müssen da eine Kleinigkeit klären wegen dem Van, den Sie mal gehabt haben.«
    »Das schon wieder?« Er klatschte sich an die Seiten seines weiten schwarzen Wollmantels. »Das glaub ich

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