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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Philip war von einem Mönch unterrichtet worden, doch der gute Bruder Eustache war eher dem weltlichen Leben zugetan gewesen. Ein gutmütiger Mann, in jeder Hinsicht, dem es darum gegangen war, Philips Freude an der fremden Sprache zu wecken, und der ihm deshalb unterhaltsame Klassiker vorgelegt hatte. Erst viel später, als Philip schon fast ein Mann war, hatte Eustache ihm die Schriften des heiligen Augustinus gezeigt, der predigte, nur ein asketisches Leben könne den in Sünde geborenen Menschen vor der ewigen Verdammnis bewahren und ihm Gottes Gnade schenken. Bruder Eustache gehörte zu jenen, die Augustinus gern widerlegten, denn er war ein Anhänger des Julianus von Eclanum, der einst gelehrt hatte, der Mensch sei als Ebenbild Gottes frei von der Erbsünde und treffe selbst die Wahl zwischen Gut und Böse. So hatten die Höllenvisionen des heiligen Augustinus Philip nie geschreckt. Aber wie wäre es wohl gewesen, wenn man ihm diese Lehren schon mit zehn Jahren als die einzig rechte Wahrheit eingehämmert hätte?
    »Bertram, wenn dich solche Fragen beschäftigen …«, setzte Philip noch einmal an. »Ich glaube nicht, dass der Herr die Männer grundsätzlich dafür verurteilen würde, wenn …« Er brach ab, als er Bertrams entsetztes Gesicht sah.
    »Schon gut, vergiss es!«, beschwichtigte er rasch.
    »Ihr wollt doch nicht etwa behaupten, dass Unzucht außerhalb der Ehe Gnade fände?«
    »Ähm … ich glaube, du findest nur wenige Männer, die so rein sind, dass sie sich dieser Sünde niemals schuldig gemacht hätten.«
    Bertrams Augen wurden noch größer, und plötzlich kam Philip sich vor, als stünde er am Pranger.
    »Weißt du, Bertram, eine unverzeihliche Sünde wäre es nur dann, wenn es gegen den Willen der Frau geschähe. Mit ihrem Einverständnis ist es eigentlich« – er räusperte sich – »ein beiderseitig durchaus angenehmes Erlebnis.«
    »Es ist Ehebruch!«
    »Wenn keiner von beiden verheiratet ist …«
    »Das Sakrament der heiligen Ehe würde in den Schmutz gezogen«, ereiferte sich Bertram, und Philip hatte den Eindruck, nicht sein Knappe, sondern jener Mönch, der ihn einst unterrichtet hatte, spräche zu ihm.
    »Nun ja, wenn du meinst.« Philip räusperte sich noch einmal. »Vielleicht ist Beten doch gar nicht so schlecht.« Er klopfte Bertram kurz auf die Schulter. Dann fiel sein Blick auf Said, der an der Reling lehnte und die Augen verdrehte. Wie viel mochte sein Freund von dem Gespräch wohl mitbekommen haben?
    Philip ließ Bertram stehen und ging auf Said zu.
    »Was hast du?«, fragte er den Araber.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet du, dem für gewöhnlich die Rede wie feiner Honig von den Lippen tropft und dessen Worte unerschöpflich sind wie der Quell einer fruchtbaren Oase, so herumstammeln würdest.«
    »Ja, aber …«, setzte Philip an, doch Said unterbrach ihn sogleich.
    »Du solltest dich der Sorgen des Jungen annehmen und ihm nicht schönzureden versuchen, was er so hart bekämpft.«
    »Wenn du alles besser weißt, dann sprich du doch mit ihm!«
    »Er ist dein Knappe. Die Aufgabe kommt einzig dir zu.«
    »Du machst es dir leicht.«
    »Tja, vermutlich komme ich nach Bertrams Weltvorstellung ohnehin in die Hölle, warum sollte er also auf mich hören?«
    »Hattest du bislang den Eindruck?« Philips Zorn wandelte sich in Erstaunen. »Er hat sich dir gegenüber doch nicht anders verhalten als gegen mich.«
    »Nun, nach allem, was du ihm gerade erzählt hast, kommst du seiner Meinung nach ohne Zweifel ebenfalls in die Hölle.«
    »Ich glaube, dann treffen wir dort recht viele Bekannte. Das könnte durchaus lustig werden.«
    »Nur auf deine Frau musst du wohl verzichten, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Lena Sünden auf ihr Haupt geladen hat.«
    »Wenn ich mir ihre Wortwahl in den letzten Wochen anhöre … Ich glaube, auch eine spitze Zunge kann ein Weib ins Verderben führen.«
    Ihr gemeinsames Lachen war befreiend.
    Am frühen Abend erreichten sie die maurische Hafenstadt Marbilha. Das Meer glitzerte grün im Schein der langsam untergehenden Sonne. Am Horizont ragte ein Berg auf, dessen Namen Philip nicht kannte. Nun, da sie fast im Hafen waren, hatte es Lena und Thea nicht mehr unter Deck gehalten.
    »Oh, ist das schön!«, rief Lena. Philip sah, wie sie die kleinen Häuser in ihrer typisch arabischen Bauweise musterte, die ihr überaus fremdartig vorkommen mussten. Im Hintergrund ragte die mächtige Stadtmauer auf, aus riesigen hellen Steinquadern

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