Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
zu Boden und hielt sich die Männlichkeit. Thea versetzte ihm einen Tritt in den Nacken. Sophia hörte Knochen knacken, dann regte er sich nicht mehr. Gleichzeitig stürmten Philip und Said in die Kammer. Der verbliebene Schurke versuchte zu fliehen, doch Philip war schneller. Sophia hörte den Mann schreien, dann brach er zusammen.
»Wo ist der … Dritte?«, stieß sie hervor. Ihre Kehle brannte noch von dem festen Griff des Mordbuben, sie vermochte kaum einen klaren Satz hervorzubringen.
»Es waren drei?« Trotz des Halbdunkels sah Sophia, dass Philip blass geworden war.
»Vater!« Saids schmerzvoller Schrei schnitt ihr ins Herz. »Macht Licht, schnell!«
Sophia versuchte die große Öllampe zu entzünden, doch ihre Hände zitterten zu heftig. Philip nahm sie seiner Schwester ab und erledigte es selbst.
Said kniete vor dem leblosen Leib seines Vaters.
»Ist er … lebt er noch?«, fragte Philip mit bebender Stimme. Said antwortete nicht.
»Sie haben ihm ein Messer in den Nacken gestoßen, als er mir helfen wollte«, flüsterte Sophia. »Und wäre Thea nicht rechtzeitig gekommen, dann wäre ich auch tot.«
Philips Blick fiel auf den reglosen Körper, der vor Thea lag.
»Ich hoffe, ich habe ihm das Genick gebrochen. Geknackt hat es jedenfalls«, erklärte die Räuberin mit gleichmütiger Stimme.
»Danke, dass du meine Schwester gerettet hast.« Sophia hörte das Zittern in Philips Stimme. Dann wandte er sich Said zu, suchte den Blick des Freundes. Der schüttelte nur den Kopf und schloss seinem Vater mit sanften Fingern die Augen. Sophia konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Die Furcht, die zuvor alle anderen Gefühle gelähmt hatte, wich tiefer Verzweiflung, und sie brach zusammen. Es war Thea, die sie festhielt, schweigend an sich zog und ihr allein durch ihre Gegenwart Trost spendete, während Philip nach den Knechten rief, um den Flüchtigen zu verfolgen.
Philip verfluchte sich selbst. Er war zu langsam gewesen. Gewiss, seine Kammer lag am anderen Ende des langen Flures, aber das hätte nicht geschehen dürfen! Harun war tot, er hatte es nicht verhindern können. Nun wollte er wenigstens den dritten Verbrecher fassen. Lebend.
Mittlerweile brannten überall im Garten Fackeln, aber von dem Übeltäter fehlte jede Spur. Das Tor war verschlossen, an den Mauern hingen keine Seile – es fehlte jeder Hinweis darauf, wie die Verbrecher unbemerkt Einlass gefunden hatten. Und warum waren sie so gezielt in Sophias Gemach eingedrungen? Woher wussten sie, wo seine Schwester zu finden gewesen war? Entführer waren es nicht, der Mann hätte sie getötet, wäre Thea nicht gewesen. Thea … verdammt, inzwischen war er ihr noch mehr schuldig. Gott sei Dank hatte sie eingegriffen!
Man durchsuchte das Anwesen bis in den letzten Winkel, doch der dritte Mann war ebenso unbemerkt verschwunden, wie er mit seinen Mordkumpanen gekommen war.
Verbittert kehrte Philip ins Haus zurück. Man hatte Harun mittlerweile in seiner Kammer aufgebahrt, und Said hatte die rituellen Waschungen vorgenommen. Nach islamischer Vorschrift musste der Tote innerhalb von vierundzwanzig Stunden der Erde übergeben werden.
Said saß neben seinem toten Vater, mit düsterem Blick. Philip spürte den Schmerz seines Freundes beinahe körperlich. Befürchtete, dass dieser sich ebenso mit Selbstvorwürfen zerfleischen werde, wie er selbst es nach dem Tod seines eigenen Vaters getan hatte.
»Es tut mir so leid«, flüsterte Philip und legte Said die Rechte auf die Schulter. Said nickte kaum merklich, legte aber seine Hand über die von Philip. Dann hob er den Blick.
»Habt ihr den dritten Schurken gefasst?«
Beschämt schüttelte Philip den Kopf.
»Es ist nicht dein Versagen«, antwortete Said. »Mein Vater gab sein Leben, um Sophia zu schützen. Das hätte jeder von uns getan.«
»Wir werden den dritten Mörder kriegen. Und seinen Auftraggeber. Das verspreche ich dir.«
»Hast du dir die beiden Toten schon genauer angesehen?«, fragte Said.
»Nein, bislang noch nicht.«
»Dann tu es! Finde heraus, woher sie stammen. Nutz die Zeit. Ich schließe mich dir an, sobald mein Vater bestattet ist.«
»Ich fange sofort damit an«, versprach Philip, klopfte Said noch einmal auf die Schulter und verließ die Totenkammer.
Sophia wollte den Rest der Nacht nicht mehr in ihrem Bett verbringen. Zitternd saß sie im Zimmer der Mutter, hatte die kleine Katze auf dem Schoß und versuchte sich zu beruhigen. Thea war bei ihr geblieben und legte ihr
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