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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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muss los. Einer unserer freiwilligen Helfer ist gerade mit Erbrochenem bespuckt worden.« Janusz hörte im Hintergrund eine Stimme lallen. »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas Neues erfahren.«
    Kaum hatte Janusz das Gespräch beendet, als sein Mobiltelefon schon wieder läutete. Kleine Polizistin stand auf dem Display.

SIEBENUNDZWANZIG
    Z um etwa zehnten Mal überprüfte Kershaw ihr Mobiltelefon. Wo zum Teufel steckte Kiszka? Es war ein wenig seltsam gewesen, sich mit ihm in einem Pub zu verabreden. Doch ihn aufs Revier zu bitten hätte nur zu einer Menge unangenehmer Fragen geführt. Bacon hatte keine Ahnung, dass sie einem möglichen Verdächtigen Informationen anvertraute – soweit er im Bilde war, verbrachte sie den Tag mit dem Spurensicherungsteam in Elas College.
    Sie hatte sich das Founders Arms ausgesucht, einen Pub am Südufer der Themse, und zwar deshalb, weil er nur zehn Autominuten vom College entfernt war. Allerdings waren drinnen alle Tische besetzt, weshalb sie sich einen Platz auf der Terrasse hatten suchen müssen, wo es von Touristen beim Mittagessen wimmelte – und wo sie für jeden, der die Blackfriars Bridge überquerte, gut zu sehen sein würden. Falls ein Kollege sie entdeckte und sie bei Bacon verpetzte, würde sie nichts zu lachen haben.
    Ach, vergiss es , dachte sie. Nach ihren gestrigen peinlichen Vorwürfen gegen Ben Crowther war es das Risiko wert – alles, bloß um keinen Fuß ins Büro setzen zu müssen.
    Nachdem sie über das Gespräch mit Bacon auf dem Dach nachgedacht hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass er vermutlich richtiglag. Brownings Seitenhieb, was sie und Ben anging, war sicher nichts als ein Schuss ins Blaue gewesen – und nun hatte sie seine Theorie mit ihrer Reaktion auch noch bestätigt. Leider machte es das Wissen, dass sie vor Ben zu Kreuze würde kriechen müssen, auch nicht leichter, ihm gegenüberzutreten.
    Endlich kam Kiszka in aller Seelenruhe über die Terrasse des Pubs geschlendert. Er verbeugte sich leicht. »Bitte verzeihen Sie mir die Verspätung«, sagte er. Seine sonore Stimme sorgte dafür, dass sich die anderen Gäste nach ihnen umdrehten. »Ich habe mich verlaufen. Ich bin nicht oft auf der Südseite des Flusses.« Er setzte sich neben sie und betrachtete die Themse. »Hübsche Aussicht«, stellte er fest und holte die Dose mit den übel riechenden Zigarren heraus.
    Nachdem Kershaw ihm ein Bier bestellt hatte, nahm sie Elas Akte aus der Handtasche und legte sie mit der Geste eines Menschen, der ein Eröffnungsgebot macht, auf den Tisch.
    »Das hier ist streng vertraulich, okay?« Er neigte den Kopf zur Seite. »Heißt das ja ?«
    Er breitete die Hände aus. »Natürlich.«
    Als Kershaw die Akte zu ihm hinüberschob, fing er an, sie durchzublättern, wobei er darauf achtete, die Zigarre weit vom Papier wegzuhalten. »Schauen Sie, ob Ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt«, forderte sie ihn auf. »Alles, wovon Sie glauben, dass es uns helfen könnte, den Kerl daran zu hindern, weitere Morde zu begehen.« Anstelle einer Antwort erntete sie nur wieder eine nichtssagende Geste.
    Also schlug sie die Beine übereinander und wartete ab. Nach einer Weile warf er ihr einen Blick zu und wies mit dem Kopf auf ihren Fuß. Ihr fiel auf, dass sie damit gewippt hatte, und sie zwang sich zur Ruhe.
    »Hübsches Mädchen«, stellte er fest, als er bei Elas Foto angelangt war.
    Inzwischen hatte er die polnischen Zeitungsartikel aufgeschlagen, die über die Konzertreise berichteten. »Aha, eine Geigerin«, merkte er mit Respekt in der Stimme an.
    »Ja, das College-Orchester war letztes Jahr auf Konzertreise in Polen.« Kershaw beugte sich vor und deutete auf einen Artikel. »Ich glaube, in dem hier wird sie namentlich erwähnt.«
    »Der Höhepunkt des Abends war Ela Wronskas Interpretation des Violinkonzerts von Samuel Barber«, übersetzte Janusz. »Ihre unbeschwerte Freude an der Musik wurde niemals von ihrer zweifellos vorhandenen Virtuosität überdeckt.«
    Sie wechselten einen amüsierten Blick.
    »Sehen Sie irgendeinen Zusammenhang zwischen den Städten, in denen sie aufgetreten ist?«, fragte sie. Wieder ging er die Zeitungsausschnitte durch und kniff die Augen zusammen, um die in Druckbuchstaben an den Rand geschriebenen Namen der Zeitungen zu entziffern. Kershaw hatte den Eindruck, dass er bei einem davon länger verharrte. Doch schließlich schüttelte er nur den Kopf.
    »Lodsch … Stettin … Zakopane … die sind willkürlich verteilt, von ganz

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