Sündenfall: Roman (German Edition)
Beziehungen. Ein Wort, und Sie könnten bald Besuch bekommen, der weitaus weniger höflich ist als ich.«
Als Janusz feststellte, dass Bannisters Miene nachdenklich wurde, belohnte er ihn mit einigen Zentimetern mehr Luft zum Atmen. Seine Geschichte war ein Vabanquespiel: Allein die Vorstellung, dass ein Pole Verbindungen zu Russen pflegte, war angesichts der Neigung dieser Leute, schneller in sein Land einzumarschieren, als man eine czapka fallen lassen konnte, einfach nur lachhaft. Doch zu seinem Glück reichten die Kenntnisse der europäischen Geschichte beim Durchschnittsengländer zumeist nur bis Dover.
»Ich wollte nur die geschäftliche Diskretion wahren«, entgegnete Bannister, wobei sein Versuch, gönnerhaft zu klingen, kläglich scheiterte. »Aber da Sie … ein dringendes Anliegen an Mr Adamski haben, bin ich bereit, eine Ausnahme zu machen.«
Janusz trat einen Schritt zurück, sodass Bannister sich wieder frei bewegen konnte. Der Mann nahm einen Schlüsselbund von einem Haken hinter dem Schreibtisch, winkte Janusz heran und öffnete eine Tür im hinteren Teil des Ladens. Dann ging er voraus über einen kopfsteingepflasterten Hof zu einer Garage, deren doppelflügeliges Tor verschlossen war.
»Mr Adamski behauptete, er könne mir hochwertige Stücke aus Polen beschaffen«, verkündete Bannister in verschwörerischem Ton. »Einige Möbelstücke aus dem neunzehnten Jahrhundert sind dort, verglichen mit denen aus Frankreich, noch bemerkenswert günstig.«
Er öffnete das Vorhängeschloss, drehte sich zu Janusz um und fletschte beim Lächeln spitze Zähne. »Aber offen gestanden kann man unsere Vereinbarung nicht unbedingt als ungetrübten Erfolg bezeichnen.«
Drinnen sprang knisternd eine Neonröhre an und beleuchtete einen Raum voller massiver alter polnischer Möbelstücke. Janusz schnappte nach Luft: Die schweigende Versammlung von Schränken mit kunstvollen Schnitzereien, schweren Esstischen und Waschtischen mit Marmorplatte versetzte ihn in Sekundenschnelle zurück in seine Kindheit.
»Wir hatten eigentlich nur ein grundsätzliches Gespräch geführt«, fuhr Bannister fort. »Und dann traf aus heiterem Himmel diese Lieferung in einem riesigen Container ein. Nicht einmal ein Anruf von Adamski! Abgesehen von dem Holzofen, den Sie ja kennen, war das meiste absolut unverkäuflich – entweder schlechte Qualität oder einfach nur zu groß, wenn man nicht gerade in einer Villa wohnt.«
»Wie war er denn so im Umgang?«
Bannisters verschlagener Blick wanderte über Janusz’ Gesicht. »Wie ich annehme, ist Mr Adamski kein Freund von Ihnen?«
Janusz schüttelte lächelnd den Kopf.
»Nun, ehrlich gesagt fand ich ihn ziemlich unberechenbar. Als er einige Tage nach der Lieferung so gütig war, endlich hier zu erscheinen, und ich ihm – durch die Blume – klarmachte, dass kaum etwas Wertvolles dabei sei, reagierte er ziemlich verärgert.« Er betrachtete Janusz’ große Hände. »Es ist mir gelungen, ihn zu beruhigen, doch das ist schon Wochen her, und seitdem fehlt jede Spur von ihm.«
»Hat er etwas von der Lieferung mitgenommen?«
»Ein paar Stücke.« Bannister fuhr mit dem Finger über die staubige Platte eines Waschtischs. »Eine Kommode – nicht sehr bemerkenswert. Und einen hübschen kleinen Sekretär aus Walnussholz im französischen Stil, was ein Jammer war.« Leichte Empörung lag in seinem Tonfall. »Der war nämlich eines der wenigen wirklich verkäuflichen Stücke.«
»Abgeschlossen, richtig?«, erkundigte sich Janusz, weil er sich an den Schreibtisch mit der aufgebrochenen Schublade im Haus erinnerte.
Bannister nickte und fügte, als er bemerkte, dass ihn dieses Geständnis in einem nicht sehr guten Licht zeigte, hinzu: »Ich habe nach einem Hinweis gesucht, wo er sich aufhalten könnte, um ihn zu bitten, all das hier« – er vollführte eine wegwerfende Handbewegung – »abzutransportieren. Er hat mir nämlich keine Telefonnummer hinterlassen, sondern stets selbst angerufen. Angeblich bekäme er bald einen neuen Anschluss.«
Janusz öffnete einen Schrank und schnupperte den vertrauten Geruch nach alten Pelzmänteln, Kampfer, Staub und Sandelholz. Nachdem er ihn leise wieder geschlossen hatte, drehte er sich zu Bannister um.
»Was ist mit dem Lieferschein?«
»Den hat er, fürchte ich, auch mitgenommen.« Bannister fing an, einen der Waschtische aus der Reihe zu ziehen. »Aber da wäre noch etwas …«
Er wies auf die Rückseite des Waschtischs. »Für mich ist das ein
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