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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Food, Bier, Whisky und Zigaretten und ab und zu Videofilme, von denen man gar nicht wissen wollte, worum es darin ging.
    Anfang Dezember, noch vor all seinen anderen Sündern, hatte der Mann genug gesehen. Jochen Most war der ideale Repräsentant für gula , ein passenderer würde sich nur schwer finden lassen. An einem nebligen Abend hatte er ihn um Hilfe bei einem Computerproblem ersucht und ihn dann mit einem fingierten Angebot zu sich gelockt.
    Mosts Advent war kein adventus gewesen, keine Verheißung froher Zeiten mit der Ankunft des Messias, sondern eine immer wiederkehrende Marter. Seine Tage waren eher der ursprünglichen Bedeutung der Adventszeit in den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirchengeschichte nahe gekommen. Dort galten die Tage zwischen dem elften November und dem Fest der Erscheinung des Herrn am sechsten Januar als Fastenzeit. Gefastet hatte Jochen Most zur Genüge. Nur genützt hatte es nichts.
    Das Einzige, was er von dem Fettsack behalten hatte, war der Louis-Vuitton-Koffer. Nicht, weil er scharf auf das teure Ding gewesen wäre, die Begierde nach Alltagsgütern war ihm fremd, sondern weil er ihn gut zur Tarnung seiner Aktivitäten benutzen konnte. Und Robert Wessel, der selbstsüchtige, geldgierige Pfau, war ja auch prompt darauf hereingefallen.
    Noch heute fragte er sich, was dieser Jochen Most mit der luxuriösen Aktentasche gewollt hatte. Internetkunden konnte er ja schlecht damit beeindrucken. Aber es war nicht wichtig. Der Typ hatte sie besessen, und er hatte sie sich für seine Zwecke ausgeborgt. Wenn er den Koffer nicht mehr verwenden konnte, würde er ihn entsorgen. Sein Herz hing nicht an materiellen Dingen. Im Gegensatz zu seinen Kandidaten.
    Mittlerweile hatte Most gut zwei Monate in seiner Kühltruhe verbracht. Er war der erste Auserwählte gewesen, und nun endlich sollte auch er seinen großen Auftritt haben. Most hatte so lange in der Kälte ausharren müssen, weil der Mann ihn nicht als Ersten hatte präsentieren wollen. Gula , die Völlerei, war womöglich zu offensichtlich für die Häscher; zumal wenn man die Präsentation des Opfers hinzurechnete. Das hätte dazu führen können, dass man ihm zu zeitig auf die Spur gekommen wäre, und deshalb hatte Most auf seinen »Auftritt« etwas länger warten müssen.
    Wie alle, die nach ihm gekommen waren, hatte auch er keine Reue gezeigt, und inzwischen hatte der Mann die Hoffnung aufgegeben, den Delinquenten wenigstens ein Schuldbewusstsein zu entlocken. Sie alle waren verstockt gewesen, manche von ihnen auch wehleidig oder boshaft, aber nicht ein Einziger hatte erkannt, warum er erwählt worden war. Und so würde es wahrscheinlich auch bei den nächsten sein. Was ihn nicht davon abhalten würde, sich um weitere Sünder zu kümmern. Seine Liste enthielt noch viele Namen.
    Und doch verstärkte sich von Tag zu Tag das Gefühl, sich beeilen zu müssen. Die, die den Fokus auf seine Aktivitäten richteten, mehrten sich. Er wollte seine Mission wenigstens einmal vollständig erfüllen, wenigstens ein einziges Mal die Madrider Todsündentafel von Hieronymus Bosch nachgestellt und der heutigen Welt ihre Sünden vor Augen geführt haben. Wenn ihm danach noch Zeit blieb, konnte er wieder von vorn beginnen.
    Es war zunehmend gefährlich, die Delinquenten tage- oder wie im Falle von Most, sogar wochenlang gefangen zu halten. Ein, zwei Tage waren das Höchste, das er sich für die nächsten Sünder zugestand. Ausreichend Zeit, um die Inschriften an ihnen anzubringen. Ein, zwei Tage wären auch genug, um Reue zu spüren und Buße zu tun, auch wenn das wahrscheinlich nicht geschehen würde.
    Auf dem Weg nach oben dachte er darüber nach, wie er den Fettsack am besten präsentieren konnte. Es war an der Zeit, die Zurückhaltung aufzugeben, und den Leuten ein paar deutlichere Anhaltspunkte zu geben, worum es hier eigentlich ging. Vielleicht sollte er gleich nach Fertigstellung der Inszenierung die Medien informieren. Damit konnte verhindert werden, dass die Polizei wie bei den bisherigen Toten alle Informationen unter Verschluss hielt.

33
    Lara betrachtete das Plakat in dem Glaskasten. Das linke Glubschauge in dem grauen Gesicht war zersplittert. Vollmundig verkündete der Text »einen letzten Akt, ein Finale des Grauens«. Sie schauderte leicht und sah dann zur Uhr. SAW – Vollendung in 3D kam nicht infrage. Es war kaum anzunehmen, dass Jo so etwas Hanebüchenes sehen wollte. Und sie fand Horrormovies widerwärtig. Auf dem Nachbarplakat

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