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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Schade, dass Jo nicht dabei sein würde. »Dann lassen Sie uns aufbrechen.«
    »Halt, halt.« Der kleine Mann schlug den Prospekt zu und nickte Lara zu, als seien sie sich gerade einig geworden. »Könnten Sie um das Autohaus herumfahren? An der Rückseite ist die Werkstatteinfahrt. Da sieht sie uns nicht. Ich fahre bei Ihnen mit.«
    Lara runzelte die Stirn. »Da sieht sie uns nicht«? Das wurde ja immer rätselhafter. Wer war sie – die junge Frau am Empfangstresen? Sie beschloss, den Mann später danach zu fragen. Jetzt schien er ihr zu aufgeregt. »Wenn Sie glauben, dass das nötig ist … Sie haben sicher eine Erklärung dafür. Dann bis gleich. Rechtsherum?« Frieder Wörth nickte zweimal schnell, stand auf und sah noch einmal nach draußen, während er Lara die Hand schüttelte und dazu »Auf Wiedersehen! Es hat mich gefreut!« in den Raum rief. Auf dem Weg zu ihrem Auto checkte Lara den Parkplatz. Alles war verwaist, kein Mensch zu sehen. Keine mysteriöse »sie«, niemand. Sie überlegte, ob es gefährlich sein könnte, den Mann in ihrem Auto mitzunehmen, und beschloss, zur Sicherheit eine SMS mit Wörths Namen, der Uhrzeit und der Bezeichnung des Bistros an Jo zu schicken.
    »Was möchten Sie trinken? Ich bezahle.« Frieder Wörth winkte die Kellnerin herbei, und Lara bestellte sich eine Cola. Der Zucker würde ihr Gehirn auf Trab bringen. Dann schob sie die Hand in die Tasche, schaltete das Diktiergerät ein und tastete nach dem Päckchen mit Tempos.
    »Hören Sie. Ich habe maximal eine Dreiviertelstunde. Mein Dienst endet um sechs. Dann muss ich zurück sein, sonst fällt es auf. Außerdem wartet Marcel zu Hause auf mich. Sie können mich nachher bis zur Kreuzung zurückfahren, den Rest laufe ich.« Wörth sprach noch immer atemlos. »Wenn ich Glück habe, merkt niemand, dass ich zwischenzeitlich außer Haus war. Ricarda wird niemandem etwas verraten.«
    »Eine Dreiviertelstunde sollte reichen. Kommt natürlich darauf an, was Sie mir erzählen wollen.« Ricarda? War das die Frau mit dem schuldbewussten Gesichtsausdruck? Lara lächelte, aber Frieder Wörth schaute nicht hoch. »Sie haben vorhin gesagt, jemand beobachte Sie. Wer beschattet Sie denn?«
    »Romain hat eine Gefährtin auf mich angesetzt – Melinda.« Frieder Wörth rang die Hände. »Sie schnüffelt mir schon seit Tagen hinterher. Aufgefallen ist es mir letzte Woche. Da war ich … da bin ich …«, er winkte ab, »ist ja auch egal. Jedenfalls ist sie mir den ganzen Abend gefolgt. Ich hatte ziemliche Mühe, sie abzuhängen. Seitdem habe ich sie noch dreimal gesehen. Sie versteckt sich in der Nähe des Autohauses und wartet, bis ich Dienstschluss habe, um mir dann auf meinem Heimweg hinterherzulaufen. Sie weiß nicht, dass ich ihre Anwesenheit bemerkt habe.«
    Lara nickte und nippte an ihrer Cola, während sie darüber nachdachte, warum Holländer es für nötig hielt, Wörth einen Aufpasser an die Fersen zu heften. Was vermutete der Sektenführer, was der Mann tat? Oder fürchtete er genau das, was jetzt gleich geschehen würde – dass der Mann Interna aus dem Sektenleben ausplauderte? »Und nun brauchen Sie meine Hilfe.«
    »Nicht wegen Melinda. Mit der werde ich schon fertig. Es ist etwas anderes. Ich muss ein wenig ausholen.« Wieder schlangen sich die Finger umeinander und lösten sich. »Ich bin vor neun Jahren zu den Kindern des Himmels gekommen. Gemeinsam mit meiner Frau Susann. Marcel war damals gerade zwei, und wir wollten ihm eine spirituelle Heimat geben. Eine Umgebung, die ihm und uns geistige Erbauung gibt, eine Gemeinschaft, in der Gleichgesinnte friedvoll zusammenleben. Das, was die evangelische Kirche bot, reichte uns nicht. Der Zusammenhalt, die geistige Durchdringung des Daseins und die Vorbereitung auf eine heitere Zukunft sind bei den Kindern des Himmels sehr intensiv. Jeder steht für jeden ein, alle kümmern sich um das Wohlergehen aller. Das, so schien es uns damals, ist die ideale Umgebung, um ein Kind großzuziehen.«
    »Wie sind Sie denn auf die … die Gemeinschaft aufmerksam geworden?« Lara verschluckte das Wort »Sekte« gerade noch rechtzeitig. Das war ein Etikett Außenstehender. Die Mitglieder bezeichneten ihre Gruppe mit Sicherheit nicht als Sekte.
    »Durch einen Freund. Er hat uns von den Kindern des Himmels erzählt und wie er durch das Zusammenleben von seinen Ängsten und Sünden gereinigt wurde.« Frieder Wörth fuhr sich mit den Fingerspitzen über die Stirn. »Ich bin selbst ein sündiger Mann. Ich

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