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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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gerade die beste Jahreszeit für eine Razzia im Morgengrauen. Das würde eine Menge Überstunden kosten. Aber wenn die Gletscherfrau aus welchen privaten Gründen auch immer jemandes Aufmerksamkeit durch Aktionismus ablenken wollte, dann wurde man eben aktiv.
    Morgen früh. Sonntag. Und Montag war Weihnachten. So wäre er an diesem beschissenen Tag beschäftigt. Als er die Papiere zusammenschob und das Telefon nahm, um Mr. Sandison anzurufen, fiel Bliss eine unbeschriftete, kartonierte DVD -Hülle auf.
    Karen musste die DVD unter die Akte geschoben haben. Karen, das Computergenie. Bliss legte das Telefon weg, brachte ein Lächeln zustande und schob die DVD in seine Tasche.
    Karen war
wirklich
schwer in Ordnung.

    Wie Sophie trug auch Amanda Rubens ihre Brille an einer Kette. Aber anders als Sophie trug sie über ihrem schwarzen Rollkragenkleid aus Wolle dazu noch eine Menge anderer Ketten, als wäre sie eine Zwanziger-Jahre-Schönheit.
    «Ja, das stimmt, es war mir über die Lippen gekommen, bevor ich richtig wusste, was ich da sage. Ich hätte mir die Zunge abbeißen können, aber diese schreckliche Frau …
Sie besudeln unser Dorf mit dieser Schändlichkeit
, hat sie gesagt. Können Sie sich das vorstellen? In einer
Buchhandlung

    Im
Ledwardine Livres
blinkten kleine Weihnachtslichter, blinkten zwischen den Kinderbüchern, die den größten Teil des Sortiments ausmachten. In keinem Buchladen in Hereford oder Leominster würde man sich so eine schummrige Beleuchtung leisten. Entweder war Amanda Rubens total naiv, oder der Ladendiebstahl in Ledwardine beschränkte sich auf den Gemischtwarenladen.
    «Es war mein letztes Exemplar. Das Buch schien gut zu laufen, also habe ich noch ein halbes Dutzend bestellt, das nachmittags hier ankam. Drei habe ich ins Schaufenster gelegt, und die haben vermutlich die Aufmerksamkeit dieser Shirley West angezogen. Mir war nicht klar, dass es manche Leute geschmacklos finden könnten, zu Weihnachten so ein Buch im Schaufenster zu haben. Und das habe ich auch gesagt, als sie hereinkam und anfing, mich mit Vorwürfen zu überschütten. Es … es ist mir einfach rausgerutscht. Ich habe … einfach gesagt:
Meine Güte, sogar die Pfarrerin hat eins gekauft!
»
    Merrily seufzte. Amanda spielte beunruhigt an ihren Ketten herum. «Immerhin erwartet ja heutzutage wohl keiner mehr von der Geistlichkeit, dass sie ihre Lektüre aufs Neue Testament beschränkt. Es tut mir leid, wirklich. Ich bin keine Tratschtante. Ich erzähle
grundsätzlich nie
herum, was meine Kunden kaufen. Ich glaube, das ist einfach aus … Selbstverteidigung passiert. Sie war vorher noch nie bei mir im Laden, und sie war ziemlich … leidenschaftlich. Sie hat laut herumgeschrien. Ich war eingeschüchtert.»
    Das war verständlich. Amanda war ungefähr so kräftig wie ein Cocktailspießchen. Shirley hätte sie mit einem Haps verschlucken können.
    «Ich kann nur sagen, Mrs. Watkins, falls Sie sich trotzdem noch einmal entschließen sollten, etwas bei uns zu kaufen, dass ich
niemals
…»
    «Was hat sie sonst noch gesagt, Mrs. Rubens? Sie haben etwas von Schändlichkeit erwähnt, oder?»
    «
Sie besudeln unser Dorf mit dieser Schändlichkeit.
Das habe ich mir gemerkt.»
    «Ist sie noch weiter gegangen? Es ist einfach so, dass … es Dinge gibt, die ich wissen sollte.»
    «Oh, natürlich, das ist natürlich genau
Ihr
Gebiet. Sie sagte, das Buch gehöre zum Versuch des Teufels, die Kontrolle zu übernehmen. In den
Letzten Tagen
. Sie hat immer wieder von den
Letzten Tagen
geredet.»
    «Das ist so etwas wie ein Leitmotiv», sagte Merrily, «in den Kreisen der Wiedergeborenen Christen.»
    «Ein dunkles Tor zur ewigen Verdammnis, so hat sie das Buch beschrieben.»
    «Hat sie auch etwas über den Autor gesagt?»
    «Imageberater.»
    «Wie bitte?»
    «Sie nannte ihn den Imageberater des Antichristen. Sie sagte, wenn man die Wahrheit über diesen Mann erfahren will, müsste man nur im Internet nachsehen.»
    «Und? Haben Sie es getan?»
    «Ich war wirklich sehr beschäftigt.»
    «Danke», sagte Merrily. «Ich gehe dem besser nach. Schließlich muss ich feststellen, ob ich meine unsterbliche Seele noch retten kann, bevor es zu spät ist.»
    Amanda Rubens lächelte nervös, und das Furnierholz der Regale schimmerte in der sanften Weihnachtsbeleuchtung.
    «Die ganze Welt ist verrückt geworden, Mrs. Watkins. Da denkt man, dass man sich raushalten kann, indem man in so ein Dorf wie dieses zieht – und dann?»
    «Das ist ein weit

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