Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
jetzt keine Zeit für diesen Mist, Tamara … «
»Dann hättest du diese Nummer nicht anrufen sollen. Aber ich wette, du hast letzte Nacht den Herrn und Gebieter gemimt. Hast mit der Faust auf den Tisch gehauen, stimmt’s? Liv ist eine echte Frau, kein austauschbares Sexpüppchen aus irgendeinem Nachtclub. Eine echte Frau verfolgt ihre eigenen Ziele. Gewöhn dich dran.«
Sean legte grußlos auf und versuchte es wieder bei Liv. Ohne Erfolg. »Scheiße«, stöhnte er.
»Ist es nicht ätzend, wenn sie das tun?« Connor warf einen mitfühlenden Blick nach hinten.
Davys Grunzen sprach Bände. »Wem sagst du das!«
Mitleid war das Letzte, was Sean brauchte. Er wollte Liv finden, sie anbrüllen, weil sie ihn zu Tode geängstigt hatte, und sie küssen, bis sie ohnmächtig wurde.
»Hat sie einen Funksender dabei?«, fragte Davy.
»In ihrem Handy ist einer«, erwiderte Sean mit zusammengebissenen Zähnen. »Wo ist der nächste X-Ray-Specs-Empfänger?«
»Ich habe einen alten Specs-Receiver, den Seth mir zum Herumprobieren überlassen hat. Er ist im Keller meiner Eltern«, sagte Miles. »Ich denke, ich kann ihn zum Laufen bringen. Die nötige Software zum Installieren habe ich auch.«
»Gut«, erwiderte Sean knapp. »Dann los.«
25
Es widerstrebte ihrer Brave-Mädchen-Natur, den Wagen im absoluten Halteverbot stehen zu lassen, aber ihr Vater hing an der Herz-Lungen-Maschine, ein Killer war ihr auf den Fersen, und die Tankanzeige leuchtete schon seit vielen Kilometern. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt angekommen war.
Sie parkte vor den Glasschiebetüren und sauste hinein. Dann müsste sie eben die Strafe bezahlen, falls sie ihn abschleppten. Kein Problem. Nur womit?
Ach, was für ein Zustand der Glückseligkeit, wenn sie sich wieder selbst um ihre Parkverstöße kümmern könnte. Sie hastete in die brechend volle Lobby und hielt nach einem Schild Ausschau, das ihr den Weg zum Nordflügel wies. Unwillkürlich fragte sie sich, ob ihr Vater … nein. Stopp. Eins nach dem anderen. Ein Gedanke nach dem anderen. Anfangs bemühte sie sich, langsam zu gehen, doch die Angst stachelte sie zu ungelenken großen Schritten an, die sich zu einem ungestümen Sprint steigerten, kaum dass sie in einen der langen Flure abbog.
Die Leute schraken vor der verrückten Blondine zurück, die in Stöckelschuhen und einem hauchdünnen roten Trägerkleid durch die Flure rannte. Sie war zu panisch, um auf den Aufzug zu warten, darum nahm sie die Treppe. Mit quietschenden Sohlen kam sie vor der Schwesternstation zum Stehen, als sie Dr. Horst sah, ihren Hausarzt aus Seattle.
»Dr. Horst?«, rief sie atemlos.
Er runzelte die Stirn; in seinem Blick lag kein Erkennen. Sie riss sich die divenhafte Sonnenbrille aus dem Gesicht. »Ich bin es, Liv. Wie geht es meinem Vater? Ist er … ?«
»Liv, meine Liebe.« Er kam zu ihr und nahm sie behutsam in den Arm. Seine ernste Miene ängstigte sie.
»Reden Sie schon, schnell«, flehte sie ihn an. »Haben Sie schlechte Nachrichten?«
»Kommen Sie hier herein. Versuchen Sie, sich zu beruhigen. Wir müssen uns unterhalten.« Er zog sie durch eine Tür in einen kleinen Warteraum.
»Bitte, sagen Sie mir nur, ob Daddy … « Abrupt verstummte sie. Ihr Vater stand in dem Zimmer. Er war vollständig bekleidet und sah ziemlich genauso aus wie immer. Keine Herz-Lungen-Maschine, kein Tropf, keine Sauerstoffmaske. Abgesehen von seiner nervösen Armesündermiene sah er prima aus.
Ihre Mutter stand mit herausgestreckter Brust, trotzig erhobenem Kinn und gerötetem Gesicht neben ihm. Auch Blair war da, seine Miene aufgeblasen wie immer.
»Mutter?« Liv sah von einem zum anderen. »Daddy? Was hat das zu bedeuten?«
»Allmächtiger«, stöhnte Amelia. »Mit dieser albernen Perücke siehst du aus wie eine Hure.«
Ihr Vater murmelte etwas Unverständliches und starrte auf seine Füße.
»Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste, Livvy, aber du hast mir keine andere Wahl gelassen.«
Glühender Zorn durchströmte sie. »Keine andere Wahl als was? Mich grundlos in Gefahr zu bringen? Mich stundenlang in dem furchtbaren Glauben zu lassen, dass mein Vater im Sterben liegt? Du meinst allen Ernstes, das irgendwie rechtfertigen zu können?«
»Sie müssen sich beruhigen, Liv«, bat Dr. Horst beschwichtigend. »Ihre Mutter will nur das Beste für Sie.«
»Blödsinn.« Liv sah sich um. »Ich kann hier keine Polizei entdecken. Du hast mich nicht ernst genommen. Warum bloß überrascht mich das nicht?«
»Liv,
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