Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
deine Hilfe bauen.« Er warf Philip einen verschwörerischen Blick zu. Saids Hände verkrampften sich im Stoff seiner weiten Hose.
»Du weißt, dass Sophia noch nie auf mich gehört hat«, entgegnete Philip. »Und wenn ich ganz ehrlich bin, Guntram, ich glaube, du hättest eine sanftmütigere Frau verdient als meine Schwester.«
»Ich mag ihre Krallen.«
»Ab und an kann es ganz lustig sein, aber auf Dauer …« Philip seufzte. »Hör lieber auf mich, Guntram! Ich dachte immer, du hättest ein Auge auf die sanfte Aglaia geworfen.«
Guntram senkte den Blick und schwieg. Sein Vater antwortete statt seiner. »Aglaia ist tot. Ebenso wie ihre ganze Familie.«
Philip fuhr zusammen. »Wie kann das sein?«
»Es geschah kurz nach eurem Aufbruch. Damals tauchte die Schakalpfote zum ersten Mal auf. Wenige Nächte später wurde das Haus von Aglaias Familie von einem wütenden Pöbel gestürmt. Noch bevor ihnen jemand zu Hilfe eilen konnte, waren sie tot. Abgeschlachtet und grauenvoll zugerichtet.«
Philip schluckte. Davon hatte sein Großvater ihm nichts erzählt. »Aber warum?«, fragte er fassungslos.
»Man munkelt, es sei eine Warnung gewesen. Andere Stimmen behaupten, Aglaias Vater habe Schulden bei Abd al-Hisâb gehabt.«
»Deshalb habt ihr eure Mauer erhöht und die Knechte bewaffnet.«
Heinrich nickte. »Und es gibt seit einiger Zeit ein Warnsystem. Jedes Gut hat einen Turm, auf dem ein Signalfeuer angezündet werden kann. Hat dein Großvater dir nichts davon erzählt?«
Philip schüttelte den Kopf. »Vermutlich wollte er mir die Ankunft nicht gleich mit seinen Sorgen verderben.«
»Was sagt der Emir dazu?«, fragte Said. »Er ist auch den Christen gegenüber verpflichtet.«
»Gewiss. Aber die Stadtwache kann nicht überall sein. Und so helfen wir uns lieber selbst.«
»Vielleicht sollten wir uns diesen Abd al-Hisâb ansehen«, schlug Said vor. »Nur um Gewissheit zu haben. Wo liegt sein Haus?«
»In der Straße der Laternen«, antwortete Heinrich. »Aber ich fürchte, ihr werdet kein Glück haben. Er führt ein sehr zurückgezogenes Leben. Glaubst du, wir hätten noch nicht versucht, ihn zu beobachten?«
»In der Straße der Laternen«, wiederholte Philip. »Die grenzt doch an die Straße der Wollhändler. Und dort lebt Eustache. Habt ihr ihn nach diesem Mann gefragt?«
»Du meinst den alten Benediktiner?« Heinrich hob überrascht die Brauen. »Nein, darauf sind wir noch nicht gekommen.«
»Dann werden wir es tun«, sagte Philip. »Ich danke euch für die Gastfreundschaft.« Er erhob sich. »Wir halten euch auf dem Laufenden«, versprach er zum Abschied.
Sie ritten schweigend durch die Straßen. Philips Gedanken schweiften zurück in die Vergangenheit. Er hatte geglaubt, den Schmerz an jenem Tag endgültig überwunden zu haben, als er wieder mit der Lanze im Sattel seines Pferdes saß. Doch nun begriff er, dass er ihn niemals ganz überwinden würde. Die Wunde war vernarbt, aber die Narbe schmerzte noch immer, wenn in seiner Seele Stürme aufzogen.
»Darf ich Euch eine Frage stellen?«, fragte Bertram, während sie sich der Straße der Laternen näherten.
Philip nickte.
»Mein Bruder Johann erzählte mir, dass Ihr im letzten Jahr nicht am Turnier teilnehmen wolltet. Hatte Eure Weigerung etwas mit dem Unfall zu tun, bei dem Euer Vater starb?«
»Ja«, sagte Philip knapp und wunderte sich, dass der zurückhaltende Bertram eine so unverblümte Frage wagte. »Allerdings spreche ich nicht gern darüber.«
»Das kann ich verstehen«, entgegnete der Junge. »Für manches gibt es keine Worte.«
Philip zügelte sein Pferd und musterte seinen Knappen prüfend. »So wie für den Kummer, der dein Herz beschwert?«
Bertram senkte den Blick.
»Ich dachte auch lange, ich könnte niemals Worte für meinen inneren Aufruhr finden«, sagte Philip. »Aber ich fand sie. Lena half mir und gab mir damit den Frieden meiner Seele zurück. Du solltest mit ihr sprechen, Bertram. Sie wird dir gewiss helfen. Und ganz gleich, was dein Herz bedrückt – kann es schlimmer sein als das, was ich getan habe?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete der Junge.
»Wirst du mit ihr sprechen?«, versuchte Philip es noch einmal, und schließlich nickte Bertram.
Das Haus von Abd al-Hisâb sah aus wie die meisten Häuser wohlhabender Muslime. Eine weiß gekalkte hohe Mauer, hinter der die Pracht des Wohngebäudes nur zu erahnen war.
»Sehr viel weiter bringt uns das nicht«, meinte Said.
»Nein, solange wir den Hausherrn nicht
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