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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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oder?»
    Schweigen.
    «Also gut, ich sage Ihnen, was ich mache. Ich versuche Eileen Cullen zu erreichen, erkläre ihr, dass Sie im Grunde genommen doch ein anständiger Kerl sind, und gebe ihr Ihre Nummer. So können Sie ihr selbst erklären, was Sie wollen, und sie kann entscheiden, ob sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren kann.»
    Bliss dachte kurz nach. Merrily hörte Verkehrslärm durchs Telefon.
    «Okay», sagte er. «Machen Sie es so. Geben Sie ihr meine Handynummer. Wenn ich in einer Stunde nichts von ihr gehört habe, rufe ich Sie noch einmal an.»
    «Ist es
so
eilig?»
    «Mein ganzes Leben ist eilig, Merrily.»
    «Wo sind Sie?»
    «Im Auto. Hab jetzt ein rollendes Büro.»
    «Alles klar bei Ihnen?»
    «Ja, ich entdecke gerade meinen Glauben wieder.»
    In der Gesprächspause, die darauf folgte, hörte Merrily wütendes Hupen.
    «Als ich klein war», sagte Bliss, «hatte ich ziemliche Probleme, Gott vom Nikolaus zu unterscheiden. Unser Pfarrer, Vater Flanagan, ist immer freitags mit seinem Wettgeld zu uns gekommen, damit mein Vater es für ihn setzt. Und an diesem besonderen Freitag – ich war übrigens ein ziemlicher Rotzlümmel – sagte ich: Vater Flanagan, ich habe beschlossen, diesen Sonntag nicht zur Kirche zu kommen. Und er sagt: Warum denn, Francis? Und ich sage: Weil ich jetzt neun Jahre alt geworden bin, und deshalb bin ich zu alt, um noch an Gott zu glauben. Und Vater Flanagan hat sich gebogen vor Lachen. Eines Tages, Francis, sagte er, wenn du es am wenigsten erwartest, schaust du auf und siehst, was unbezweifelbar Sein Antlitz ist. Und wenn das passiert …
wenn das passiert
… dann denkst du an diesen Augenblick.»
    «Und das hat Sie zur Einsicht gebracht?»
    «Nein, es war eher enttäuschend. Ich dachte, er würde mir etwas Interessantes erzählen.»
    «Sind Sie
betrunken

    «Ich trinke nicht.»
    «Sorry.»
    «Jedenfalls», sagte Bliss, «habe ich aufgesehen, und es war nicht der große Meister, sondern ein Typ, der Steve Furneaux heißt. Aber ich habe trotzdem endlich verstanden, was Vater Flanagan sagen wollte. Es
gibt
einen Gott.»
    «Und der ist auf Ihrer Seite?»
    «Das will ich verdammt noch mal hoffen, weil nämlich von ihm abgesehen kein Schwein auf meiner Seite ist.»

    Ein paar Minuten später kamen Jane und Eirion zurück, und Merrily improvisierte ein verspätetes Mittagessen. Sie dachte an die Überschwemmung und an Vater Ellis und an die finstere Mischung aus Frömmigkeit und Perversion, mit der er damals eine ganze Gemeinde vergiftet hatte.
    Jane war lebhafter geworden, allerdings auf eine fahrige Art.
    Sie hörten sich die neuesten Überschwemmungsberichte im Radio an. In der gesamten Gegend waren Straßen gesperrt, sogar Durchgangsstraßen, und zwar vor allem die in Ost-West-Richtung. Merrily machte sich Sorgen, weil sie noch die Boswell-Gitarre abholen musste. Abgeschiedener als Knights Frome konnte ein Ort kaum liegen.
    «Wir kommen mit», sagte Jane. «Eirion würde unheimlich gern mal Al Boswells Werkstatt sehen, stimmt doch, oder, Irene?»
    «Ganz genau, aber ich habe Lol versprochen, dass wir heute Abend zu ihm kommen, damit wir besprechen können, was wir ihm bei dem Konzert helfen sollen.»
    «Das hatte ich vergessen. Mom, mit all den Überschwemmungen ist es gefährlich da draußen, kannst du nicht morgen fahren?»
    «Am Weihnachtstag? Garantiert nicht.»
    «Oder
wir
holen die Gitarre morgen ab.»
    «Nein, ich versuche es. Wenn es zu schlimm ist, drehe ich um.»
    «Es ist bloß so … wenn ich schon Vollwaise werden muss, dann bitte nicht an Weihnachten. Das wäre dermaßen Charles-Dickens-mäßig. Aber jetzt muss ich unbedingt duschen. Mich juckt’s überall.»
    Als Jane im Bad war, fragte Merrily: «Wie wirkt sie auf dich, Eirion? Ganz ehrlich.»
    «Na ja, ich habe sie überredet, mit mir zur Coleman’s Meadow zu gehen.»
    «Gut.»
    «Gut und … nicht so gut. Wir sind Neil Cooper begegnet, dem Archäologen von der Bezirksverwaltung. Der ist nicht gerade glücklich zurzeit.»
    Eirion wirkte selbst nicht besonders glücklich. Seit Merrily ihn zuletzt gesehen hatte, war er in die Länge geschossen, hatte den Babyspeck verloren. Er erzählte ihr von Blores Privatberichterstattung an den Bezirksrat – dieselbe Behörde, die er öffentlich beschimpft hatte. Merrily allerdings fand diese Berichterstattung nicht sonderlich merkwürdig.
    «Vielleicht steht das als Bedingung in seiner Grabungslizenz. Der Bezirksrat traut Blore nicht, und sie sind schon wegen der

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