Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
Vom Netzwerk:
ein Verhältnis gehabt zu haben. Toms meckerndes Lachen auf dem Band war unverkennbar.
    Lara hatte den Mitschnitt von Isi schon so lange gespeichert – jetzt war es an der Zeit, ihn zu verwenden. Und dann würde sie verschwinden. Sie würde sich zusammennehmen, bis die Sache publik wurde, Toms Demontage genießen und kündigen. Den Gedanken, ob das, was sie da vorhatte, boshaft war, schob Lara beiseite. Es gab Zeiten im Leben, da musste man sich einfach wehren. Ihr Geduldsfaden war gerissen. Hatte Tom jemals Rücksicht auf andere genommen? Wahrscheinlich würde es für alle Kollegen in der Redaktion ein Fest sein, die kommenden Ereignisse mitzuerleben. Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass sie etwas gegen den Redaktionsleiter in der Hinterhand hatte, würden ihr die nächsten Tage in der Redaktion leichtfallen. Laras Kopfschmerzen waren wie weggeblasen.
    Sie bremste und fuhr auf den Parkplatz des Autohauses. Es waren noch zehn Minuten Zeit bis zu ihrem vereinbarten Gesprächstermin.
    Erst jetzt fiel Jo ihr wieder ein. Wo steckte er? Gleich heute Vormittag, nachdem der Anruf, der Grund für ihr Hiersein, bei ihr gelandet war, hatte sie versucht, ihn zu erreichen, aber wieder nur die Mailbox erwischt. Lara nahm das Handy und rief ihre gesendeten Kurznachrichten auf. Da stand es schwarz auf weiß, mit einem Smiley am Ende: »Bin für 17:00 Uhr mit Herrn Wörth von der Sekte am Nissan-Autocenter in der Torgauer Straße verabredet. Kannst du dazukommen? Ruf mich an. Lara.« Jo hatte nicht geantwortet. Sie steckte das Handy in die Hülle zurück, stieg aus und sah sich um. Ihr Gesprächspartner war nirgends zu sehen. Vielleicht hatte er in der Werkstatt zu tun. Lara versuchte, sich an den genauen Wortlaut des Telefongesprächs von heute Vormittag zu erinnern. »Sie haben bei uns recherchiert. Bei den Kindern des Himmels «, hatte der Mann gesagt. Seine Stimme hatte ein wenig atemlos geklungen, so als wäre er gerannt. »Ich muss Sie sprechen. Wörth ist mein Name. Ich bin derjenige, den Sie und Ihr Kollege auf der Straße angesprochen haben.« Der Anrufer hatte eine Pause gemacht, in der Lara ihn atmen hörte. »Sie haben mir Ihre Visitenkarte gegeben.« Erst jetzt erinnerte sie sich. Der Mann mit dem Kind, der so zugeknöpft gewesen war. Jo hatte Fotos von den beiden gemacht. Auf ihre Nachfrage, worum es denn ginge, hatte der Anrufer erwidert, dass er dies nicht am Telefon erörtern könne, und hinzugesetzt: »Sie müssen mir helfen«.
    Langsam ging Lara auf den Eingang des Autohauses zu. Es war eine Minute vor fünf. Die Wolken hatten sich verzogen und Platz für eine blutrote Abendsonne gemacht, die alles in ein unwirkliches Zwielicht tauchte. Hinter der Glasscheibe tauchte ein kleiner Mann im dunklen Anzug auf und winkte ihr hereinzukommen.
    »Frau Birkenfeld? Ich bin Frieder Wörth.« Er schüttelte kurz Laras Hand, bedeutete ihr, ihm zu folgen, nickte seiner Kollegin hinter der Empfangstheke zu, und diese lächelte breit und senkte dann den Kopf. Sie wirkte irgendwie schuldbewusst.
    »Sie wollten mit mir sprechen? Worum geht es denn?« Lara hatte sich für den direkten Weg entschieden. Sie nahm gegenüber von Herrn Wörth in einem der schmalen Sessel an der Sitzgruppe Platz.
    »Ich möchte das lieber nicht hier bereden.« Frieder Wörths Augen huschten hin und her, er sah nach draußen und dann etwas länger zu der jungen Frau am Empfang. »Man beobachtet mich.«
    »Hier?«
    »Nicht die Kollegen, nein. Im Moment führe ich mit Ihnen ein ganz normales Verkaufsgespräch.« Er nahm einen Prospekt zur Hand, schlug ihn auf und deutete auf eins der Bilder, während er leise weitersprach. » Andere Leute. Ich habe Sie hierherbestellt, weil das unverfänglich ist. Aber die Details möchte ich lieber woanders besprechen.«
    Lara bemühte sich, nicht zu lächeln. Das war ja fast wie in einem Agententhriller. »Können Sie mir wenigstens ungefähr sagen, worum es geht? Und wo hatten Sie denn gedacht, dass wir uns unterhalten könnten?«
    »Um die Gemeinschaft. Es geht um die Gemeinschaft.« Frieder Wörth flüsterte jetzt so leise, dass er kaum zu verstehen war. »Ich brauche Ihre Hilfe. Bitte.« Wieder flog sein Blick auf den Parkplatz. »Wir könnten ins Bistro 21 fahren. Das ist nicht weit weg.«
    »Na gut.« Lara sparte sich die Nachfrage, ob er mit »Gemeinschaft« die Kinder des Himmels meinte. Etwas anderes kam wohl kaum infrage. In ihrem Kopf rumorte die Neugierde. Endlich war ein Sektenmitglied bereit zu sprechen.

Weitere Kostenlose Bücher