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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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mit ihr in der altmodischen und gemütlichen Patisserie Valerie Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen. Doch dann hatte er plötzlich Weronika vor Augen, die einer gnadenlosen Dealerbande auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war und womöglich zur Strafe für Adamskis Sünden verprügelt – oder gar noch Schlimmeres – wurde. Und so taten seine Füße wieder ihren Dienst und trugen ihn zur Bushaltestelle.
    Als Janusz durch das Tor und die Portobello Road entlang nach Norden ging, erkannte er die Straße, wo er in den Achtzigern gelegentlich auf Baustellen gearbeitet hatte, kaum wieder. Damals hatten sich hier Clubs für schwarze Männer gedrängt, und der süßliche Geruch von Marihuana hatte in der Luft gelegen. Doch inzwischen gab es hier etwa zehnmal so viele Touristen wie Einheimische. Sie stürmten die teuren Antiquitätengeschäfte und amerikanischen Ketten, in denen ein Becher Kaffee zwei Pfund kostete. Als er zum zweiten Mal von einer schnatternden Horde Japaner vom Gehweg gedrängt wurde und sein Blutdruck gefährlich anzusteigen drohte, erkannte er den Namen Bannister Antiques , der in goldenen Buchstaben auf eine Schaufensterscheibe gepinselt war.
    Ein Mann, offenbar Bannister selbst, erschien aus einem Hinterzimmer, noch ehe das Läuten des Türglöckchens verklungen war. Er trug die zufriedene Miene eines Menschen zur Schau, der mit einem guten Geschäft rechnet. Allerdings verflog sein Lächeln rasch, als Janusz ihm seine Visitenkarte überreichte und sein Sprüchlein aufsagte: Er sei im Auftrag einer Anwaltskanzlei tätig und wegen einer Erbschaftsangelegenheit auf der Suche nach Pawel Adamski. Die Geschichte mit der Erbschaft wirkte meistens, da die Befragten sich eine Belohnung für ihre Bemühungen erhofften, ganz gleich, wie flüchtig ihre Beziehung zum Begünstigten auch sein mochte.
    Allerdings nicht diesmal. »Noch nie von ihm gehört, tut mir leid«, erwiderte Bannister und wollte die Karte mit herablassender Miene zurückgeben. Doch Janusz griff nicht danach, sodass der Mann mit steif ausgestrecktem Arm stehen bleiben musste.
    »Könnte es sein, dass Ihr Gedächtnis Lücken hat?«, fragte er höflich.
    Bannister warf die Karte auf seinen mit Leder bezogenen Schreibtisch und setzte ein heuchlerisches Lächeln auf. Dabei zeigte er kleine, gelbliche Zähne, die ihm etwas Raubtierhaftes gaben.
    »Ich kaufe nicht bei Händlern«, sagte er und wischte sich eine unsichtbare Fluse vom Sakkoärmel. »Meine gesamte Ware stammt aus Auktionshäusern.«
    Janusz hatte mit keinem Wort erwähnt, dass Adamski Händler sein könnte. Also blickte er Bannister an, bis dessen tückisches Lächeln verflog. Dann schlenderte er, die Hände tief in den Taschen seines Trenchcoats, durch den Laden und begutachtete das Angebot – eine Mischung aus schlechten viktorianischen Gemälden, wirklich wertvollen Stücken und schweren, dunklen Möbeln. Vor einem eins achtzig hohen piec kaflowy – einem Holzofen, geschmückt mit hübschen blauweißen Kacheln, die Jagdszenen darstellten – blieb er stehen. Seine Großmutter hatte einen ganz ähnlichen im Wohnzimmer gehabt, auf dessen eisernem Deckel er als Kind gern Kastanien geröstet hatte.
    Janusz kehrte zu Bannister zurück, der inzwischen hinter seinem Schreibtisch hervorgetreten war.
    »Hübscher Ofen«, sagte Janusz und rückte so nah an den Mann heran, dass er ihn buchstäblich an die Schreibtischkante drängte. »Wahrscheinlich werden Sie mir jetzt weismachen wollen, dass Sie ihn aus einem englischen Auktionshaus haben.«
    Bannister wich vor dem offenbar verrückten Fremden zurück, indem er sich nach hinten über den Schreibtisch lehnte.
    »Ich bin ein viel beschäftigter Mann«, fuhr Janusz leise und ruhig fort. »Also wäre es in Ihrem ureigensten Interesse, wenn Sie mir Ihre albernen Mätzchen ersparen würden.« Er machte noch einen Schritt vorwärts, bis seine Zehen die von Bannister berührten. »In welcher Beziehung stehen Sie zu Adamski?«
    Anstelle einer Antwort verzog Bannister nur die Lippen. Janusz wies mit dem Kopf in eine dunkle Ecke des Ladens, wo mattes Gold schimmerte. »Wenn ich mich nicht irre, ist das eine russische ikona aus dem zehnten oder elften Jahrhundert«, stellte er fest. »Sie wissen ja, dass Putin und seine Kumpel vom FSB die illegale Ausfuhr wertvoller Kunstgegenstände aus ihrem Mutterland sehr ernst nehmen.« Er bedachte Bannister mit einem bedeutungsvollen Blick. »Zufällig habe ich einige russische Klienten mit ziemlich guten

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