Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Misstrauen. Hastig schlüpfte sie in ihre gewohnte Kleidung und lief ihm nach. Das neue Seidengewand ließ sie achtlos zurück.
»Warte, der Junge kann mich gleich mit ans Ufer rudern!«
Omar schwieg. Es schien ihm nicht zu gefallen, dass sie die Barke zeitgleich mit ihm verließ, aber er widersprach ihr nicht.
Sein Blick blieb ernst, während der Knabe sie übersetzte. Am Ufer erwartete ihn ein Mann, der einen prächtigen Fuchs am Zügel hielt. Omar schwang sich in den Sattel und galoppierte in Richtung des Hauses von Abd al-Hisâb, ohne seine Geliebte noch eines Blickes zu würdigen. Thea zögerte nicht lange. Omar mochte auf dem Rücken seines Pferdes schnell sein, aber sie hatte inzwischen genügend Zeit gehabt, die verwinkelten Gassen kennenzulernen, die zu eng für einen Reiter waren. Und sie wusste seit ihrem nächtlichen Ausflug in die Straße der Laternen, wo der Besitz von Abd al-Hisâb lag. Wenn sie sich beeilte, wäre sie vor Omar dort. Sie schob die Kapuze ihres Umhanges über ihr auffälliges Haar und rannte los. Vorbei an spielenden Kindern, die ihr nachstarrten, durch schmale Gassen und über düstere Hinterhöfe. Etwas klapperte, eine Frau kreischte und schickte ihr arabische Flüche hinterher, die Thea kaum wahrnahm. Sie war auf der Jagd. So wie in ihrer Jugend, wenn ihr Vater sie vorausgeschickt hatte, wenn ein Überfall geplant gewesen war. Ihr Herz schlug schneller, passte seinen Takt ihrem Lauf an. Aber vor allem war es die Vorfreude auf das Ziel. Omar glaubte, er könne sie benutzen, sie dumm halten. Er hatte sich getäuscht. Wenn jemand benutzt wurde, dann er. Noch zwei Hinterhöfe, eine weitere Gasse, dann hatte sie die Straße der Laternen erreicht.
Das Haus des Abd al-Hisâb war ebenso gut geschützt wie das von Philips Großvater. Es gab nur zwei Tore, die auf das Anwesen führten, beide waren verschlossen. Thea warf einen Blick auf die Mauer. Zu hoch, als dass sie mit ihrer Suckenie hinüberklettern konnte. Sie hörte Hufschläge und drängte sich in eine dunkle Ecke. Tatsächlich, es war Omar. Das Tor wurde geöffnet, er trabte hindurch, dann schloss sich die Pforte wieder. Keine Möglichkeit, ihn zu belauschen. Thea atmete tief durch, unterdrückte ihre Enttäuschung.
Immerhin hatte sie zweierlei erfahren. Omar arbeitete mit Abd al-Hisâb zusammen. Und er war der Herr, vor dem Abd al-Hisâb kuschte. Nun galt es herauszufinden, womit Omar ihn in der Hand hatte. Das sollte nur eine Frage der Zeit sein, schwor Thea sich. Sie würde wiederkommen, in zweckdienlicher Kleidung, und dann wäre diese Mauer kein Hindernis mehr für sie.
19. Kapitel
A ls Lena und Philip um die Mittagsstunde vom Basar zurückkehrten, nutzte Bertram gerade die Reitbahn, um eines der Araberpferde zu erproben.
Lena versetzte Philip einen leichten Stoß mit dem Ellbogen. »Du solltest die Gelegenheit wahrnehmen und ein unverfängliches Gespräch mit deinem Knappen beginnen.«
»Und was tust du derweil?«
»Ich zeige meine Schätze herum.« Sie klimperte mit den goldenen Armreifen, die er ihr gekauft hatte.
»Wie wäre es, wenn du mit Bertram redest und ich deine Schätze herumzeige?«
»Das könnte dir so passen. Demnächst verfällst du noch auf den Gedanken, ich solle deinen Knappen im Umgang mit der Lanze unterweisen.«
Ein Lächeln huschte über seine Lippen. »Keine Sorge, das erledige ich selbst.« Er hauchte seiner Frau einen Kuss auf die Wange, dann ging er zur Reitbahn.
Beim Näherkommen bemerkte Philip, dass seine Waffenknechte Rupert und Witold an der Einfriedung der Reitbahn standen und Bertram zusahen. Seit ihrer Ankunft in Alexandria hatte er den beiden freigegeben, sie aber ermahnt, sich an die Sitten des Orients zu halten, und ihnen einige Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Vor allem was den Umgang mit Frauen betraf. Danach hatte er sie eine ganze Weile nicht mehr gesehen, aber inzwischen schien es, als seien sie der exotischen Abenteuer in den Gassen Alexandrias überdrüssig geworden und sehnten sich nach sinnvoller Beschäftigung.
»Nun, was hältst du von unseren arabischen Vollblütern?«, rief Philip seinem Knappen zu. Bertram zügelte sein Pferd und lenkte es auf Philip zu.
»Sie sind sehr schnell und feurig«, antwortete er und stieg aus dem Sattel. »Aber einen gerüsteten Ritter könnten sie nicht tragen.«
»Du solltest sie nicht unterschätzen. Doch in einem hast du recht, ihre Fähigkeiten liegen auf anderem Gebiet. Keine Rasse nimmt es an Schnelligkeit mit
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