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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Ein System war in seinen Ausflügen nicht zu erkennen. Melinda war ihm nachgegangen, hatte ihn aber zweimal aus den Augen verloren, ehe er sein wie auch immer geartetes Ziel erreicht hatte. Ein weiteres Mal war Wörth zu dem gleichen Haus gefahren, zu dem sie ihm schon vor anderthalb Wochen gefolgt war, aber sie hatte bis heute nicht herausgefunden, wohin er über den rückwärtigen Eingang verschwand.
    Gestern Morgen hatte Romain Holländer zudem entdecken müssen, dass seine »Agentin« nicht fehlerfrei arbeitete. Wörths heimliches Verschwinden in der Nacht zum Sonntag war ihr komplett entgangen.
    Dazu kam, dass der Observierte selbst von Tag zu Tag renitenter wurde. Bei der Konfrontation gestern Morgen hatte er die Auskunft darüber, wo er die Nacht verbracht hatte, verweigert. Romain Holländer erinnerte sich nur zu gut an seine Verblüffung, als Wörth ihm geantwortet hatte, dass ihn das nichts anginge. Ein paar endlose Sekunden lang hatten ihm die Worte gefehlt. Traf sich der Mann etwa wieder mit seiner Exfrau Susann, dieser ehebrecherischen Schlampe? Das war vielleicht noch die harmloseste Variante. Er ließ sich so leicht von nichts und niemandem einschüchtern, aber der Zorn in Wörths Gesicht bei der unerwarteten Konfrontation war besorgniserregend gewesen. Der Mann hatte ausgesehen, als würde er gleich explodieren, und Romain Holländer hatte beschlossen, nicht sofort auf das Video von der Weihe zu sprechen zu kommen. Sollte sich der Mann erst einmal beruhigen. Ein klärendes Gespräch konnte man auch später noch führen. Nicht, dass Wörth durchdrehte und unbedachte Dinge tat, die ihm später leidtun würden.
    Bei der Sonntagsandacht, bei der die Botschaft »Seid wachsam und fürchtet die Häscher« lautete, schien Frieder Wörth sich beruhigt zu haben. Zumindest vermittelte er diesen Eindruck. Gelassen hatte er neben seinem Sohn gesessen, den Worten des Prinzipals gelauscht, gebetet und gesungen. Ganz wie immer. Und doch … Romain Holländer hatte einfach keine Ruhe gefunden. Nicht einmal die Zweisamkeit mit Konrad nach der Predigt hatte ihn lange ablenken können. Das, worauf er sich seit Wochen vorbereitet hatte, worauf er sich gefreut, worauf er hingefiebert hatte, war kein echter Genuss gewesen. Seine Hände waren bei dem zarten Kinderkörper gewesen, seine Gedanken jedoch bei Frieder Wörth.
    Er betrachtete das entspannte Gesicht von Melinda Weiß. Irgendetwas stimmte nicht. Er musste herausfinden, was in dem Mann vorging, bevor es Ärger gab. Den ganzen Sonntag hatte er darauf geachtet, wo sich Frieder Wörth gerade aufhielt und was er tat. Noch einmal durfte es dem Mann nicht gelingen, unbemerkt hinaus- und wieder hereinzukommen. Romain Holländer hatte noch am Sonntagabend verkündet, dass alle Schlüssel eingezogen würden und nunmehr aus Sicherheitsgründen auch bei den Nachtwachen immer zwei Gemeindemitglieder zusammen Dienst an den Monitoren hatten. Das würde verhindern, dass jemand beim Dienst »einschlief«. Alle hatten die Begründung geschluckt, nur in Frieders Augen war erneut das kalte Leuchten aufgeglimmt, welches Romain Holländer zeigte, dass er sich beeilen musste. Wörth war eine tickende Zeitbombe.
    Jetzt war der Mann auf der Arbeit. Sein Sohn Marcel würde gegen zwei aus der Schule kommen. Auch für ihn war ein Gesprächstermin geplant. Die eingepflanzten Affirmationen wirkten über Jahre hinweg, wenn man sie ab und zu auffrischte. Und gerade bei seinen ehemaligen Altardienern versäumte Holländer dies nie. Der Sohn konnte programmiert werden, den Vater zu beobachten und auszufragen und die Erkenntnisse in einer verschlossenen Schublade seines Gehirns abzuspeichern. In seinen Sitzungen mit dem Prinzipal würde der Junge sein Wissen dann preisgeben. Romain Holländer gestattete sich ein Lächeln. Er war vorausblickend und schützte die Interessen der Gemeinde und seine eigenen.
    »So, meine Liebe.« Er legte Melinda die Hand auf den Unterarm. In ihren Aufzeichnungen hatte nichts Interessantes gestanden. Es gab jedoch die Möglichkeit, dass ihr Unterbewusstsein Kenntnis von Dingen hatte, an die sie sich nicht aktiv erinnern konnte. Und genau das würden sie jetzt gemeinsam herausfinden. Melinda Weiß würde alles, was sie erzählte, im Anschluss wieder »vergessen«, er jedoch konnte die neu gewonnenen Erkenntnisse weiterverwenden.
    Im Anschluss daran würde er die Frau beauftragen, Frieder Wörth weiterhin zu observieren. Sie musste herausfinden, wo er sich in den Nächten

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