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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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»Weronika habe ich es noch nicht gesagt. Es wird sie fertigmachen.«
    Janusz hielt inne. Er war überzeugt gewesen, dass Adamski Justyna ins Waveney Hotel und in den Tod gelockt hatte, doch die Aufnahmen aus der Überwachungskamera sprachen eine klare Sprache. Der Mann mit dem Hut hatte die arme Justyna auf dem Gewissen, und ganz gleich, wer er auch war – er hieß eindeutig nicht Pawel Adamski.
    »Verrate mir eines«, meinte Janusz. »Warum erpresst du Weronikas Vater, obwohl du sie so sehr liebst?«
    »Das tue ich doch gar nicht!«, brach es aus Adamski heraus. »Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben! Nika zu beschützen ist wichtiger als das Geld.«
    Janusz betrachtete sein Gesicht – und kam zu dem Schluss, dass der Schwachkopf schlichtweg zu dumm war, um überzeugend zu lügen.
    »Und warum glaubst du, dass ihr in Gefahr seid?«
    »Nachdem Nika aus dem Polka weg ist, haben wir ein Häuschen in Essex gemietet.« Seine Miene wurde weich. »Und einfach so, ganz plötzlich« – er schnippte mit den Fingern –, »war ich zum ersten Mal im Leben glücklich, und zwar nur wegen Nika.«
    Janusz erinnerte sich an den Plasmabildschirm und den Pelzmantel, die er im Haus gesehen hatte. »Ja, aber du hast trotzdem weiter ihren Vater abgezockt.«
    »Na und?« Pawel reckte das Kinn. »Wir hatten Kosten, und ich dachte, dass er seiner Tochter etwas dafür schuldig ist, dass er sie einer betrunkenen Schlampe überlassen hat.« Er nahm einen letzten Schluck Bier und stellte die leere Dose weg.
    »Ich schwöre bei der Heiligen Jungfrau, dass ich bereits beschlossen hatte, ihn nicht mehr zu kontaktieren.« Er machte eine energische Geste, als staube er sich die Hände ab. »Und dann tauchten diese beiden Polaks in einer dicken Kiste im Dorf auf. Sie haben neben Nika angehalten und angefangen, sie mit Fragen zu löchern.« Mit einem stolzen Lächeln tippte er sich an die Stirn. »Aber Nika ist schlau. Sie hat gemerkt, dass etwas im Busch ist, und ist abgehauen.«
    »Einer der beiden Männer hatte einen komischen, altmodischen Hut auf, richtig?«
    Adamski blieb der Mund offen stehen – Wie ein Hund, dem man gerade einen Kartentrick gezeigt hat , lautete die Redewendung. »Woher weißt du das?«, rief er aus.
    »Ich weiß mehr über diese Angelegenheit, als du denkst«, entgegnete Janusz und sah Adamski in die Augen. Der junge Mann senkte den Blick.
    Janusz hatte sich gewundert, wie es dem Kerl mit dem Hut gelungen war, das Haus zu finden. Doch nun, da er Adamski kannte, wurde ihm klar, dass die Erpresserbriefe an Zamorski vermutlich mit dem aufschlussreichen Poststempel von Willowbridge versehen gewesen waren.
    »Jedenfalls war mir klar, dass sie über kurz oder lang bei uns aufkreuzen würden, sobald sie es mir erzählt hat. Also haben wir nicht einmal gepackt, sondern sind einfach ins Auto gesprungen und abgehauen.«
    »Was hat Nika dazu gesagt?«, erkundigte sich Janusz und beugte sich vor, um Adamski ein neues Bier zu reichen.
    »Ich habe ihr gesagt, Pani Tosik hätte uns Leute auf den Hals gehetzt, die sie zwingen könnten, nach Hause zu ihrer Mama zu fahren. Also sollten wir uns besser bedeckt halten. Und weißt du was? Sie hat keine einzige Frage gestellt. Wie du willst, Pawel , hat sie nur gemeint.« Er klopfte sich an die Brust. »So sehr vertraut sie mir.« Mit zunehmendem Biergenuss wurde sein Akzent breiter.
    Janusz ließ die Geschichte auf sich wirken, die sich mit den ihm bekannten Fakten deckte. »Wer hat euch verfolgt? Jemand, dem du beim Drogenhandel auf die Zehen getreten bist?«
    Lachend hielt Adamski die Bierdose hoch. »Das hier ist meine einzige Droge, kolego .«
    Janusz zündete sich die nächste Zigarre an. Der Mann würde sich wohl kaum als Drogenhändler zu erkennen geben. Andererseits ahnte Janusz, dass seine Thesen in dieser Sache mit jeder neuen Erkenntnis weiter ins Wanken gerieten. Er zog kräftig an seiner Zigarre und begann, sich mit der unschönen Wahrheit anzufreunden, dass seine gesamten Ermittlungen auf einer Reihe von Fehlinterpretationen und falschen Schlussfolgerungen beruhten: die Begegnung mit dem Drogendealer auf der Toilette des FlashKlub, Justynas Verdacht, Adamski könnte dealen, ihr Tod durch eine Überdosis. Aus diesen kläglich dürftigen »Hinweisen« hatte er ein kompliziertes Theoriegebäude errichtet, das nun angesichts der Tatsachen wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzte.
    »Diese Typen, die hinter euch her waren«, begann er nach einer Weile. »Glaubst du, dass

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