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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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spanisches Dorf, aber vielleicht sagt es Ihnen ja etwas.«
    An der hinteren Kante der Marmorplatte befand sich ein gelber Aufkleber mit einer Adresse: Woytek Magazyn, Gorodnik, Pomorskie 2577 . Offenbar hatte Adamski die Möbel zwischengelagert, bis er genug für eine Containerladung beisammenhatte. Janusz kannte sich in Pommern ziemlich gut aus. Die Kaserne, wo Oskar und er sich kennengelernt hatten, lag in der Kaschubischen Seenplatte, einem Gebiet mit sanft geschwungenen Hügeln, winzigen Dörfern und von gewaltigen uralten Gletschern geschaffenen Seen. Allerdings hatten weder er noch die anderen Wehrpflichtigen die Schönheit der Landschaft zu schätzen gewusst, denn sie hatten nur im Kopf gehabt, wie man am besten an Frauen, Wodka und genießbares Essen herankam – in dieser Reihenfolge. Wenn sein Gedächtnis ihn nicht trog, war Gorodnik die einzige größere Stadt in dieser Gegend.
    Janusz riss den Aufkleber ab und steckte ihn ein. »Kann ich mal Ihr Telefon benutzen?«
    Nachdem Bannister es ihm gegeben hatte, öffnete Janusz das Adressbuch, vergewisserte sich, dass kein Eintrag unter Pawel oder Adamski existierte, und tippte seinen eigenen Namen und seine Nummer ein.
    »Falls er sich meldet, möchte ich der Erste sein, der es erfährt.« Er steckte das Telefon zurück in Bannisters Jackentasche und grinste unvermittelt. »Ich möchte nicht ständig wiederkommen müssen, um Sie daran zu erinnern.«
    Als er die Portobello Road hinunter zum U-Bahnhof Notting Hill ging, wurde er von Enttäuschung ergriffen. Gut, dann benutzte Adamski möglicherweise alte, aus Polen importierte Möbel als Tarnung für den Drogenschmuggel. Und weiter? Nichts an dieser Erkenntnis brachte ihn seinem Ziel, Weronika zu finden, auch nur einen Schritt näher. Vielleicht setzte sich Adamski ja nie wieder mit Bannister in Verbindung. Wenn ihm eine Bande auf den Fersen war, hielt er sich bestimmt bedeckt. Das hieß, er verfolgte eine eiskalte Spur.
    Als Janusz vierzig Minuten später aus der U-Bahn-Station Angel in die eiskalte Dunkelheit hinaustrat, stellte er fest, dass er einen Anruf von Pater Pietruzki verpasst hatte.
    »Ich wollte nur wissen, ob ich Pani Tosik etwas Neues über unsere sgubiona owieczka berichten kann?«, fragte der Priester, als er ihn zurückrief. Der Ausdruck »verirrtes Lamm«, mit dem offensichtlich Weronika gemeint war, brachte Janusz zum Schmunzeln. Der alte Herr hatte die Angewohnheit, seine Botschaften zu verschlüsseln, wenn es um ein heikles oder vertrauliches Thema ging – vermutlich eine Angewohnheit aus seiner Jugendzeit. Als frisch geweihter Kaplan in einem Bergdorf hatte Pater Pietruzki heimlich die Partisanen in ihrem Kampf gegen die Nazi-Besatzer unterstützt und als Bote zwischen den verschiedenen Widerstandsgruppen fungiert.
    Janusz fasste den Stand der Dinge kurz zusammen – das Mädchen sei mit einem um einiges älteren Mann durchgebrannt, der außerdem ein zwielichtiger Zeitgenosse sei. Allerdings sei er, wie er zugeben müsse, auf der Suche nach den beiden in eine Sackgasse geraten.
    »Du kannst wirklich nichts tun?«, erkundigte sich der Priester in besorgtem Tonfall.
    »Nicht sehr viel«, antwortete Janusz freundlich. »Inzwischen können sie überall und nirgends sein.« Nach kurzem Zögern erwähnte er seinen Verdacht, Adamski handle möglicherweise mit Drogen und werde von gangsterzy gejagt. Der Priester klang nicht so schockiert, wie Janusz gedacht hatte, aber vielleicht war ihm der Ernst der Lage noch nicht ganz bewusst.
    »Wenn ich richtig vermute, sind sie auf der Flucht«, fuhr Janusz fort. »Und das heißt, dass sie nahezu unauffindbar sind – außer du möchtest die Polizei einschalten, damit sie die beiden zur Fahndung ausschreibt.«
    »Nein, nein, ich bin sicher, dass Pani Tosik die Behörden nicht mit hineinziehen möchte«, sagte Pater Pietruzki nach einer Weile. »Wenn wir es wirklich mit solchen Leuten zu tun haben, wie du glaubst, könnte der Schaden außerdem größer sein als der Nutzen.«
    Der alte Mann hatte vermutlich recht. Plötzlich stand Janusz das Bild vor Augen, wie bewaffnete Polizisten das Versteck des Paares umzingelten. Er erschauderte – die Polizei hatte nämlich die unangenehme Angewohnheit, die falschen Leute zu erschießen.
    »Du glaubst wirklich, dass du nichts mehr unternehmen kannst?«, fragte der alte Priester. Seine Stimme klang bedrückt und enttäuscht. Janusz spürte das schlechte Gewissen wie einen Messerstich. Aber warum sollte er Pani Tosik

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