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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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Kokain in einem Plastikbeutel. Dann fing er an, die Broschüre mit einem Entwickler aus Silberpulver einzustäuben. »Was gefunden?«, fragte Kershaw, nachdem sie ihn eine Weile beobachtet hatte.
    Er verzog das Gesicht. »Ja, jede Menge. Aber Sie können sich ja bestimmt vorstellen, wie viele Leute hier in den letzten Wochen alles angefasst haben.« Ein berechtigter Einwand, sagte sich Kershaw. »Ich hasse Hotelzimmer«, brummelte er.
    Kershaw begann, die Leiche zu untersuchen. Sie rief sich den Pathologieunterricht ins Gedächtnis und empfand eine seltsame Genugtuung, als sie an der Unterseite der Oberarme und Beine des Mädchens eine Reihe violetter Flecke entdeckte, wo sich das Blut angesammelt hatte. Wenn sie nicht alles trog, bedeutete die Ausbreitung der Totenflecke, dass die Frau vor mindestens sechs Stunden gestorben war. Also gegen sieben oder acht Uhr morgens, obwohl für eine genauere Bestimmung des Zeitpunkts die rektale Körpertemperatur und die Zimmertemperatur berücksichtigt werden mussten.
    Nichts wies auf die Identität des Mädchens oder ihres Partners hin. Offenbar hatte »Lampart« ihre Kleider und die restliche Habe mitgenommen und nur ihre leere Handtasche aus Lackleder zurückgelassen, da diese offenbar zu sperrig gewesen war, um sie unbemerkt aus dem Hotel zu schmuggeln. Am grauen Ring in der Toilette erkannte sie, dass er sogar die Zigarettenkippen heruntergespült hatte.
    »Darf ich mal in ihre Tasche schauen?«, fragte sie Dave und zeigte mit dem Kopf auf die Tasche, die in einem Asservatenbeutel aus Plastik auf dem Boden lag.
    »Ja, die hab ich schon untersucht.«
    Kershaw öffnete die Tasche mit ihrem Stift und stellte fest, dass das Hauptfach und das mit einem Reißverschluss versehene Seitenfach leer waren. Doch als sie genauer hinschaute, entdeckte sie ein winziges Geheimfach im Futter, gerade groß genug für einen Lippenstift und leicht zu übersehen. Sie konnte eine hellrosa U-Bahn-Fahrkarte darin ausmachen. Kershaw lieh sich eine Pinzette von Dave und zog eine am Vortag gekaufte Travelcard heraus, die eine Woche lang in den Zonen eins bis vier gültig war, was hieß, dass man damit bis hinaus in die Vororte fahren konnte.
    »Ach, wenn das nicht unsere Miss Marple ist.« Bacon kam hereingerauscht. In seinem Schutzanzug sah er aus wie ein rothaariger Schneemann. »Wie ich annehme, hat die Drogenspezialistin unserer Abteilung den Fall bereits aufgeklärt und alle Formulare ausgefüllt.«
    Sie grinste. Die Hänselei war ja nicht böse gemeint. Außerdem fühlte sie sich geschmeichelt, dass er sie und nicht Browning mit diesem Fall beauftragt hatte. War sein Machogehabe vielleicht nur Theater? Oder – Gott bewahre – stand er etwa auf sie?
    »Nur noch ein paar offene Fragen, Sergeant. Aber ich habe gerade das hier gefunden« – sie zeigte ihm die Fahrkarte –, »und zwar versteckt in ihrer Handtasche. Der einzige Hinweis auf ihre Identität.«
    »Hoffen Sie, dass sie das Ticket mit ihrer EC -Karte bezahlt hat?«
    »Oder mit einer aufladbaren Karte der Verkehrsbetriebe, Sergeant. Die sind inzwischen personalisiert.«
    Er nickte. »Reden Sie mit meinem Kumpel Terry bei London Underground. Auf den ist Verlass. Er wird den Namen und die Adresse für Sie im Computer suchen.«
    Bacon verschränkte die Arme und betrachtete eingehend den Körper des Mädchens, während Kershaw ihm die bisherigen Ergebnisse berichtete.
    »Ein weißer Mann hat letzte Nacht um 1:15 hier eingecheckt, Sergeant. Er hat mit Kreditkarte bezahlt, aber als ich die Kreditkartenfirma anrief, hat sie sich als Fälschung entpuppt. Der Mitarbeiter von der Rezeption, der den Mann eingecheckt hat, hat bis morgen Abend frei.«
    »Den Mitarbeiter zu vernehmen, solange sein Gedächtnis noch frisch ist, hat oberste Priorität. Besorgen Sie sich eine Personenbeschreibung«, sagte er, ohne den Blick von der Toten abzuwenden.
    Sie folgte ihm zur Seite des Bettes.
    Bacon beugte sich über das Mädchen. »Keine äußeren Verletzungen«, stellte er fest und musterte gleichmütig die ausgestreckte Leiche.
    Kershaw bemerkte einige Stoppeln in der Achselhöhle unter dem linken Arm – ein so intimes Detail, dass sie sich beklommen und wie eine Voyeurin fühlte.
    »Der Sex war wahrscheinlich einvernehmlich«, fuhr Bacon fort. Er feuchtete seinen Finger an, tupfte ein wenig von dem weißen Pulverrest auf dem Nachttisch auf und rieb es sich ins Zahnfleisch.
    »Vermutliche Todesursache – eine Nase zu viel vom guten alten peruanischen

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