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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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vermutlich später froh sind, nichts davon gewusst zu haben.»
    «Vielen Dank.»
    «Trotzdem komisch.» Bliss leckte sich die Himbeermarmelade vom Finger. «Da gibt es so unendlich viele Provinznester auf der Welt … und ausgerechnet Ihres müssen die sich aussuchen.» Er lachte.

    Als Merrily nach Hause kam, lag ein Stapel Weihnachtspost auf der Fußmatte. Sie sortierte die braunen Umschläge heraus. Gott sei Dank nur zwei, aber einer sah nach der Heizölrechnung aus, die einem die Haare vom Kopf fraß. Sie legte den Umschlag ungeöffnet auf den Tisch in der Eingangshalle.
    Der zweite braune Umschlag war hier im Ort abgestempelt worden und enthielt eine weiße Karte, auf der zwei streng blickende Engel abgebildet waren, die den Eingang zu einem Tunnel flankierten. Am Ende des Tunnels schimmerte ein lilafarbener Kreis.
    Die Kirche vom Herrn des Lichts

    Wir beten darum, dass Sie sich in dieser
    Heiligen Zeit vom Dunkel abwenden und
    Ihr Herz dem Wahren Licht öffnen.
    Die Unterstreichung von «Wahren Licht» war mit Tinte ausgeführt worden. Darunter hatte jemand gekritzelt:
    Bevor es zu spät
    für Sie ist
    Eine Droh-Weihnachtskarte. Nicht unterschrieben, aber den Namen dieser Kirche kannte Merrily.
    Sie schob die Karte wieder in den Umschlag und den Umschlag unter die Ölrechnung.
    «Danke, Shirley.»

15 Dienstmarke
    «Jane …», Merrily zögerte, «… halt mich nicht für altmodisch, prüde, konservativ und so weiter, aber …»
    «Ja klar, ich wusste, was du sagen würdest.»
    Jane wischte den Küchentisch fertig ab. Dieses Kind, das kein Kind mehr war. Das genau genommen nicht einmal mehr zwei Jahre jünger war als Merrily an dem Tag damals, an dem ihr Schwangerschafstest positiv ausfiel. Es war wirklich beängstigend.
    «Getrennte Zimmer», sagte Jane. «Das würde zur Abmachung gehören.»
    «Würde es?»
    «Okay, ich sage dir jetzt ganz offen, worum es geht.» Jane zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich mit verschränkten Armen. «Von Erwachsener zu Erwachsener.»
    «Ich hasse es, wenn du das sagst. Es kommt mir so vor, als wäre ich noch nicht lange genug erwachsen, um mich für diesen Dienstgrad qualifiziert zu haben.»
    «Was Eirion angeht», sagte Jane, «muss ich wissen, wo wir stehen. Ich habe ihn kaum gesehen, seit er an die Uni gegangen ist. Ich meine, Menschen verändern sich, oder?»
    «Manchmal.»
    «Wenn sie in ein anderes …
Milieu
wechseln.»
    «Ähm … gutes Wort.»
    «Was ich sagen will, ist, dass er anscheinend denkt, er kann herkommen, damit wir dort weitermachen, wo wir aufgehört haben.»
    «Aufgehört», sagte Merrily. «Mmm.»
    Das war wirklich ein Gespräch unter Erwachsenen, oder? Merrily wusste natürlich, dass Jane und Eirion schon längst miteinander geschlafen hatten. Sie wusste sogar genau, wann sie es das erste Mal getan hatten, denn Eirion hatte es ihr in einem unschuldigen und sehr berührenden Moment am Morgen danach selbst erzählt. Das schien ewig her zu sein. Wann war es gewesen? Vor anderthalb Jahren?
    Eine unheimlich lange Zeit für Teenager.
    «Also habe ich gesagt, dass ich dich frage», sagte Jane. «Und das habe ich getan. Und es ist deine Entscheidung, Mom, und wenn es dir lästig ist oder du aus einem anderen Grund nein sagst, werde ich nicht darüber diskutieren.»
    «Mit anderen Worten: Du willst, dass ich dir die Entscheidung abnehme.»
    «Nein … Na ja, dein Standpunkt wäre natürlich …»
    «Willst du ihn denn sehen?»
    «Vermutlich.»
    «Vermutlich?»
    «Na ja … ja, will ich. Aber … ich habe das Gefühl, dass es vielleicht nicht richtig ist. Dass ich in ein paar Jahren daran zurückdenke und sage: Ab
dem Moment
ist alles schiefgegangen, ab diesem Weihnachten. Weil Weihnachten doch so eine intensive Zeit ist, oder?»
    «Es kann Dinge verdeutlichen, ja … den Kopf klar machen.»
    «So wie die Sache gestern Abend in Hereford?» Jane hob eine Augenbraue. «
Kopf?
Vergiss es.» Sie verzog die Nase. «Geschmackloser Scherz.»
    «Also hast du davon gehört.»
    «War mittags in der ganzen Schule rum. Wurden natürlich eine Menge schlechter Witze gerissen. Du weißt ja, wie Jugendliche so sind.»
    «Mmm … ja.»
    «Also, was ich mich wirklich frage, ist: Sind wir
zu jung
, um schon
so lange
zusammen zu sein? Darum geht es eigentlich.»
    «Wie bitte?»
    «Das ist die Zwickmühle, in der ich stecke.» Janes Gedanken sprangen unvermittelt hin und her. «Also, eigentlich frage ich mich … ist es wie bei dir und Dad?»
    «Das war etwas ganz

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