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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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daß der Fall möglicherweise nicht durch gute alte Polizeiarbeit gelöst werden würde, sondern durch einen Computerfreak mit Hühnerhals. Aber gelöst war gelöst und Megan war alles recht zugunsten von Joshs Rückkehr. Wenn sie dazu Hellseher und Seancen bräuchte, würde sie gerne die Kristallkugeln aus ihrer eigenen Tasche bezahlen.
    »Soweit ich informiert bin, hat Olie Computerkurse in Harris besucht«, sagte sie. »Wir hoffen, daß Sie die Fallen umgehen können, die er eingebaut hat. Wenn wir herausfinden, welche Informationen er in diesen Computern hat, könnten wir vielleicht einen Hinweis auf seine Beteiligung an Joshs Kidnapping finden.«
    »Ich helfe Ihnen gerne mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, Agent O’Malley.« Der Professor schob sich seine Brille zurecht, »muß aber sagen, daß ich ziemliche Schwierigkeiten habe, mir Olies Beteiligung vorzustellen. Es gab nicht die geringsten Anzeichen … Ich meine, er hat im Unterricht hart gearbeitet, nie jemanden belästigt … ich hätte nicht im Traum daran gedacht …«
    »Ja, nun, John Wayne Cacy hat sich als Clown verkleidet und kranke Kinder in der Klinik besucht.«
    »Wer weiß, wieviel Böses in den Herzen der Menschen geschmiedet wird?« zitierte der Professor, so leise, als führe er ein Selbstgespräch.

    »Wenn wir es beim bloßen Hinschauen erkennen könnten, würden die Gefängnisse aus allen Nähten platzen, und die Straßen wären sicher«, bemerkte Megan. »Haben Sie eine Ahnung, was Olie mit all diesen Maschinen gemacht hat?«
    »Er hat gerne an ihnen herumgebastelt. Hat die Festplatten erweitert, die Speicherkapazität erhöht und dann seine eigenen Programme geschrieben, die mehrere Funktionen ausüben konnten. Als er mich das erste Mal wegen Computer-Kursen ansprach, hatte er einen alten Tandy. Das Ding taugte nur als Word Processor; ich hab ihm gesagt, wo er einen besseren Rechner für wenig Geld oder umsonst herkriegen könnte. Offensichtlich hat er das zu seinem Hobby gemacht.«
    »Mit einer Prise Glück könnte uns sein Hobby zu Josh führen. Vielleicht finden wir sogar heraus, ob er einen Komplizen hatte, aber zuerst müssen wir in seine Programme rein.«
    »Wie ich schon sagte, ich werde mich bemühen, Agent O’Malley«, sagte Priest, erhob sich aus seinem Stuhl und zerrte an seinem zu kurzen Pullover, der hochgerutscht war. »Ich kann nichts versprechen, aber wenigstens einen Versuch starten.«
    »Vielen Dank, Professor. Wir werden Ihnen hier einen Raum einrichten. Ein Computerexperte des BCA soll mit Ihnen zusammenarbeiten. So wird das immer gehandhabt, wenn wir jemanden hinzuziehen der nicht zum Bureau gehört.«
    »Ich verstehe. Das ist für mich kein Problem.«
    »Gut.«
    Megan wollte ihm die Hand reichen, kam aber nicht mehr dazu. Ihre Bürotür schwang auf, und Mitch zwängte sich herein.
    »Paul ist im Anmarsch«, verkündete er mit einer Stimme aus Granit.
    »Und er bringt seinen Hofstaat mit.«

Kapitel 30

TAG 9 11 Uhr 57, -29 Grad, Windabkühlungsfaktor: -43 Grad
    Der ganze Zirkus etablierte sich in der Lobby des City-Centers, bildete einen Ring aus Fernsehscheinwerfern und Kameras. Das Publikum bestand aus schockierten und wütenden Leuten der Freiwilligenzentrale, Zeitungsreportern, Reportern von konkurrierenden Fernsehstationen mit Blicken, die vor Eifersucht funkelten. Und als Zirkusdirektor: Paige Price, prächtig anzusehen in einer kardinalroten Reitjacke über einem kurzen, schwarzen Kleid und schwarzer Strumpfhose.
    Die Hauptattraktion dieses Aufmarschs stellte natürlich Paul Kirkwood dar. Er war außer sich gewesen, als Mitch ihn an der Ryan’s Bay gestellt und informiert hatte, daß er zum Fingerabdrucknehmen aufs Revier kommen sollte. Daran trug natürlich Luder O’Malley die Schuld. Bei Gott, dafür zöge er sie noch zur Rechenschaft. Sie und Mitch würden beide büßen, was Paul anging – für die Erniedrigung, für ihren Verdacht. Gegenstand von Verständnis, Betroffenheit und Mitgefühl – das sollte er sein. Statt dessen wollten sie seine Fingerabdrücke!
    Er setzte seine bewegendste Märtyrermiene auf mit einem perfekten Hauch von Empörung und Wut. Eigentlich wollte er vorher nach Hause gehen, duschen und sich etwas Besseres anziehen, aber Paige hatte ihn darauf hingewiesen, wieviel wirkungsvoller es wäre, direkt von der Suche in Jeans und schwerem Pullover aufzutreten. Sein Haar war von seiner Mütze zerzaust, die Nase noch rot von der Kälte. Ein Techniker von TV 7 machte einen

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