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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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war eine weibliche Sünde. Auch wenn der erste Fall von Neid und Missgunst bei zwei Männern dokumentiert worden war. Es gab keinen Zweifel: Frauen waren missgünstiger als Männer.
    Und deshalb sollte seine symbolische invidia auch unbedingt eine Frau sein. Er betrachtete die Liste und ging die Namen durch. Wenn er sein Werk vollenden wollte, musste er sich sputen. Invidia und ira fehlten noch in der Aufreihung. Spätestens dann würden die Sünder erkennen, was er ihnen zu sagen hatte, wenn einige nicht jetzt schon ahnten, worauf es hinauslief. Aber er wollte, dass alle seine Mahnung vernahmen, jeder Mensch sollte über sein Tun und seine Gedanken nachsinnen, sich prüfen und danach Buße tun.
    Sein Blick glitt über die Liste, vor und zurück, blieb an einem Namen hängen. Er sah die Frau vor seinem inneren Auge. Äußerlich war ihr der Neid nicht anzusehen. Sie war klein, hatte kurze blondierte Haare und ein ebenmäßiges Gesicht mit einer kleinen Nase. Oberflächlich betrachtet konnte man sie für eine nette Person halten. Nur die nach unten verlaufenden Falten neben den Mundwinkeln zeugten davon, dass die Frau schon viele Jahre lang mit missgünstig verzogenem Mund herumgelaufen war, wenn ihr etwas nicht passte. Niemand konnte innere Konflikte über lange Zeiträume hinweg verbergen. Im Lauf des Lebens zeichneten sie sich in den Gesichtern ab.
    Ein paar Minuten lang wog er das Für und Wider dieser Repräsentantin für invidia ab. Es wurde zunehmend gefährlicher, Leute aus seinem Wohnort auszuwählen, die Menschen waren in den letzten Wochen wachsamer geworden. Andererseits kannte er sich hier am besten aus, dies war sein Revier. Sünder, die weiter weg wohnten, mussten über größere Strecken transportiert werden, und dies brachte ein nicht unerhebliches Risiko mit sich.
    So etwas konnte er sich für die nächste Siebener-Runde aufheben, falls er nicht gefasst wurde.
    Er lächelte und buchstabierte den Namen der Auserwählten: Julia Seemann.

38
    Der Motor des Mini-Coopers heulte, als Lara das Gaspedal durchtrat. Mit Schwung fuhr sie um die engen Kurven des Parkhauses. Auf der Windschutzscheibe flackerte Toms überhebliches Gesicht. Wie er sich bei dem Gespräch vorhin aufgeplustert hatte! Wie ein großspuriger Hahn, der mit arrogant erhobenem Kopf über den Hof stolzierte, die törichten Hühner stets im Blick.
    Ob es ihr nicht gut ginge, hatte er in gönnerhaftem Ton gefragt. Sie wirke erschöpft. Am Freitag sei sie sogar krank gewesen. Ob es etwas gebe, das sie ihm sagen wolle. Auf ihr bockiges Schweigen hin hatte er den Verständnisvollen gegeben. Jedem von ihnen fielen manche Dinge schwer und man müsse sich den Hierarchien unterordnen. Lara war so wütend gewesen, dass sie kaum noch Luft bekommen hatte. Zuerst hatte Tom sie quasi degradiert, ihr das Ressort entzogen, sie heruntergemacht, und jetzt mimte er den mitfühlenden Chef! In ihrem Kopf hatte eine Stimme ständig Halt bloß den Mund Lara! gezischt, aber sie hatte kaum an sich halten können. Nach fünf Minuten war das Zusammentreffen vorbei und sie schweißgebadet gewesen.
    Als sie sich gerade umgedreht hatte, um sein Zimmer zu verlassen, war er mit der Sprache herausgerückt. »Ich habe gehört, du recherchierst noch immer in diesen Mordfällen?«
    Lara war kurz sprachlos gewesen, während sie überlegte, woher er die Informationen hatte. Jemand musste sie verpfiffen haben. Ihr anschließendes Herumstottern war einer Journalistin unwürdig gewesen.
    Mit den Worten »Du hast schon eine Abmahnung erhalten, Lara. Übertreib es nicht!«, hatte Tom das Gespräch beendet, und sie war mit heißem Gesicht hinausmarschiert und hatte zwei Aspirin auf einmal geschluckt. Die Empörung war den ganzen Tag in ihr gewesen und hatte wie ein kleines bösartiges Tier an ihren Eingeweiden genagt.
    Der Ford vor ihr fuhr im Schneckentempo. Lara hatte schon die Hand erhoben, um zu hupen, als ihr das auswärtige Kennzeichen auffiel. Der Fahrer schien etwas zu suchen. Sie gab Gas und preschte vorbei.
    Das hämische Lachen würde Tom noch vergehen. Egal, was er vorhatte, es war an der Zeit, ihm Einhalt zu gebieten. Auch Tom Fränkel hatte Vorgesetzte. Sicher waren sie nicht erfreut zu hören, dass ihr so hochgeschätzter Redaktionsleiter Affären mit mehreren Praktikantinnen gehabt hatte. Isabell – die Vorgängerin von Markus Lehmann – hatte, bevor sie gegangen war, ein Telefongespräch mit Tom aufgezeichnet, in dem er zugab, mit ihr und auch mit den Mädchen davor

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