Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
einem Schulterzucken hin und verschwand in ihrer Kammer. Hier tauschte sie die verräterischen Beinlinge und die geschlitzte Suckenie gegen ein schickliches Kleid. Dann nahm sie die kleine Katze und suchte Sophias Gemach auf.
Philips Schwester schlief offenbar noch, als Thea an die Tür klopfte, denn es dauerte eine Weile, bis sie öffnete. Sie sah die Überraschung in Sophias Augen, als sie ihr Zimmer betrat.
»Thea? Was willst du um diese frühe Stunde von mir?«
Die Räuberin hielt Sophia das Kätzchen entgegen. »Ich habe es auf der Straße gefunden, hilflos und allein, als es von wilden Hunden gejagt wurde. Ich dachte, du könntest ihm am ehesten helfen.«
Sophia nahm Thea das Katzenkind ab.
»Es sieht fast so aus wie Seshat als junge Katze«, flüsterte Philips Schwester und streichelte über das sandgelbe Fell.
»Ja, das habe ich auch gedacht«, antwortete Thea. »Es tut mir sehr leid, was mit deiner Seshat geschehen ist. Doch ich will dich nicht länger stören.« Sie schickte sich an, das Zimmer zu verlassen.
»Warte!«, rief Sophia, und Thea blieb stehen. Genauso hatte sie sich das vorgestellt. Ein Kätzchen war der geeignete Schlüssel zu Sophias Herzen.
»Kann ich noch etwas für dich tun?«, fragte Thea liebenswürdig.
»Ja, nimm doch Platz!« Sophia wies auf die Polsterbank. Thea folgte der Aufforderung, und Sophia setzte sich zu ihr, das Kätzchen noch immer im Arm.
»Es ist gut genährt«, stellte sie fest. »Seshat war damals völlig abgemagert und voller Ungeziefer.«
»Vermutlich stammt die Katze aus einem guten Haus und hat neugierig Ecken erkundet, die nicht für sie geschaffen waren.«
»Das Gleiche sagt man über dich«, erwiderte Sophia keck. Thea entdeckte Neugier in den Augen des Mädchens. Sehr schön.
»So? Was wird denn über mich geklatscht?«
»Oh, kein Klatsch. Lena erzählte nur, du seist bei deinem Vater aufgewachsen und hättest deshalb nicht das feine, höfische Benehmen, könntest dafür aber mit dem Schwert kämpfen.«
»Und Philip? Was sagt er über mich?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe mit ihm nicht über dich gesprochen.«
»Zürnt er dir, weil du dein Herz seinem besten Freund geschenkt hast?«
Sophia schüttelte den Kopf. »Nein. Said sagt, Philip stehe auf unserer Seite. Aber es ist schwierig. Vielleicht war es dumm von mir, meinen Großvater so zu reizen.«
»Man kann den Segen der Eltern zu einer Eheschließung nicht erzwingen.« Thea seufzte. »Meine Eltern haben es versucht. Vermutlich wäre es besser gewesen, sie hätten geheiratet und den Vater meiner Mutter vor vollendete Tatsachen gestellt.«
»Deine Eltern waren nicht verheiratet?« Sophia errötete, als hätte sie etwas Unanständiges gefragt.
»Meine Mutter war die Tochter des Herzogs von Sachsen. Leider verliebte sie sich in den falschen Mann. In einen Ritter, der seinen Lebensunterhalt durch die Teilnahme an Turnieren bestritt und von den Siegprämien lebte. Mein Vater war ein ausgezeichneter Kämpfer, aber er war dem Herzog nicht gut genug. Nachdem alles Bitten und Werben nicht geholfen hatte, fassten meine Eltern einen Entschluss. Meine Mutter ließ sich von meinem Vater entführen. Durch eine Schwangerschaft wollten sie das Einverständnis ihres Vaters zur Eheschließung erzwingen. Leider zeigte der alte Herzog von Askanien sich nicht als verständnisvoller Vater, sondern als Machtmensch. Er ließ meine Mutter nach meiner Geburt in ein Kloster schaffen. Da lebt sie noch immer, auch wenn sie es inzwischen bis zur Äbtissin gebracht hat.«
»Und dein Vater?«
»Der Herzog von Askanien sorgte dafür, dass mein Vater aus der Ritterschaft ausgestoßen wurde. Damit war ihm jede Grundlage für ein ehrbares Leben genommen. Fortan war er vom Wunsch nach Rache erfüllt. Er wurde zu einem gefürchteten Räuberhauptmann.«
Sophia schlug die Hände vor den Mund. »Und du hast bei ihm gelebt?«
Thea nickte. »Das habe ich.«
»Und Leute überfallen?«
»So geht ein jeder dem Handwerk nach, das er von seinen Eltern erlernt, nicht wahr?«
»Weiß Philip davon?«
Thea lachte. »Natürlich weiß er es. Er beobachtete uns, als wir eine Eisenerzlieferung des Grafen von Birkenfeld an den Herzog von Halberstadt raubten. Und er erkannte mich dabei. Ich konnte keine Zeugen gebrauchen. Eigentlich hätte ich ihn töten müssen, aber dazu gefiel er mir zu gut.«
Sophias Augen wurden noch größer.
»Fällst du nun vor Entsetzen in Ohnmacht, Sophia?«
»Ich weiß nicht … Ich bin noch nie einer Frau
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