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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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oben im Norden bis zur tschechischen Grenze.« Er ließ sich Zeit, um die letzte Seite zu studieren, auf der Elas persönliche Daten vermerkt waren – Geburtsdatum, Schulbildung und so weiter. »Eine Waise«, murmelte er, wie zu sich selbst.
    »Ja, adoptiert von einer englischen Tante, als sie etwa zwölf war, weshalb sie den Großteil ihres Lebens in Kent verbracht hat. Die Tante ist allerdings inzwischen verstorben.«
    Doch Janusz hörte nicht zu, denn in seinem Kopf war gerade etwas eingerastet wie eine Weiche, die einen Zug auf ein neues Gleis schickt.
    »Haben Sie auf der polnischen Seite irgendetwas endeckt, das ich vielleicht übersehen habe?«, fragte Kershaw. Langsam schüttelte er den Kopf. »Gibt es in Tunbridge Wells, in Kent, wo sie aufgewachsen ist, eine große polnische Gemeinde?«, hakte sie nach, wobei sie sich ihres leicht verzweifelten Tonfalls bewusst wurde.
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Kershaw fiel die Broschüre des Cavendish College ein, die sie in der Tasche hatte. Sie holte sie heraus und schlug die Seite auf, auf der die Mitglieder des Lehrkörpers abgebildet waren. Kiszkas Blick glitt über die Gesichter, blieb aber an dem von Monsignore Zielinski hängen.
    »Kennen Sie den Typen?«, erkundigte sie sich.
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich war letztens bei einem Empfang in der polnischen Botschaft und habe gesehen, wie er mit meinem Priester sprach.«
    Kershaw starrte ihn entgeistert an. Polnische Botschaft? Mein Priester? Je mehr sie sich mit diesem Mann beschäftigte, desto schlechter konnte sie ihn einordnen.
    Kiszka zuckte die Achseln. »Das ist nur ein Zufall – mein Priester kennt viele wichtige Leute.«
    Als Janusz die Akte zuklappte und zurückgab, stellte er fest, dass sich Enttäuschung auf dem Gesicht der kleinen Polizistin zeigte. Auch wenn er sie ziemlich aufdringlich fand, schien ihr zumindest viel daran gelegen zu sein, den Mörder dingfest zu machen. »Haben Sie forensische Spuren gefunden, um dem Kerl, hinter dem Sie her sind, seine Schuld nachzuweisen?«, fragte er.
    Es konnte nicht schaden, es ihm zu erzählen . »Ein einziges Haar, das an Justynas Leiche sichergestellt wurde«, erwiderte sie und bemerkte, wie ein zorniger Ausdruck über Janusz’ Gesicht huschte. »Heute habe ich Leute losgeschickt, um Ela Wronskas Zimmer auf den Kopf zu stellen, damit wir wissen, ob er dort seine Visitenkarte hinterlassen hat.« Sie lächelte verkniffen. »Dass eine angebliche Freundin an einer zufälligen Überdosis stirbt, kaufen ihm die Geschworenen vielleicht noch ab, aber keine zwei.«
    »Sie haben den Namen Pawel erwähnt«, meinte er und betrachtete die Spitze seiner Zigarre. »Woher haben Sie den?«
    Wenn man den kleinen Finger hinhält …, dachte Kershaw. »Ela hatte eine herzförmige Tätowierung auf der rechten Gesäßhälfte – mit dem Namen Pawel darin.«
    Er drehte sich zum Fluss, damit der Wind den Zigarrenrauch in die andere Richtung wehte. »Amateurarbeit, richtig?«, hakte er nach.
    »Ja, sie sah hausgemacht aus«, bestätigte sie. »Warum?«
    »Nur so eine Vermutung«, ruderte er zurück. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Theologiestudentin in einem Tattoo-Salon den Hintern freimacht.«
    Janusz spürte ein zweites angenehmes Klicken im Kopf. Inzwischen war er ziemlich sicher, wie Pawel Adamski und Ela Wronska sich kennengelernt hatten.
    Kershaw verstaute die Akte wieder in ihrer Tasche. »Ich fahre jetzt besser ins College, um festzustellen, ob die Spurensicherung etwas gefunden hat«, verkündete sie.
    Janusz begleitete sie zum Auto. Unter der Blackfriars Bridge blieb er stehen, um sich eine neue Zigarre anzuzünden. Dann drehte er sich zu ihr um.
    »Abgesehen davon, dass beide an einer Überdosis … PMA gestorben sind« – sie nickte –, »was bringt Sie sonst noch darauf, dass ein und derselbe Täter Justyna und diese Ela auf dem Gewissen hat?«, fragte er und pflückte sich einen Tabakkrümel von der Zungenspitze.
    »Das ist schwierig zu erklären«, erwiderte sie, nachdem sie eine Weile beobachtet hatte, wie das dunkle Wasser gegen die Stützpfeiler der Brücke schwappte. »Beide Fälle haben einfach denselben Geruch.«
    Am Auto angekommen, zog sie rasch die Akte wieder aus der Tasche und blätterte zu dem Zeitungsausschnitt vor, der Kiszka offenbar besonders ins Auge gestochen war, als sie hatte wissen wollen, wo das Orchester gastiert hatte. Auf den ersten Blick unterschied er sich nicht von den anderen – Titelzeile, ein Foto vom

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