Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Wüste?«, fragte sie.
»Ich nehme es an, aber niemand weiß es genau. Dafür ist es zu alt.«
Vor einem der Stände blieb Philip schließlich stehen. Der Händler schien ihn gut zu kennen, denn er begrüßte ihn überschwänglich und mit einem solchen Wortschwall, dass Lena dessen Sinn nur erahnte. Es fiel ihr sogar schwer, Philips schnelle Antwort zu verstehen. Wie schon so oft, wenn er alte Bekannte traf, hatte sie das Gefühl, er wäre ein anderer. Ein Fremder, der in die Welt des Morgenlandes gehörte und niemals anderswo heimisch werden konnte.
Noch während sie in ihre Betrachtungen versunken war, holte der Händler ein kleines Tablett hervor, das mit dunkelblauem Samt ausgeschlagen war. Darauf lagen goldene Armreife.
»Es gibt einen sehr schönen Brauch im Orient«, sagte Philip, ergriff Lenas Hand und schob ihr eines der Schmuckstücke über das Handgelenk. »Zur Hochzeit schenkt der Bräutigam seiner Braut Gold, damit sie versorgt ist, falls ihm etwas zustößt.«
»Unsere Hochzeit liegt schon einige Zeit zurück.«
»Wir waren eben nicht im Orient.« Er lächelte sie liebevoll an. »Such dir aus, was dir gefällt!«
Er wies den Händler an, weitere Arbeiten zu zeigen. Es gab nicht nur Armreife, sondern auch Ketten aus Gold und Perlen, Fingerringe, Ohrgehänge, alles, was eine Frau sich wünschen konnte. Noch während Lena den Schmuck begutachtete, bemerkte sie aus den Augenwinkeln, dass Philip plötzlich abgelenkt war.
»Was ist?«, fragte sie und folgte seinem Blick. Er beobachtete einen jungen Mann, der an einem weiter entfernten Stand mit einem Goldschmied feilschte.
»Ich wundere mich nur«, erwiderte er. »Da vorn steht Cyrils Sohn. Du weißt doch, Cyril, unser Gärtner. Sein Sohn Constantin arbeitet in den Stallungen. Ich frage mich, woher er das Geld hat, um Schmuck zu kaufen.«
»Vielleicht hat er seit Jahren gespart.«
»Womöglich«, entgegnete Philip, aber sein Tonfall klang zweifelnd.
18. Kapitel
Z um ersten Mal seit langer Zeit war Thea mit sich und ihrem Leben wieder zufrieden. Omar erwies sich als höchst angenehmer Gesellschafter. Er war gebildet, behandelte sie mit Achtung und zeigte sich geschickt auf dem Liebeslager. Einen Mann wie ihn hatte sie lange gesucht, auch wenn sie seine Jagd nach der verborgenen Stadt Djeseru-Sutech zunächst belächelt hatte. Eine Stadt, seit Jahrtausenden verborgen in der Wüste, in der angeblich kostbare Schätze gehütet wurden. In Theas Ohren klang das nicht viel anders als die Geschichten, die Philip an Bord der Windsbraut zum Besten gegeben hatte, um die langen Tage auf See zu verkürzen. Doch Omar war kein Geschichtenerzähler. Er hatte das Herz eines Schurken. Seinen Untergebenen gegenüber war er hart und unnachgiebig. Widerspruch duldete er nicht. Und an der Art, wie die Männer sich vor ihm zu Boden warfen, erkannte Thea, dass sie weit mehr als Schläge zu befürchten hatten.
Nun, Thea war es gleichgültig, solange er sie wie eine Königin behandelte. Und genau das tat er. Er erwartete sie stets wie einen besonderen Gast auf seiner Barke, verwöhnte sie mit erlesensten Geschenken, meist Schmuckstücken, die sie gern annahm, ließen sie sich im Notfall doch mühelos verkaufen.
An diesem Tag überraschte er sie mit einem Kleid aus Seide. Eigentlich wollte Thea sich nicht davon verführen lassen. Seide mochte ein kostbarer Stoff sein, sich auch angenehm an die Haut schmiegen, aber für das Leben, das sie bis vor Kurzem geführt hatte, taugte Seide nicht. Eine falsche Bewegung, und sie zerriss. Ein Gewebe, das schmeichelte, den Körper jedoch in gewisser Weise fesselte. War dies Omars Hintergedanke? So, wie er sie ansah, nachdem sie das Gewand anprobiert hatte, schien er eher darüber nachzudenken, wie er es ihr möglichst schnell wieder ausziehen konnte. Nun, dagegen war nichts einzuwenden, aber an diesem Tag sollte er nicht nur zu ihrer Beute werden, sondern sie wollte auch mehr über ihn erfahren.
»Du weißt inzwischen, warum ich Philip hasse«, sagte sie, während sie sich vor ihm drehte und wendete. »Womit hat Mikhails Enkel deinen Zorn erregt?«
Omar nahm sie in die Arme.
»Was glaubst du wohl, meine schöne nordische Blume?«
»Verdankst du ihm die Narbe auf dem Rücken?«
»Nein.« Er küsste ihre Halsbeuge.
»Wem dann?«
»Das tut nichts zur Sache.«
»Vermutlich hast du recht.« Derweil wusste sie, dass der Name Khalil auch das arabische Wort für Freund war. Ein harmloser kleiner Versuch sollte ihr
Weitere Kostenlose Bücher