Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
tut, dich hier zu sehen.«
»Mir auch«, stotterte sie.
Sean stemmte sich gegen seine Fesseln, bis der Stuhl wackelte. »Sie müssen dann wohl Osterman sein. Die Scheiße fressende Made, die meinen Bruder getötet hat.«
Osterman träufelte Alkohol aus einer Halbliterflasche auf einen Wattebausch und rieb den durchweichten Klumpen unsanft über Seans Arm. Eine frische Welle des Schmerzes versetzte seinen Körper in krampfartige Zuckungen.
»Ja, ich bin Osterman«, bestätigte er. »Halt still, während ich die Wunde nähe.«
Sean kam nicht mit. »Welchen Sinn soll es haben, die Wunde zu nähen?«
»Ich werde dich noch nicht töten«, erklärte Osterman. »Ich halte dich so lange wie möglich am Leben. Ich will nicht, dass du an einer lächerlichen Infektion stirbst.«
Das ließ nichts Gutes erahnen. »Was zur Hölle wollen Sie von mir?«
»Dein Gehirn.« Osterman stach die Nadel durch ausgefranstes Fleisch. »Ich habe X-Cog stark weiterentwickelt, seit ich damit an Kevin experimentierte. Er war beeindruckend, weißt du. Er hat aus reiner Gehässigkeit mir gegenüber spontan neue Nervenbahnen gebildet, um die Nerveninduktion zu überbrücken. Einfach unglaublich.«
Sean keuchte vor Schmerz. »Bevor Sie ihn ermordet haben?«
Osterman durchstach ein weiteres Mal das rohe Fleisch an Seans Schulter. »Seither habe ich unablässig versucht, diese Resultate zu reproduzieren. Und jetzt habe ich dich, eine identische genetische Kopie von Kevin McCloud, serviert auf einem Silbertablett. Allerdings müssen sich die Gene bei dir komplett anders ausgeprägt haben. Wie man mir sagte, bist du eher leistungsschwach, verglichen mit deinem Zwillingsbruder.«
Seans biss sich bei dem nächsten brutalen Stich vor Schmerz auf die Lippe. »Das ist … Ansichtssache. Ich habe überlebt, oder? Zumindest bis jetzt.«
Osterman kicherte vergnügt. »Das stimmt. Möglicherweise verfügst du über eine Bauernschläue, die Kevin fehlte.«
»Was haben Sie diesen jungen Leuten angetan?«, fuhr Sean ihn an. Ihm war schlecht vor Schmerz und Entsetzen, trotzdem konnte er seine Neugier nicht zügeln.
Osterman streifte die blutigen Latexhandschuhe ab. »Die Idee kam mir vor vielen Jahren, als ich in einer psychiatrischen Klinik verschiedene Therapien testete. Kontrollierte elektrische Stimulation bestimmter Gehirnbereiche in Kombination mit einer Droge, die ich die X-Cog-Serie getauft habe, bringt etwas hervor, das ich als Interface bezeichne.« Er setzte sich einen silbernen Helm auf den Kopf. »Dies ist die Masterkrone. Du trägst die Sklavenkrone.«
Sean bemerkte erst jetzt, dass auch er einen Helm aufhatte. Sein Kopf juckte.
»Damit unterdrücke ich den Teil deines Gehirns, der für die motorische Kontrolle zuständig ist, und sende meine eigenen Impulse direkt aus meinem Hirn in deinen Körper. Auf diese Weise kann ich dich komplett steuern, während du geistig völlig klar, aber trotzdem hilflos und gelähmt zusiehst.« Mit gespannter Miene hielt er inne, als erwartete er, dass Sean Hochachtung vor seiner Brillanz zum Ausdruck bringen würde.
Sean starrte ihn nur stumm und völlig konsterniert an. Die Panik in ihm wuchs sich zu einem übermächtigen Monster aus.
»Nun. Du wirst es noch früh genug erleben.« Osterman zog einen Tropfständer heran und stach eine Nadel in Seans Handrücken. »Lass uns anfangen.«
»Womit?« Er wollte es nicht wissen, trotzdem konnte er nicht anders als zu fragen.
»Anfangs habe ich überlegt, dass es unterhaltsam sein könnte, Miss Endicott zu versklaven und sie zu zwingen mit und an Gordon erniedrigende sexuelle Handlungen zu vollziehen, aber Ähnliches hatten wir bereits, und Sex wird auf Dauer so langweilig.«
»Chris zieht einen anständigen Gehirnfick allem anderen vor«, bemerkte T-Rex.
Ostermans Lächeln gefror ihm auf den Lippen. »Behalte deine klugen Anmerkungen für dich, Gordon.«
»Machen Sie mit mir, was Sie wollen«, sagte Sean. »Solange Sie nur ihr nicht wehtun.«
»Oh, das werde ich nicht.« Ostermans Lächeln war beinahe vergnügt. »Du wirst das tun.«
Seans Kehle krampfte sich bei seinen Worten zusammen. »Ich werde was tun?«
»Du, Sean McCloud, wirst derjenige sein, der sie foltert. Welche bessere Methode gäbe es, um zu demonstrieren, was X-Cog zu vollbringen vermag? Ich möchte herausfinden, wie weit ich die Grenzen des Interface ausweiten kann. Ob ich dazu imstande wäre, sämtliche moralischen und ethischen Grundsätze in die Knie zu zwingen. Stell dir nur die
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