Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
geschickt, dass es kein Uneingeweihter jemals fände.«
»Aber du weißt, wie man es entschlüsseln kann?«
Thea nickte. »Ich weiß es, aber ich kann die Schrift nicht lesen. Du brauchst einen Kenner, der demotische Zeichen entziffern kann.«
»Demotisch …«, murmelte Omar nachdenklich. »Es gibt nicht mehr viele, die die verbotene Schrift beherrschen.«
»Verboten?«
»Schon lange. Das Schwert des Islam duldet keine fremden Sprachen, die fremde Götter preisen.«
»Also wirst du niemanden finden?«
»Doch, das werde ich. Wenn du mir einen dieser Teppiche bringst.«
»Dazu benötige ich ein wenig Zeit. Philips Schwester schenkt mir nach und nach ihr Vertrauen. Wenn ich es geschickt anfange, bemerkt sie gar nicht …«
»Heute Nacht«, schnitt Omar ihr das Wort ab. »Morgen will ich den Teppich haben.«
»Das ist zu früh. Ich …«
»Heute Nacht«, wiederholte er in scharfem Ton. »Du wirst mir gehorchen!«
Thea fuhr hoch.
»Ich entscheide, ob und wann ich dir diesen Teppich bringe!«, zischte sie. »Du hast zunächst einmal dafür zu sorgen, dass ich das Verlangte bekomme.«
Auch Omar erhob sich. »Bring mir den Teppich! Dann entscheide ich, wie ich dich belohne.«
»O nein, mein Freund! Ich bin keine deiner Sklavinnen, die du nach Belieben herumscheuchen kannst. Ich gehorche niemandem. Ich bin es gewohnt, dass man mir gehorcht.«
Omars Hand zuckte. Schon erwartete Thea einen Schlag, doch sie war gewappnet. Er würde seine Tat bereuen. Omar deutete das gefährliche Blitzen ihrer Augen richtig, und er entspannte sich.
»Ich erwarte dich morgen. Mit dem Teppich«, sagte er kurz angebunden. »Und jetzt geh!«
»Oh, so verärgert? Hat mein Widerspruch deine Männlichkeit zum Schrumpfen gebracht?«
»Verschwinde! Und wag es nicht, mir ohne den Teppich unter die Augen zu treten.«
Thea griff nach ihrem Umhang. »Ich gehe. Aber so wirst du niemals an den Teppich kommen. Gehab dich wohl, mein Khalil .«
25. Kapitel
I n dieser Nacht wurde Sophia von wirren Träumen heimgesucht. Lustvollen Träume, in denen sie sich mit Said im Bad aufhielt und zu Handlungen hinreißen ließ, die außerhalb der Ehe als schwere Sünde galten. Und doch genoss Sophia ihren Traum, so sehr, dass sie sich erst zurechtfinden musste, als ein Klappern sie in die Wirklichkeit zurückholte. Sie lag in ihrem Bett, es war dunkel. Dunkel? Wieso fiel ihr dann ein heller Schein in die Augen? Sogleich richtete sie sich auf, hörte das Kätzchen maunzen, das sich unbemerkt an ihren Körper geschmiegt hatte und durch ihre heftige Bewegung aufgeschreckt worden war.
Im Zimmer standen drei fremde Männer, die eine kleine Öllampe bei sich trugen.
Sophia schrie.
»Bringt sie zum Schweigen!«, zischte einer, während er ungerührt ihre Habe durchwühlte. Die beiden anderen stürzten auf sie zu. Ein metallisches Geräusch, eine kurze Lichtspiegelung, eine Hand mit einem Krummdolch. Sophia sprang aus dem Bett, stieß dabei einen Wasserkrug um. Die beiden Männer schnitten ihr den Weg ab. Sie konnte das Zimmer nicht verlassen. In ihrer Not stürzte sie zum Fenster, doch sie schaffte es nicht, den hölzernen Laden schnell genug zu öffnen. Einer ihrer Verfolger wollte sie packen, doch sie konnte sich ihm entwinden, hörte, wie der Stoff ihres Nachthemdes zerriss. Im Flur flackerten weitere Lichter auf. Ein Mann stürzte durch die Tür. Harun! Er warf sich einem der Männer entgegen, rang ihn zu Boden. Sophia presste sich angstvoll an die Wand, unfähig, sich zu bewegen. Der Kerl, der ihr Nachtgewand zerrissen hatte, ließ von ihr ab, sprang seinem Kumpan bei und stieß Harun das Messer in den Nacken. Saids Vater sank ohne einen Laut in sich zusammen. Der Mann, der eben noch unter ihm gelegen hatte, rappelte sich auf und trat Harun in die Seite. Doch der regte sich nicht mehr. Sophia wollte wieder schreien, aber da hatte sie der Mörder schon gepackt und drückte ihr mit der Rechten die Kehle zu. Sie roch seinen fauligen Atem, ihre Schreie verkamen zu einem stummen Krächzen, die Luft blieb ihr weg.
»Eigentlich eine Verschwendung, dich zu töten!« Er grinste. »Aber leider unumgänglich.« Er hob den Dolch.
Sophia schloss die Augen, schickte ein letztes Gebet an die heilige Jungfrau, erwartete den tödlichen Stich.
Plötzlich hörte sie ihn fluchen. Hinter ihm stand Thea. Ihr Haar leuchtete wie das Höllenfeuer. Sie hatte den Waffenarm des Angreifers gepackt und ihn herumgerissen. Im nächsten Augenblick sank er winselnd
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