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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Grad
    »Verdammt, was haben Sie sich dabei gedacht?« Mitch knallte die Tür hinter sich zu, und Leos 1993er Kalender der Busenwunder schaukelte an seinem Haken, so daß Miss Michigan auf ihren herrlichen Schenkeln hin- und herschwankte.
    Megan dachte gar nicht daran, die Dumme oder Schuldbewußte zu spielen. Sie schoß aus dem Stuhl hoch, in den sie sich gerade erst gesetzt hatte: »Ich hab mir dabei gedacht, daß ich meinen Job erledige.«
    »Indem Sie auf Paul Kirkwood losgehen …«
    »Indem ich allen möglichen Spuren nachgehe«, korrigierte sie ihn und kam hinter dem Schreibtisch vor.
    »Verflucht, warum haben Sie sich nicht zuerst mit mir abgesprochen?«
    »Ich muß mich nicht mit Ihnen absprechen. Sie sind nicht mein Boß …«
    »Großer Gott, finden Sie nicht, daß der Mann schon genug durchmacht?« sagte er barsch und beugte sich über sie. Seine Augen sprühten vor Wut.
    Megan erwiderte furchtlos seinen Blick. »Ich glaube, er steckt ganz schön im Schlamassel, und ich tue alles Menschenmögliche, um ihn da rauszuholen.«
    »Indem Sie ihn vor der ganzen Presse verhören?«
    »Das ist doch Quatsch! Er war derjenige, der den großen Auftritt daraus gemacht hat, nicht ich. Ich wollte nur Informationen von ihm, die er mir bereits eine Stunde früher hätte geben sollen. Informationen, die sehr wohl wichtig sein könnten, was das Verschwinden seines Sohnes betrifft. Finden Sie es nicht ein bißchen seltsam, daß er deswegen sauer auf mich ist?«

    Mitch erstarrte, schluckte all seine Wut runter und glättete sein Gesicht zu einer undurchdringlichen Maske. Er sah auf Megan hinunter.
    »Und was, zum Teufel, soll das heißen«, wetterte er. »Wollen Sie damit sagen, Sie glauben, Paul Kirkwood hätte seinen eigenen Sohn gekidnappt?« »Nein.«
    Sie senkte den Blick und strich die Strähnen zurück, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatten. Beherrschung, wenn er das konnte, konnte sie das auch! Außerdem befand sich ihr Adrenalinspiegel auf Ebbe. Wie bei allen Ermittlungen war der Gezeitenfluß ziemlich unberechenbar, folgte nur dem radikalen Auf und Nieder der Ermittlung. Sie machte einen Schritt zurück, lehnte sich mit der Hüfte an ihren Schreibtisch und kramte ihre Schmerztabletten aus der Tasche. Mit einem Schluck Pepsi spülte sie sie hinunter, um gegen die Migräne anzukämpfen, die ihre Klauen bereits wieder in ihre Stirn schlug.
    »Ich sage nur, daß ich heute morgen mit einer Spur bei ihm war und er mich fertigmachen wollte«, leierte sie herunter. »Ich sage nur, daß er eine etwas seltsame Unterlassungssünde begangen hat, indem er mir verschwieg, daß er einmal einen Van, auf den die Beschreibung paßt, besaß und verkauft hat – als ich ihn deswegen zur Rede stellte, ist er ausgerastet. Finden Sie das nicht merkwürdig, Chief?«
    »Sie können sich gar nicht vorstellen, unter welchem Druck er steht.«
    »Aber Sie können das?«
    »Ja«, erwiderte Mitch etwas zu scharf. Sein Ton verriet zu viel, obwohl sein Instinkt ihm riet, nichts preiszugeben.
    Er verfluchte sich im stillen für diesen taktischen Fehler und wandte sich ab. Die Hände in die Hüften gestemmt lief er nervös im Zimmer auf und ab.
    Zum ersten Mal fiel ihm auf, daß Leos Zertifikate und Belobigungen immer noch an seiner Ego-Wand hingen, zusammen mit dem Wallydem-Wandauge, für die Ewigkeit konserviert mit dem Zigarrenstummel in seinem häßlichen Fischmaul. Der arme alte Leo war ohne Erben verschieden, die die Andenken seines Lebens hätten einsammeln können. Der widerliche Gestank seiner billigen Zigarren hing immer noch im Raum, lauerte hinter den stickig süßen Wogen von Raumdeo. Das einzige Zeichen von Megas Übernahme des Büros stand an der Vorderkante des Schreibtischs, ein glänzendes Messingschild – AGENT MEGAN O’MALLEY, BCA.

    Megan beobachtete ihn genau. Er wollte sie rauswerfen, aber befand sich in ihrem Territorium, hatte Lust zu verschwinden, aber würde es nicht tun. Sie wußte, wie seine Antwort lautete, noch bevor sie die Frage äußerte.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich einzuweihen, Chief?«
    »Wir sind nicht hier, um über mich zu reden«, er fletschte die Zähne.
    »Ach nein?« Megan ging auf ihn zu, die Hände in die Hüften gestemmt, eine unbewußte Kopie seiner Haltung. Sie standen sich wie zwei Revolverhelden gegenüber, und die Spannung zwischen den beiden war fast so greifbar wie der abgestandene Zigarrenrauch.
    Er starrte sie an, sein Gesicht war nur noch eine Maske von harten Flächen

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