Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
schüttelte nur den Kopf. Anthony und Rafe standen direkt vor der Tür und sprachen mit gedämpften Stimmen. Anthony hielt immer noch das Tabernakel in seinen Händen, und die beiden redeten darüber, wo sie es aufbewahren sollten, bis sie herausgefunden hätten, wie sie den Neid wieder in die Hölle zurückschicken könnten.
Die Polizei hatte nur drei der Hexen dingfest machen können, darunter auch Elizabeth Ellis, was Moira mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis nahm. Sie konnte diese Frau echt nicht ausstehen.
Fiona, Serena und Matthew Walker waren entkommen. Skye hatte zwar sowohl zu dem Haus, in dem Rafe gefangen gehalten worden war, als auch zu den anderen beiden Anwesen, auf die Moira bei ihrer Suche gestoßen war, Streifenwagen geschickt, doch waren sie wie vom Erdboden verschwunden.
Ohne Pater Philip war nichts mehr so wie bisher. Moira fühlte sich fürchterlich allein. Ihre Augen brannten; sie dachte, sie hätte keine Tränen mehr, doch liefen sie ihr heiß und unaufhörlich die Wangen hinunter.
Ohne Pater Philip gab es niemanden mehr, der sie liebte, der sich um sie Sorgen machte. Niemanden mehr, den sie liebte. Er war ihr Rettungsanker gewesen. Der Grund, warum sie jeden Morgen aufgestanden war und weitergekämpft hatte. Für ihn.
Er war gestorben.
Noch nie war Moira sich so verloren vorgekommen wie an jenem Tag, an dem sie zum ersten Mal weglief, noch bevor sie Pater Philip kannte. Als ihr einziger Ausweg darin bestanden hatte wegzulaufen.
Sie hatte ihn schützen wollen und versagt. Pater Philip war tot.
Rafe stieg in den Krankenwagen und setzte sich neben sie. »Wird sie wieder gesund?«, fragte er den Sanitäter.
»Ja«, antwortete Moira und hielt ihre Tränen zurück, nicht imstande, ihn anzuschauen.
Der Sanitäter informierte Rafe: »Ich möchte sie ins Krankenhaus mitnehmen, aber sie ist stur.«
»Ich kümmere mich um sie.« Rafe sah ihr in die Augen, und sie erkannte, dass er das ernst meinte.
Vielleicht war sie doch nicht ganz allein.
Rafe wandte sich dem Sanitäter zu. »Unser Freund Anthony hat sich böse geschnitten – können Sie sich das ansehen?«
»Ich bin hier noch nicht fertig.«
»Nur fünf Minuten.«
Der Sanitäter seufzte, dann ließ er Moira und Rafe allein.
Rafe betrachtete stirnrunzelnd Moiras Hände. »Da drinnen, das war der reine Wahnsinn«, meinte er leise.
»Ich weiß nicht, was passiert ist. Wieso Fiona den Dämon aus dem Kreis ließ. Er hätte sie oder jeden anderen aus ihrem Zirkel angreifen können, aber er ging sofort auf dich los.« Sie dachte darüber nach. »Fiona wusste das. Der Dämon wollte dich, nur dich, Rafe. Warum?«
»Das wüsste ich auch zu gerne. Habe ich irgendetwas gesagt?« , fragte er halb im Scherz. »Oder etwas getan? Ich weiß es nicht. Anthony meint, Fiona sei eine mächtige Zauberin.«
»Und mit Matthew Walker an ihrer Seite ist sie noch stärker.«
Rafe zwang Moira, ihn anzusehen. »Was hat sie vorhin mit dir gemacht?«
Moira wollte nicht darüber sprechen, doch schuldete sie Rafe eine Erklärung. »Sie verwandelte eine Erinnerung, einen Albtraum von mir, in einen lebendigen Farbfilm, der in Zeitlupe vor mir ablief, und ich kam nicht da raus. Ich versuchte es, aber es gelang mir nicht.«
Rafe berührte ihre Wange. »Komm her!« Er legte ihren Kopf
an seine Brust. Er trug einen OP-Kittel, den die Sanitäter ihm gegeben hatten und der Moira daran erinnerte, wie sie ihn vor zwei Tagen gefunden hatte.
»Ich muss das noch einmal machen. Und noch einmal.« Sie schloss ihre Augen. »Ich bin nicht stark genug.«
»Du bist stärker als jeder andere, den ich kenne. Außerdem bist du nicht allein. Wir können es gemeinsam machen.«
Das hoffte sie. Die Welt war schon ohne die todbringenden sieben Sünden gefährlich genug.
»Wir fangen besser gleich an. Sie werden nicht auf uns warten, bis wir uns wieder erholt haben.«
»Schlaf du erst mal!«, meinte Rafe.
Er betrachtete Moiras Arm und die Bisswunden. Sie hatte so viel Blut verloren, und dann noch diese Säure, die aus den Schnittwunden getropft war, ihre Schmerzensschreie. Er würde nie vergessen, was in diesem Raum passiert war. Der Biss … Moiras Schmerzen … der Todesschrei des Dämons. Und jetzt … Er schaute auf die Schnittwunde an der Hand, die er ihr zugefügt hatte.
»Woher wusstest du das?«, fragte Moira flüsternd.
Er schüttelte den Kopf. »Ich erinnerte mich daran, wie Zerberus starb, als er dich biss, und ich hoffte … vielleicht wäre dein
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