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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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geraten bin …« Janusz hielt inne. Plötzlich schien sich der Parkettboden des Salons unter seinen Füßen zu bewegen. Er hielt sich an den zarten Armlehnen des Sessels fest. »Woher weißt du von Adamski?«, fragte er. »Laut Pani Tosik war Weronika so rein wie frisch gefallener Schnee – sie hatte keinen Freund.«
    Die Hände des Priesters wurden ruhig, und ein Blick aus wässrigen blauen Augen traf den lodernden und fragenden seines jungen Freundes.
    »Janusz, mein Junge, nun muss ich dir zur Abwechslung etwas beichten. Ich konnte, was die … Sache mit Weronika anging, nicht ganz ehrlich zu dir sein. Bitte mach Pani Tosik keine Vorwürfe. Sie hat sich nur an meine Bitte um … dyskrecja gehalten.«
    »Diskretion?«, rief Janusz aus, worauf einige elegant frisierte Köpfe sich nach ihm umdrehten. Der Priester hob die Hand, damit er sich beruhigte. Sein Ausdruck war teils Entschuldigung, teils Bitte.
    »Du bezeichnest es als Diskretion, mich anzulügen, mich, den du schon seit über zwanzig Jahren kennst?«, fuhr Janusz zornig flüsternd fort. »Du schickst mich ohne ausreichende Informationen zu einem Auftrag – und jetzt ist ein Mädchen tot? Was zum Teufel wird hier gespielt?«
    »Ja, wir wussten, dass Weronika in Gefahr schwebt«, erwiderte der Priester mit gequälter Miene. »Doch wir hätten nie damit gerechnet, dass Justyna in die Sache hineingezogen wird. Woher hätten wir ahnen sollen, dass du mit ihr sprichst?«
    »Sie war Weronikas einzige Freundin! Wie sonst, glaubst du, hätte ich meinen Auftrag erledigen sollen? Indem ich zu einer gottverdammten Wahrsagerin gehe?«
    Der Kellner kam mit dem Bier, und als Janusz es nicht aus einer ausgestreckten Hand entgegennahm, stellte er es auf einem runden Filzdeckel auf den Tisch. Dabei blickte er ängstlich zwischen dem Priester und seinem zerzausten Begleiter hin und her.
    Nachdem er fort war, sprach der Priester weiter. »Inzwischen ist uns das natürlich auch klar, aber damals dachte ich nur, dass du einen anderen Weg finden wirst, weil du doch jeden in unserer Gemeinde kennst …« Seine Stimme erstarb. »Mittlerweile habe ich erkannt, dass das naiv war.«
    »Wer sind diese ›Wir‹, von denen du ständig sprichst?« Janusz warf einen argwöhnischen Blick in den belebten Salon. »Das sind doch ganz sicher nicht nur du und Pani Tosik.«
    Der Priester zögerte und spielte am Ärmel seiner Soutane herum. »Es gibt da jemanden, den du kennenlernen solltest und der es besser erklären kann als ich.« Er sah Janusz mitleidheischend an. »Dann verstehst du vielleicht besser, warum ich dir nicht die ganze Wahrheit sagen konnte.«
    Als Janusz Pater Piotr aus dem Salon folgte, hatte er das Gefühl, dass die Realität ihm zu entgleiten drohte. Die Szene erschien ihm inzwischen surreal: Das Stimmengewirr klang durchdringend schrill, das Make-up der Frauen sah grell und entstellend aus, und er bildete sich ein, dass die Anwesenden ihm mit spöttischen Blicken folgten. Als er den vertrauten schütteren Hinterkopf vor sich betrachtete, konnte er es noch immer nicht fassen. Sein alter Freund – sein Beichtvater – hatte ihn so belogen.
    Das Mädchen am Klavier hatte angefangen, die Nocturne No. 1 zu spielen; ihre schlanken Finger glitten über die Tasten. Plötzlich sah Janusz vor seinen inneren Augen, wie er selbst im Alter von etwa drei Jahren in Großmutters Haus auf dem Schoß seiner Mama gesessen hatte, während sie das Stück spielte. Es war eine der schönsten Nocturnes, die eine fast schmerzhafte Dringlichkeit mit dem Gefühl verband, dass alles gut werden würde.
    Der Priester führte Janusz einen mit Eiche getäfelten Flur entlang in den hinteren Teil des Botschaftsgebäudes. Hinter einer antiken Kassettentür öffnete sich eine moderne Schwingtür in die von lauten Geräuschen widerhallende Küche der Botschaft. Auf der Schwelle trafen sie mit einem Mann zusammen, der gerade herauskam und der sich beim Anblick des Priesters tief verbeugte. Im Vorbeigehen stieg Janusz ein Hauch seines nach Anis riechenden Rasierwassers in die Nase.
    Drinnen stapelten Köche mit hohen weißen Mützen Kanapees wie Damesteine auf Platten und riefen nach den Kellnern. Doch als sie durch eine zweite Schwingtür gingen, traten sie in eine Oase der Ruhe. Aus den leeren Tellern und den herumliegenden weißen Kleidungsstücken auf dem langen Tisch schloss Janusz, dass es sich um den Pausenraum für das Personal handelte.
    In einer Ecke saß ein kahlköpfiger Mann über sechzig und

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