Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)
Regenmantel umgehängt und machte kleine japsende Geräusche, während sie unter lächerlichem Beifall auf der Plattform heruntergefahren wurde.
«Mom! Geh dich umziehen!»
«Anscheinend ist mein Absatz abgebrochen.»
Merrily griff nach unten und zog etwas von ihrem Schuh. Dann begann sie die Straße hinaufzuhinken, gegen den Wasserstrom, der vom Marktplatz herunterlief.
Dennoch hatte der Regen nachgelassen, und der Himmel schien aufzuklaren.
Als Jane, die Merrily folgte, zur Einmündung der Old Barn Lane kam, sah sie eine weitere, kleinere Menschentraube, die unten an der Kurve zusammenstand. Die Vorgärten standen unter Wasser, in den Häusern brannte Licht, und die Leute versuchten mit Plastikeimern und Waschschüsseln verzweifelt, das Wasser abzuschöpfen.
«Oh mein Gott!»
Eine Männerstimme, ins Falsett kippend vor Entsetzen. Der Mann stolperte aus dem Wasser. Es war Derry Bateman, der Elektriker.
«Kennt sich jemand mit künstlicher Beatmung aus?»
«Ich … ein bisschen.»
Mom hinkte zu der Gruppe hinüber, die am Rand des Wassers einen Halbkreis bildete.
«Ich dachte, es wäre ein Sandsack.» Derry Bateman stand der Schock ins Gesicht geschrieben. «Oh, verdammt. Alle zurückbleiben. Oje, das ist überhaupt nicht gut.»
«Ich glaube, es ist sowieso zu spät», sagte eine Frau.
Zwei Männern, die einen Körper hinter sich herzogen, reichte das Wasser beinahe bis zur Brust. Die Strahlen von Taschenlampen wurden auf sie gerichtet.
Eine Frau schrie: «Oh Gott, nein.»
«Hier …» Derry Bateman führte Merrily bis zum Wasser. Jane hatte nicht gewusst, dass sie sich mit künstlicher Beatmung auskannte. «Drehen Sie ihn um.»
Die Frau sagte: «Ich glaube, er ist tot.»
Jemand rief: «Wer ist es?
Wer ist es?
»
«Ich habe Ihnen doch schon gesagt …», die wackelige Stimme eines älteren Mannes. «Jemand hat auf ihm gesessen …»
«Ich kenne ihn nicht», rief Derry Bateman. «Diesen Mann habe ich noch nie gesehen.»
«Sie irren sich bestimmt, Reg.»
«Nein, ich
sage
Ihnen, dass ich jemanden gesehen habe. Ich dachte, er sitzt auf einem Sandsack, aber er saß auf
ihm
…»
«Und wer war das?»
«Hab ihn nicht erkannt. War ganz schwarz angezogen. Ich irre mich nicht.»
Jane rannte hinter Merrily her, doch Eirion hielt sie am Arm fest.
«
Du
kennst dich doch nicht mit künstlicher Beatmung aus, oder, Jane?»
«Nein, aber …»
«Ich habe mal einen Ertrunkenen gesehen», sagte Eirion. «Glaub mir, den Anblick willst du dir nicht zumuten.»
Derry Bateman und ein paar andere Männer trugen ihn zu Derrys Transporter und legten ihn hinten in den Laderaum zwischen Werkzeuge und Elektromaterial.
Derry breitete eine blaue Plastikplane über ihm aus.
Merrily wischte sich ihre tropfenden Hände an ihrem durchweichten Rock ab.
«Sie wissen, wer es ist, oder, Frau Pfarrer?»
«Ja.»
«Es tut mir leid», sagte Derry, «wir hätten nichts mehr für ihn tun können.»
«Hat denn niemand gesehen, was passiert ist?»
«Keiner hat etwas gesehen, sonst hätten wir ihm doch geholfen. Ich verstehe trotzdem nicht, wie er so weit ins Wasser gehen konnte, es sei denn, er war betrunken.»
«Derry, wo ist Reg?»
«Reg Sutton? Das ist David Suttons alter Herr. Ist erst vor ein paar Wochen hergezogen. Ein ziemlich alter Knochen, man kann nicht alles glauben, was er so erzählt.»
«Wo wohnt er?»
«Da vorne, im fünften Haus von hier aus. Das mit der weißen Vorgartentür.»
«Danke.»
Derry nickte unbehaglich in Richtung der Leiche.
«Wer ist das, Frau Pfarrer?»
«Der Mann, der Cole Barn gemietet hat.»
Sie sah immer noch sein weiß aufblitzendes Lächeln vor sich.
Vor allem ist es kein Hinweis auf die Existenz eines Gottes.
Und jetzt wusste er, ob es einen Gott gab. Oder auch nicht.
«Was hat er hier unten gewollt, Frau Pfarrer?»
«Ich weiß es nicht.»
Vielleicht hatte ihn jemand gerufen. Vielleicht waren da unten am Ende der Church Street zu viele Lichter gewesen.
Oh Gott.
«Wir rufen besser die Polizei», sagte Derry. «Keine Ahnung, wie sie heute Nacht hierherkommen wollen, es sei denn, sie haben einen Hubschrauber.»
«Ich rufe sie», sagte Merrily.
«Da ist nur noch … ich meine, ich möchte ihn nicht in meinem …»
«Nein, Sie haben recht. Er kann nicht in dem Transporter liegen bleiben. Können Sie den Wagen zur Kirche fahren? Wir haben einen langen Tisch in der Sakristei. Macht es Ihnen etwas aus, ihn dort hineinzutragen?»
«Hab ja keine Wahl, oder?»
«Ich muss seine Frau
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