Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
machen.«
Guntrams Augen wurden groß, während Meret erstaunlich ruhig blieb. Erfolglos versuchte Lena ihr anzusehen, was in ihr vorging.
»Und so etwas überlegt ihr eben kurz, während Guntram und ich ein Missgeschick beheben?« Meret hob die Brauen und erinnerte Lena plötzlich stark an Philip.
»Nun ja«, stammelte Heinrich. »Es war nur ein Gedanke. Aber ein Gedanke, der mir immer besser gefällt, je länger ich darüber nachsinne.«
»Ich dachte, du wolltest nach Jasmins Tod nicht mehr heiraten.« Meret maß Heinrich mit einem durchdringenden Blick, dem er kaum standzuhalten vermochte.
»Der Gedanke wäre dir zuwider?«, fragte er kleinlaut.
»Ich muss darüber nachdenken«, beschied Meret. »Und nun sollten wir essen, bevor alles ganz kalt wird.«
»Aber wenn du Meret heiratest, gilt Sophia als meine Schwester!«, rief Guntram. »Und das wäre ein Ehehindernis.«
»Mein Junge, hast du nicht gehört, dass sie dich ohnehin als Bruder ansieht und deshalb nicht heiraten will?«
»Ja, aber Vater, ich …« Der nächste Blick seines Vaters brachte ihn zum Verstummen. Lena warf Said einen kurzen Blick zu. Seine Seelenflamme strahlte wieder hell und leuchtend. Ebenso wie die von Sophia. Ein Hindernis schien aus der Welt geschafft. Aber das weitaus größere blieb bestehen. Mikhail und Meret würden keine Mischehe dulden.
»Verrätst du mir, was heute zwischen dir und Said vorgefallen ist?«, fragte Lena Philip später, nachdem sie sich in ihre Schlafstube zurückgezogen hatten.
»Wie kommst du darauf, dass etwas zwischen uns vorgefallen ist?« Er zog das Hemd aus und hängte es über die Truhe.
»Stell dich nicht dumm – das glaube ich dir ohnehin nicht. Ich habe es in euren Gesichtern gelesen. Du warst wütend auf ihn.«
Philip nuschelte etwas Unverständliches vor sich hin.
»Sprich bitte deutlich mit mir!«
»Ich habe sie im Bad ertappt.«
»Wen?«
»Sophia und Said.«
»Oh!«
»Ja, genau.«
»Das hätte ich nicht von Said gedacht.«
»Eben.« Philip knirschte mit den Zähnen.
»Hast du ihn zur Rede gestellt?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Was ändert das?«
»Sophia leuchtete innerlich, Said hingegen wirkte bedrückt.«
»Das sollte er auch. Er hat Sophias Arglosigkeit ausgenutzt.«
Lena lachte. »Philip, du kannst mir viel erzählen, aber nicht, dass deine Schwester arglos ist.«
»Was willst du damit sagen?«
»Vielleicht siehst du in ihr immer noch das Kind, aber das ist sie längst nicht mehr. Sie ist eine junge Frau, die weiß, was sie will. Und wenn sie nur ein Fünkchen deines Temperaments in sich trägt, könnte eher Said der Arglose von beiden sein. Und deshalb schämt er sich, während Sophia ihren Sieg feiert.«
Philips Seelenflamme leuchtete noch immer hellrot.
»Was hat dich so verärgert?«, fragte Lena. »Ich dachte, du bist einverstanden, dass sie Saids Frau wird. Es ist geschehen. Was ist schlimm daran? Du weißt, dass Said Sophia niemals in Schwierigkeiten brächte.«
»Nicht absichtlich«, bestätigte Philip. »Aber was ist, wenn Sophia schwanger wird? Damit wäre ihr Ruf für alle Ewigkeiten dahin. Er hätte sich beherrschen müssen. Es wird ohnehin schwer genug werden, meinen Großvater dazu zu bewegen, ihm Sophia zur Frau zu geben.«
»Wenn Sophia wirklich schwanger wäre, hätte sie einen Grund, das Einverständnis eures Großvaters zu erzwingen.«
»Eben nicht!«, rief Philip. »Die Sache ist weitaus komplizierter, als du denkst. Wenn zwei vom gleichen Stand wären, gäbe es keine Schwierigkeit. Aber Said ist Muslim. Und wenn Sophia von ihm schwanger wird, ohne sein Weib zu sein, könnte mein Großvater ihr erst recht keine Erlaubnis mehr erteilen, Saids Frau zu werden. Besser einen christlichen Bastard als einen Enkel, der muslimisch erzogen wird. Mein Großvater verlöre sonst das Gesicht vor der Gemeinde. Und das kann er sich aus vielerlei Gründen nicht leisten. Möglicherweise müsste er Sophia sogar so bald wie möglich mit einem Christen verheiraten, der aufgrund der Mitgift über den kleinen Makel hinwegsieht.«
Lena senkte den Blick. »Das wusste ich nicht. Sophia scheint sich ausnehmend gut mit Thea zu verstehen. Wer weiß, ob nicht Thea ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt hat.«
»Thea!«, zischte Philip. »Genau, da haben wir’s! Es wird höchste Zeit, dass ich sie hinauswerfe!« Er wollte zur Tür eilen, doch Lena hielt ihn zurück.
»Das wirst du nicht tun.«
»Dann nenn mir dafür einen Grund!«
»Ich nenne dir gleich drei Gründe. Zum
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