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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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hinter Lidl.«
    Janusz stöhnte auf. Das wurde ja immer besser. »Das war der Typ, der dich ständig angerufen hat, als wir in Polen waren, richtig?«, erkundigte er sich. »Der dauernd wissen wollte, wo wir gerade waren?«
    » Tak . Er war wie ein altes Weib. Hat mir keine Ruhe gelassen!«
    Himmelarschundwolkenbruch! Der Mistkerl mit Hut hatte also gar kein CIA -taugliches Spionagetalent an den Tag legen müssen, um Janusz von Islington nach Danzig zu folgen. Nachdem er Oskar eine Leiche fragwürdiger Herkunft zur Überführung anvertraut hatte, hatte er seinen Freund gewissermaßen als Navi benutzt, indem er ihn nach Lust und Laune anrief, um zu erfahren, wo sie sich gerade befanden.
    Janusz erschauderte. Er wollte lieber nicht wissen, welche Strafe darauf stand, eine Leiche mit gefälschten Papieren ins Ausland zu schaffen. Er versprach Oskar, ihn später zurückzurufen. Doch noch ehe er Zeit hatte, diese neue Hiobsbotschaft zu verarbeiten, läutete sein Telefon schon wieder. Diesmal meldete das Display »Unbekannter Anrufer«.
    »Cze ść ?«, sagte Janusz.
    »Ich bin es, Pawel.« Es war wirklich Pawel, aber er klang, als sei eine Katastrophe geschehen.
    »Sie haben mich und Nika.«
    Noch ehe Janusz an diesem Morgen überhaupt aufgewacht war, hatte sich Kershaw bereits auf den Weg zu ihm gemacht – und sie war nicht gerade guter Laune.
    Nach ihrem erfolgreichen Tag im College hatte sich die offizielle Vernehmung von Monsignore Zielinski als nicht eben ergiebig entpuppt. Wie sie erwartet hatte, war er beim Eintreffen im Revier schlagartig verstummt und hatte einen Anwalt verlangt. Dennoch war Bacon sichtlich davon beeindruckt, dass sie ihn überhaupt dazu gebracht hatte, seine heimliche Affäre mit Ela – und die Entsorgung ihrer Leiche in der Themse – zu gestehen. Sicher würde sein Anwalt argumentieren, er sei zum Tatzeitpunkt emotional aufgewühlt und nicht Herr seiner Sinne gewesen. Doch Bacon und Kershaw waren sich einig, dass sie es mit einem Versuch des unkeuschen Monsignore zu tun hatten, das amouröse Verhältnis skrupellos zu vertuschen. Jedenfalls hatte Bacon genug gegen ihn in der Hand, um ihn wegen »Beseitigung einer Leiche in der Absicht, eine amtliche Leichenschau zu verhindern« zu belangen, was offenbar ein ziemlich schweres Vergehen war.
    Allerdings schien Bacon der Theorie anzuhängen, die bedauernswerte schwangere Ela habe sich selbst mit PMA das Leben genommen, und Kershaw widersprach ihm nicht. Allerdings hatte sie die Entdeckung, dass Elas Exfreund Pawel sie während der Konzertreise in Polen angesprochen hatte, in ihrer Überzeugung bestätigt: Er war eindeutig verantwortlich für ihren Tod.
    Als sie um neun Uhr endlich nach Hause kam, beschloss sie, sich Ela Wronskas College-Akte noch einmal anzusehen.
    Kershaw setzte sich mit einem Nutellatoast an den Frühstückstresen und griff nach dem Zeitungsausschnitt, der Kiszka hatte stutzig werden lassen. Kurier Gorodnik . Seit sie von Zielinski wusste, dass Pawel Ela in Gorodnik angesprochen hatte, hatte die Stadt für sie eine neue Bedeutung gewonnen. Sie las die restliche Akte ein zweites Mal. Und als sie Elas schulischen Werdegang überflog, stach ihr eine Zeile ins Auge: »1984–1990 – Dom Dziecka 376, Gorodnik« .
    Als sie den Laptop hochfuhr und »Dom Dziecka« in eine Übersetzungswebseite eintippte, tauchte im Ergebnisfeld »Waisenhaus« auf. Plötzlich passte alles zusammen. Die Verbindung nach Gorodnik. Dass Ela Zielinski erzählt hatte, sie kenne Pawel aus einer Zeit ihres Lebens, die sie lieber vergessen wolle. Die amateurhafte – nein, besser kindische – Tätowierung auf Elas Po. Pawel und Ela waren sich im Kinderheim begegnet und ein Liebespärchen geworden. Und offenbar hatte er die Romanze noch nicht verloren gegeben. Kershaw wäre jede Wette eingegangen, dass dieser verdammte Janusz Kiszka vor ihr darauf gekommen war.
    Deshalb bog Kershaw mit ihrem Ford Ka am nächsten Morgen um sieben in Kiszkas Straße ein und parkte an einer Stelle, von der aus sie seine Haustür gut im Blick hatte. Sie hatte beschlossen, besser nicht zu läuten – wenn er sie in der Kamera am Eingang sah, würde er sie vielleicht nicht hereinlassen. Nein, sie würde einfach warten, bis er aus dem Haus kam, und sich den Kerl dann vorknöpfen.
    »Sie sagen, wenn du die Akte sofort vorbeibringst, werden sie Nika nichts tun«, flehte Pawel Janusz an. Seine undeutliche Sprechweise ließ vermuten, dass sie ihn bereits ordentlich in die Mangel genommen

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