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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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sinken. Seine Augen funkelten.
    Das letzte Wort kannte sie. Mortis . Das hatte etwas mit dem Tod zu tun.
    »Wahrscheinlich wollen Sie mir wieder nicht verraten, woher Sie das haben?«
    »Sie sagen es. Tut mir leid.« Lara zuckte die Schultern. »Ich werde Sie aber auf jeden Fall sofort informieren, wenn ich es darf. Haben Sie den ersten Text schon übersetzt?«
    »Leider noch nicht. Bitte entschuldigen Sie … Ich hatte unheimlich viel zu tun. Aber das Wochenende steht vor der Tür, und ich verspreche, dass ich mir beide Texte morgen oder am Sonntag vornehmen werde. Spätestens am Montag haben Sie dann Ihre Übersetzungen.« Er guckte fast schelmisch. »Soll ich Ihnen wenigstens vorab schon ein paar Anhaltspunkte mitgeben?« Stefan Reinmann fuhr sich mit der Rechten durch die Haare, die über der Stirn schon ein wenig schütter wurden.
    »Das wäre super.«
    »Haben Sie etwas zu schreiben?« Er nahm den Ausdruck wieder in die Hand.
    »Moment.« Lara kramte in ihrer Tasche und förderte ihr Notizbuch zutage.
    »Ich gebe zu bedenken, dass das nur eine vorläufige Übersetzung ist. Manches muss nicht wortwörtlich so lauten.«
    »Das ist vollkommen in Ordnung, Herr Reinmann.« Der Mann war übervorsichtig.
    »Der erste Satz Fili mi custodi sermones meos und so weiter, bedeutet so viel wie: ›Mein Kind, bewahre meine Rede und verbirg meine Gebote bei dir‹, oder auch ›bewahre meine Gebote bei dir auf‹. Dann kommen ein paar weitere Anweisungen, was der oder die Angesprochene tun soll. Das muss ich exakt übersetzen. Der Schluss ist wieder recht eindeutig: Multos enim vulneratos deiecit et fortissimi quique interfecti sunt ab ea. Viae inferi domus eius penetrantes interiora mortis .« Er sah Lara mit leuchtenden Augen an und deklamierte: »Denn sie hat viele verwundet und gefällt und sind allerlei Mächtige von ihr erwürgt. Ihr Haus sind Wege zum Grab, da man hinunterfährt in des Todes Kammern.«
    Lara schrieb »Todes Kammern« und betrachtete dann die Sätze noch einmal. »Das klingt dramatisch.«
    »Das ist es.« Stefan Reinmann klang aufgeregt.
    »Könnten Sie mir zum ersten Text auch Hinweise geben? Nur ein paar Stichpunkte?«
    »Mal schauen.« Der Sektenbeauftragte sprang aus seinem Sessel und eilte nach nebenan. Es raschelte, dann hörte Lara ihn rufen. »Essen Sie noch ein paar Kekse! Meine Putzfrau ist sonst beleidigt! Sie bringt mir nämlich immer Selbstgemachtes mit, weil ich Ärmster doch ›ganz allein‹ bin.« Mit dem Ausdruck des Textes, der auf Carolin Fresnels Rücken gestanden hatte, kam er zurück. Hastig fuhr der Zeigefinger über die Zeilen. Lara nahm noch einen Butterkeks. Hatte die Putzfrau sie selbst gebacken? Sie musste sich das Rezept geben lassen.
    »Das hier ist recht eindeutig: In fine autem omnes unianimes conpatientes fraternitatis amatores misericordes humiles .« Er sah Lara in die Augen und rezitierte dabei förmlich. »Zum Ende aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, freundlich.«
    »Das verstehe ich.« Dass sie es nicht besonders passend fand in Bezug darauf, was mit Carolin Fresnel passiert war, konnte Lara dem Sektenbeauftragten nicht sagen. Und auch nicht, dass sie in den Texten nach Anhaltspunkten suchte, nach Erklärungen für die Ermordung der jungen Frauen. Der Täter hatte die Sätze ja nicht ohne Grund auf ihre Rücken tätowiert.
    »Aber es nützt Ihnen nichts, oder?« Konnte der Mann Gedanken lesen? Stefan Reinmann lächelte. »Ich verstehe schon. Lassen Sie es mich exakt übersetzen, und dann können Sie entscheiden, was Sie mit den Texten machen.«
    Lara nahm noch einen Butterkeks und betrachtete ihre Notizen. »›Wege zum Grab‹, ›Todeskammern‹« – sie schaute den Mann im Sessel gegenüber an –, »wonach klingt das für Sie?«
    »Das kann alles sein. Was glauben Sie, wie oft solche Metaphern allein in der Bibel vorkommen …« Seine Augen funkelten noch immer. Anscheinend machte ihm das Ganze Spaß.
    »Für Sie mag es drastisch klingen, für mich ist es fast alltäglich.« Er faltete das Blatt bedächtig in der Mitte zusammen und hielt dann inne. »Warten Sie!«
    Lara, die schon begonnen hatte, ihre Tasche einzuräumen, legte Handy und Notizbuch zurück auf den Tisch.
    »Da hätte ich auch schon eher draufkommen können. Wo wurden diese Texte denn veröffentlicht? Äh … das wollen Sie mir ja nicht verraten. Aber ich hätte vielleicht trotzdem eine Idee. Schließlich arbeite ich ja als Sektenbeauftragter, nicht?«
    »Eine

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