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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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allein. Das war nicht gut. Sie sollte Lol heiraten und wegziehen. Allerdings war Jane aus einem unangebrachten, masochistischen Gefühl heraus irgendwie davon überzeugt, dass sie eine Mission zu erfüllen hatte. Davon abgesehen war ihr hier nichts von Bedeutung geblieben … na ja, außer Gomer, Jim aus dem Laden und ein paar anderen Leuten.
    Und Lucy. Lucy würde für immer hier sein und als einsamer, verletzter Geist um ihr besudeltes Grab schweben.
    Oh Gott!
Wütend stand Jane auf.
Es gab wirklich keine Gerechtigkeit. Echt, nur Dreckskerle machten Karriere, und Schweinehunde machten die Gesetze.
Sie entriegelte die Toilettenkabine und ging zu den Waschbecken. Sie hoffte, das Blore inzwischen gegangen war, um in seinem Wohnwagen mit einer seiner Studentinnen zu vögeln, denn falls sie ihn in dieser Nacht noch einmal zu sehen bekam, mit seinem dröhnenden Lachen, würde sie ihm sein Bierglas ins Gesicht rammen und …
    Kurz vorm Hinausgehen aus der Damentoilette blieb sie noch einmal stehen …
    … schluchzte da jemand in einer der Kabinen?

    Merrily entdeckte Elliot Stooke allein zwischen zwei Eichenpfeilern am Ende der Markthalle, von wo aus er die Church Street hinunterblickte, die zurzeit das Ende der Ledwardiner Welt markierte.
    «Sie tragen keine Jacke», sagte er.
    Der Regen hatte nachgelassen, aber das Wasser stand noch auf den Pflastersteinen, sodass sich das Licht der Pseudogaslampen darin spiegelte. Man kam sich vor, als würde man auf Licht gehen.
    «Ich schätze, das war nicht das erste Mal», sagte Merrily.
    «Merrily …», Stooke sah sie nicht an, «… auch wenn Sie nicht der
allerletzte
Mensch sind, mit dem ich jetzt reden will …»
    «So selten kommt das gar nicht vor … dass es geleugnet wird, meine ich. Sogar gläubige Menschen tun es oft, weil sie nicht …»
    «Nein.»
    «Was, nein?»
    «Wir haben nichts zu besprechen.»
    «Kürzlich waren Sie aber noch sehr daran interessiert, mich auszufragen.»
    «Ich bin eben Journalist, und Sie … haben ein Hühnchen mit mir zu rupfen.»
    Merrily spähte die Church Street hinunter. Man sah das Wasser dort in der Dunkelheit nicht, aber man spürte es irgendwie. Sie versuchte es noch einmal. «Lenni nicht, haben Sie gesagt. Sie dachten, Lenni hätte diese Erscheinung nicht gesehen, nur Sie.»
    «Ich weiß nicht, wovon Sie da reden. Gehen Sie zurück und hören Sie sich das Konzert Ihres Freundes an.»
    «Doch, das wissen Sie, Elliot. Sie wissen, wovon ich rede.»
    «Hören Sie.» Er wandte sich ihr zu. «Ich habe diese Sache erfunden. Meine Frau wollte, dass Sie uns diese Shirley vom Hals schaffen. Mich hat sie nicht sonderlich gestört. Und Sie … Sie müssen schließlich Ihre Selbsttäuschung weiter kultivieren, um Ihren absurden Job zu rechtfertigen.»
    «Sie haben neulich Abend eine Kriegergestalt mit einer Art Umhang beschrieben, die Sie auf dem Feld beim Obstgarten gesehen hatten. Es klang nach jemandem von Shirleys Kirche, aber ich glaube inzwischen, dass kein anderes Mitglied von Shirleys Kirche jemals hier war. Ich vermute, dass Shirley Sie für sich allein haben will. Es ist natürlich möglich, dass sie sich per E-Mail von Ellis in Amerika beraten lässt.»
    Sie dachte darüber nach. Das würde zu Ellis passen.
    «Lucy Devenish», sagte Merrily. «Als das Bild von Lucy langsam ausgeblendet wurde … Lucy, die mich in ihrem Poncho immer an einen alten Indianerkrieger erinnert hat.»
    «Sie sind wohl nicht ganz bei Trost, Merrily. Genau wie die anderen Spinner dort drin. Ich finde das ziemlich enttäuschend.»
    «Lucys Gesicht, ob es sich nun bewegt hat oder nicht, wie manche Leute geglaubt haben … Nun ja, für mich war
Ihr
Gesichtsausdruck viel bedeutsamer. Dieser Ausdruck von Schreck und Wiedererkennen, gefolgt von diesem …
gehetzten
Blick … nein, es war eher, als würden Sie von etwas eingeholt. Wieder eingeholt.»
    Er zischte verächtlich und drehte sich halb weg.
    «Ich vermute, das war nicht das erste Mal. Träume, Ahnungen, Gestalten in Ihrem Schlafzimmer, als Sie ein Kind waren? War es unangenehm? Beängstigend? Haben Sie unter der ständigen Angst gelitten, verrückt zu werden? Und dann, als Sie erwachsen waren und es immer noch nicht aufhörte, haben Sie vermutlich gedacht: Verdammt, jetzt stelle ich mich dem Kampf. Ich
töte
es. Stampfe es in den Boden.»
    Er sagte nichts und rührte sich nicht.
    «Aber gerade als Sie gedacht haben, Sie hätten es endgültig erledigt, ist es wieder da, genau vor Ihrer Nase, und Sie sind

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