Sündenfall: Roman (German Edition)
Zamorski sie geschickt hat?«
Adamski zuckte die Achseln. »Wer sonst? Dich hat er doch auch deshalb angeheuert, oder?«
»Das ist ein Unterschied. Ich bin Privatdetektiv, kein Auftragskiller.«
Falls Adamski recht hatte, warf das allerdings eine wichtige Frage auf: Warum sollte Zamorski parallel zwei Suchtrupps anheuern? Janusz stand auf und ging im Zimmer hin und her.
Im nächsten Moment fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Zamorski durfte auf gar keinen Fall riskieren, dass Janusz oder Konstanty Nowak die SB -Dokumente zu sehen bekamen, die Adamski in die Hände gefallen waren – denn dann wäre klar, dass er als Informant gearbeitet hatte. Als der erste Suchtrupp daran gescheitert war, Adamski ausfindig zu machen, hatte Zamorski sich deshalb das Märchen mit der Geburtsurkunde ausgedacht und Nowak gebeten, sich an jemanden zu wenden, der sich in Londons Polonia auskannte. Janusz sollte zwar die Drecksarbeit erledigen, doch Zamorski hatte vermutlich niemals vorgehabt, ihn auch nur in die Nähe der Dokumente zu lassen. Er hatte ihn nur benutzt wie die Amerikaner ihre Drohnen – nämlich, um die wahren Verfolger zur Beute zu führen. Wahrscheinlich war Zamorskis Handlanger – der Mann mit dem Hut – ihm auf den Fersen, seit er den Fall übernommen hatte.
Janusz öffnete das Panoramafenster, lehnte sich hinaus wie ein Mann, der die Nachtluft genießen will, und ließ den Blick gemächlich über Highbury Fields schweifen. Die Autos unter den Straßenlaternen schienen zu seiner Beruhigung unbesetzt zu sein. Janusz pustete eine Wolke Zigarrenrauch aus und spähte hinüber zur Straße auf der anderen Seite der Grünfläche, wo er einen schwarzen, gedrungenen Geländewagen bemerkte. Das Licht des Armaturenbretts genügte gerade, um die Silhouette eines Mannes auf dem Fahrersitz zu beleuchten. Janusz drehte den Kopf und beobachtete das Auto weiter aus dem Augenwinkel. Nach einer Weile beugte der Mann sich vor, vielleicht um einen anderen Radiosender einzustellen, und näherte sich dabei ein Stück weit der Lichtquelle. Für einen Sekundenbruchteil war die Krempe eines Hutes zu sehen.
Janusz spürte, wie sein Herz in der Brust einen Satz machte. Wusste Zamorski eigentlich, mit was für Menschen er sich da eingelassen hatte? War Polens nächstem Präsidenten wirklich bekannt, dass in seinem Namen Morde begangen worden waren? Doch ganz gleich, ob er nun etwas ahnte oder nicht, so- lange dieser psychol frei herumlief, schwebte Zamorskis Tochter eindeutig in Lebensgefahr.
»Wann hast du Ela Wronska zuletzt gesehen?«, fragte er.
»Woher weißt du von mir und Ela?«, gab Adamski zurück. Die Bierdose blieb wenige Zentimeter vor seinem Mund stehen.
»Ich weiß, dass ihr als Kinder im selben Heim wart«, entgegnete Janusz und drückte seine Zigarre im Aschenbecher aus. »Hast du in der Zeitung gelesen, dass ihr Orchester in Gorodnik auftritt?«
»Nein, ich war im Konzert.« Ein wehmütiges Lächeln breitete sich auf Adamskis langem Gesicht aus. »Du hättest sie sehen sollen. Sie hat gespielt wie ein Engel.«
»Und als du nach England gekommen bist, hast du sie in ihrem College besucht, richtig?«
Adamski schüttelte mit trotziger Miene den Kopf.
»Komm schon, mir ist klar, dass ihr beide im Heim ein Paar wart«, beharrte Janusz. »Du wolltest wieder etwas mit ihr anfangen – bevor du beschlossen hast, mit Weronika heile Familie zu spielen.«
»Nein! Ela ist meine Freundin!«, protestierte Adamski errötend.
Janusz trank einen Schluck Bier. Natürlich war es durchaus möglich, dass der psychol Elas Verbindung zu Pawel entdeckt und ihr einen kleinen Besuch abgestattet hatte, um sie dazu zu bringen, ihm seinen Aufenthaltsort zu verraten. Plötzlich standen ihm Schreckensbilder von Elas und Justynas letzten Stunden vor Augen. Wahrscheinlich hatte der skurwysyn die Mädchen überwältigt, sie gefesselt, ihnen gewaltige Mengen der gepanschten Droge eingetrichtert, um ihre Zunge zu lockern, sich mit ihnen amüsiert und sie dann bewusstlos und – scheinbar an einer versehentlichen Überdosis – sterbend liegen gelassen.
Im nächsten Moment fiel Janusz noch etwas ein: Adamski hatte in der Gegenwartsform von Ela gesprochen. Er räusperte sich. »Die Sache ist die, Pawel, dass ich dir all diese Fragen aus einem bestimmten Grund stelle. Da ist nämlich etwas, das du noch nicht weißt.«
Adamski hob den Kopf, offenbar verdattert, dass Janusz ihn beim Vornamen ansprach.
»Ich habe schlechte Nachrichten«, fuhr
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