Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
Vom Netzwerk:
wegen meines wohltätigen Engagements in London war, hat Edward mich gebeten, mit Ihnen zu reden«, sagte Nowak. »Und hier wären wir jetzt.« Er musterte Janusz’ Gesicht, als sei er noch immer nicht sicher, ob er ihm Zamorskis großes Geheimnis anvertrauen sollte.
    »Ich wette, Sie sind Raucher«, meinte er plötzlich, und ein spitzbübisches Grinsen zog über sein Gesicht.
    Janusz zuckte die Achseln. » Naturalnie , aber Sie wissen doch, dass es hier drin verboten ist.«
    Nowak tat den Einwand ab, stand auf und ging zum Fenster. »Wer soll es je erfahren?«, raunte er theatralisch und machte das Fenster auf.
    Sie schoben ihre Stühle ans Fenster, und Nowak förderte ein zerknittertes Päckchen Mocne zutage, eine spottbillige Marke, die Janusz zuletzt in Polen gesehen hatte. Die arglose Direktheit des Namens – mocne bedeutete einfach nur »stark« – hatte ihn schon immer amüsiert.
    »Selbst die größten Helden haben ihre Geheimnisse, irgendeine leichtsinnige Schwäche. Manchmal – nein, immer – hat es etwas mit Sex zu tun.« Er und Janusz wechselten spöttisch grinsend einen Blick.
    Janusz gab Nowak Feuer und zündete sich dann eine Zigarre an. Gemütliches Schweigen entstand, als die beiden Männer genüsslich den ersten Zug rauchten.
    »Dieser Adamski hat Edward wegen einer … privaten Angelegenheit erpresst, einer Herzenssache«, sprach Nowak in ernstem Ton weiter. »Er droht, die Geschichte kurz vor der Wahl an eine Zeitung zu verkaufen.«
    Janusz fuhr zurück. Erpressung war ein widerwärtiges Verbrechen und außerdem feige und hinterhältig. Aber den zukünftigen Präsidenten zu erpressen? Dazu brauchte man starke Nerven. Zamorski hatte auf ihn nie den Eindruck eines Playboys gemacht – Familienvater, seit dreißig Jahren verheiratet, Kinder … also von Kopf bis Fuß der anständige Bürger. Kritiker mochten ihn sogar als Spießer bezeichnen. Er war doch nicht etwa homosexuell ? Manchmal brachten die hiesigen Zeitungen derartige Enthüllungsberichte über Politiker, aber schließlich war man hier in England, wo man in den Internaten Schwule züchtete wie Pilze in einem feuchten Schrank.
    Janusz wartete darauf, dass Nowak fortfuhr und Zamorskis Geheimnis preisgab. Doch der Mann schwieg, und seine Miene hinter der Rauchwolke war nachdenklich. War das alles, was sie ihm verraten würden? Ein paar Andeutungen über einen sexuellen Fehltritt?
    »Hören Sie«, sagte Janusz. »Offenbar will Zamorski, dass ich mich weiter nach Adamski umschaue. Sonst wäre ich nicht hier. Also habe ich ein Recht darauf zu erfahren, um was für ein großes Geheimnis es geht.«
    Doch Nowak ließ sich nicht drängen. »Die Erpressung ist eine Sache. Doch nach dem tragischen Schicksal des anderen Mädchens befürchtet Edward, dieser Adamski könnte ein psychopata sein«, meinte er mit der Miene eines Menschen, der laut überlegte. »Er ist überzeugt, dass Adamski Weronika möglicherweise umbringt – und ich glaube, er hat vielleicht recht.« Stirnrunzelnd sah er Janusz an.
    Janusz konnte nicht so schnell folgen. Adamski hatte ein Motiv gehabt, Justyna zu ermorden, da sie seine Adresse verraten hatte. Doch nun klang es fast, als schwebe Weronika auch in Gefahr.
    »Hat diese Sache womöglich etwas damit zu tun, dass Adamski dealt?«, fragte er. »Hat er Zamorski kokaina verkauft?«
    Nowak lachte in sich hinein. »Adamski mag ein Drogenhändler sein, aber ich versichere Ihnen, dass das Stärkste, was ich Edward je habe zu sich nehmen sehen, ein bisschen zu viel Ż ubr ó wka war.«
    Janusz drückte seine Zigarre aus. »Ich bin ein viel beschäftigter Mann«, sagte er. »Ich habe nicht den ganzen Nachmittag Zeit, um Rätsel zu raten.« Er stützte die Handflächen auf den Tisch und schickte sich an aufzustehen. Doch Nowak fasste ihn am Unterarm und zog ihn mit sanfter Gewalt wieder auf seinen Stuhl. Dann löschte er mit einer entschlossenen Geste seine Zigarette und rückte seinen Stuhl so nah an Janusz heran, dass sich ihre Knie fast berührten.
    »Als Edward mich bat, mich heute mit Ihnen zu treffen, habe ich klargestellt, dass Sie alles wissen sollen, sofern ich zu dem Schluss komme, dass Sie vertrauenswürdig sind«, begann er. »Er war nicht sehr begeistert, aber ich habe ihm erklärt, dass er sich lächerlich macht. Wie sollen Sie das zurückholen, womit Adamski ihn erpresst, wenn Sie keine Ahnung haben, was es ist?«
    Er klopfte Janusz aufs Knie. »Aber zuerst werden Sie noch ein paar Erinnerungen eines alten Mannes

Weitere Kostenlose Bücher