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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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würde alles tun,
    um dich funkeln zu sehen
    Er sang die Zeilen einige Male, dann sagte er: «Und jetzt alle zusammen.»
    Wenn es ein Open-Air-Festival gewesen wäre, hätten jetzt alle ihre Feuerzeuge herausgeholt und die Flammen in die Höhe gehalten. Ein Fluss aus Licht. Jane sah, wie sich Eirion fasziniert auf seinem Stuhl zurücklehnte.
    «Eirion!»
    Sein Grinsen erlosch, als sie über den Kabelwirrwarr stieg und sich neben ihn an das Mischpult setzte. Sie hatte ihn nicht
Irene
genannt.
    «Hör zu …»
    Aber er verstand sie nicht, weil das Publikum immer noch sang.
    Wir würden alles tun … um dich funkeln zu sehen.
    Alle waren vollkommen begeistert. Sogar so begeistert, dass sie Merrily nicht bemerkten, die durchnässt und mit zerlaufener Wimperntusche hereinkam. Jane sprang auf, aber die Menge verschloss ihr den Weg.

62 Das ist überhaupt nicht gut
    Man roch den Fluss jetzt. Ein fauliger Gestank, der beinahe etwas Sexuelles hatte, dachte Jane.
    Der Bastard hatte nicht auf ein einziges ihrer Worte gehört. Das war so bei Vergewaltigern.
    Jane zuckte angeekelt zurück, als er über ihre Gummistiefel leckte.
    Jetzt war es zu spät für Gebete. Man ahnte, warum die Sintflut ein so mächtiger biblischer Kunstgriff war: Feuer vernichtete, aber die Flut entwürdigte alles, verwandelte es in trüben Schlamm. Sündenflut.
    So strafte Gott die Eitelkeit der New Cotswolds.
    Jane und Eirion standen etwas oberhalb des
Ox
. Der Pub war geräumt worden, durch die Fenster sah man übereinandergestapelte Tische, schwere Plastikplanen, mit denen der Billardtisch abgedeckt worden war, und die abgeschalteten Spielautomaten. Das Wasser stand knietief im Raum, sah aus wie schales Bier und roch noch schlimmer, und auf der Straße standen Leute, wie auf einem Bild von Hieronymus Bosch. Sie schimmerten wie Nacktschnecken in ihrer Regenkleidung, und durch die Church Street floss Regenwasser hinab zu den Ufern des neuen Sees.
    Die Häuser ganz unten an der Straße standen schon zu einem Viertel im Wasser, es strudelte dort zäh wie schwarzes Öl, und es stieg und stieg und stieg weiter. Wenn man versucht hätte, an einen der Türklopfer zu kommen, hätte man bis zur Brust im Wasser gestanden.
    «Oh Gott», sagte Jane, «die arme Mrs. Huws.»
    Sie sollte gerade evakuiert werden. Man sah Dinge, die aus ihrem Haus auf die Wasserfläche geschwemmt wurden. Einen Holzstuhl, eine Brotdose, eine Scheibe Brot.
    «Ich kann nicht», schluchzte Edna Huws. «Nicht in diesem Aufzug!»
    Gomer hatte seinen Teleskoplader ausgefahren. Die Metallplattform schwebte vor einem geöffneten Fenster im ersten Stock. Jemand stand auf der Plattform, hielt sich an dem Metallgeländer fest und beugte sich zum Fenster.
    «Ich komme jetzt rein, Mrs. Huws.»
    James Bull-Davies.
    «War sie eigentlich überhaupt mal verheiratet? Vielleicht ist James Bull-Davies der erste Mann, der ihr Schlafzimmer betritt», murmelte Jane Eirion zu.
    Aber es war nicht lustig. Edna Huws, die in ihrem pergamentfarbenen Nachthemd aussah wie eine zarte Motte, schrie James mit schriller Stimme zu: «Ich kann nicht! Wohin soll ich denn gehen?»
    «Im
Swan
gibt es Zimmer», rief Bull-Davies. «Barry bereitet sie gerade vor. Gehen Sie einfach vom Fenster weg.»
    «Aber was soll ich nur anziehen? Meine Kleidung … was ich für die Übernachtung brauche …»
    «Machen Sie sich darüber Sorgen, wenn wir Sie rausgeholt haben.»
    «Das hätte nicht passieren dürfen, Mr. Davies!»
    «Tja, aber ich fürchte, es ist passiert.»
    «Jane.»
    Merrily hatte ihr die Hand auf den Arm gelegt.
    «Meine Güte, du bist ja bis auf die Haut nass.» Eine Verkehrung ihrer Rollen. «Geh nach Hause, Mom, und sieh zu, dass du aus diesen Sachen herauskommst.»
    «Ist Mrs. Huws okay?»
    «James Bull-Davies ist jetzt bei ihr drin und versucht sie zu überreden, durchs Fenster zu steigen. Die Leute aus den anderen Häusern haben sie schon geholt. Sogar zwei Labradors …»
    «Gut. Es ist unfassbar, oder? Wie schnell das passiert ist.»
    «Du kannst hier nichts tun. Geh ins Pfarrhaus,
bitte
. Sieh dich mal an, dein Rock ist völlig …»
    «Wo ist Lol?»
    «Er räumt seine Ausrüstung weg. Barry sagt, er kann sie im
Swan
einschließen. Er glaubt, es könnten Plünderer auftauchen.»
    «In Ledwardine?»
    «Ja, na ja … Hörst du mir mal zu, Mom, bitte? Ich muss dir was erzählen.»
    James half Edna Huws aus dem Fenster und auf die Plattform und reichte ihr einen kleinen Koffer nach. Mrs. Huws hatte sich einen langen

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