Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
bitte«, versuchte der Arzt es wieder. »Ich verspreche, dass Sie dort, wo wir Sie hinbringen werden, absolut sicher und geschützt sind.«
»Mich hinbringen?« Alarmglocken schrillten in ihrem Kopf. Sie taumelte zurück. »Auf gar keinen Fall. Ihr bringt mich nirgendwohin.«
»Ich weiß, dass ein schreckliches Martyrium hinter dir liegt, Livvy, aber das ist jetzt vorbei. Und wir werden dafür sorgen, dass du die Hilfe bekommst, die du brauchst«, versprach ihre Mutter. Sie nahm Livs Handgelenk und grub ihre langen, blutroten Fingernägel hinein, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
»Ihr habt kein Wort von dem kapiert, was ich gesagt habe!«, brüllte Liv. »Ich wurde vor vier Tagen von einem Killer entführt! Dieser Mann hat versucht, mich umzubringen! Sean hat mich gerettet!«
»Sehen Sie?« Amelia schaute Dr. Horst durchdringend an. »Es ist wie bei diesem Stockholm-Syndrom. Sie steht so sehr neben sich, dass sie mit dem Täter sympathisiert und kooperiert. Meine Güte, Livvy, sieh dich doch nur an. Du hast Blutergüsse im Gesicht und an den Armen. Du wurdest geschlagen!«
»Mutter, ich habe es dir doch schon gesagt … he! Was tun Sie da? Was soll das?«
»Sie hatten recht.« Dr. Horst ergriff Livs Arm und untersuchte ihn mit gerunzelter Stirn. »Schürfwunden von Fesseln. Schnitte. Hämatome. Es wird notwendig sein, sämtliche Hinweise auf sexuellen Missbrauch zu dokumentieren, bevor Sie Anzeige erstatten.«
»Allmächtiger.« Amelia stieß ein theatralisches, gepeinigtes Schluchzen aus.
»Anzeige erstatten? Gegen wen?« Liv starrte fassungslos in die Runde.
»Oh, bitte, Liebes. Erzähl mir nicht, dass du diese albernen Schauergeschichten über einen anonymen Angreifer wirklich glaubst. Das ist nur ein Hirngespinst, um deine ungesunde Besessenheit von diesem schrecklichen Mann zu rechtfertigen.«
Liv klappte der Mund auf. »Soll das heißen, dass du noch immer Sean für den Täter hältst? Dabei versuche ich, dir die ganze Zeit klarzumachen, dass er es nicht ist! Mutter, hör mir zu … «
»Was ist das?« Ihre Mutter schob ihre blonden Locken an ihrem Hals beiseite und schnappte nach Luft. »Oh, Gott! Livvy! Was hat diese Kreatur dir angetan?«
»Das ist ein menschlicher Biss.« Dr. Horst verzog angewidert den Mund. »Sie haben das Richtige getan, Mrs Endicott. Wie es scheint, haben wir sie gerade noch rechtzeitig zurückgeholt.«
»Nein. Wartet. Das war nicht Sean. Er hat das nicht getan. Ihr seid ja alle verrückt.« Liv hielt auf die Tür zu. »Verschont mich mit eurem Schwachsinn. Ich gehe.«
Sie lief in Blair hinein, der hinter sie getreten war, um ihr den Weg abzuschneiden. Er schlang seine fleischigen Arme um ihre Taille und hielt sie fest.
»Livvy«, sagte ihre Mutter. »Die Polizei hat McClouds Apartment durchsucht, und rate mal, was sie gefunden haben? Sieh her, Liebes. Schau es dir an.«
»Lass mich sofort los«, kreischte sie und versuchte, sich zu befreien, aber Blairs Arme waren stark. Amelia kam mit einem Ordner zu ihr und schlug ihn auf.
»Sieh nur«, verkündete sie triumphierend. »Hunderte Fotos von dir. Sie reichen Jahre zurück! Dieser Mann verfolgt dich seit mehr als einem Jahrzehnt!«
Liv starrte in den Ordner, während ihre Mutter durch die Fotos blätterte und sie ihr in chronologischer Reihenfolge präsentierte. Liv im College. In New York. Vor der Bibliothek in Baltimore, in der sie gearbeitet hatte. Vor dem Apartment, das sie in Madison bewohnt hatte. Wie vor den Kopf geschlagen starrte sie die Aufnahmen an.
»Glaubst du es jetzt? Er ist besessen, Livvy. Sieh den Tatsachen ins Auge.«
Nein. Die Fotos waren eine Überraschung, aber inzwischen war sie beinahe schockimmun. Seans leidenschaftliches Interesse an ihr war übersteigert und ungewöhnlich, aber nicht kriminell. Nicht wahnsinnig. Nicht wie bei T-Rex. Sie kannte den Unterschied.
Liv schüttelte den Kopf. »Der Mann, der mich attackiert hat, war nicht Sean, Mutter. Du musst mir glauben. Ich bin nicht verrückt. Und er ist es auch nicht.«
Ihre Mutter richtete kummervoll den Blick auf Dr. Horst und schüttelte den Kopf.
Blair verstärkte seinen Klammergriff. »Tut mir leid, Liv. Aber denk daran, dass ich dein Freund bin.«
Voller Panik leistete sie erbitterten Widerstand. »Ein Scheißdreck bist du. Ihr könnt mir das nicht antun! Das ist nicht legal!«
»Ich fürchte, da irrst du dich.« In Amelias Stimme klang ein höhnischer Unterton mit. »Wir können beweisen, dass du gekidnappt und einer
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