Sündenkreis: Thriller (German Edition)
Breitmann würde die Fälle »Kirchenleiche« und »Brautleiche« weiter betreuen. Aber daran hatte sie nach ihrer Auseinandersetzung mit dem Redaktionsleiter vergangenen Freitag keinen Zweifel gehabt.
Lara dachte an das Wochenende. Im Lotus hatten Mark und sie zwei Flaschen Wein getrunken, danach den Audi auf dem Restaurantparkplatz stehenlassen und sich ein Taxi bestellt. Sie hatte Mark die Couch im Wohnzimmer angeboten, und er hatte ohne zu zögern eingewilligt. Weil sie sich aber beide noch nicht richtig müde fühlten, hatten sie dann bei Lara zu Hause noch eine Flasche Dornfelder aufgemacht und zur Hälfte ausgetrunken. Es war das erste Mal, dass Mark nicht im Hotel übernachtete, und Laras Unsicherheit war mit jedem Schluck Rotwein gewachsen. Der Alkohol verhinderte, dass sie ernsthaft darüber nachdenken konnte. Schließlich hatte sie Bettzeug für ihn geholt, die Couch ausgezogen und frische Handtücher herausgelegt, nur um anschließend in ihrem Bett zu liegen und sich vorzustellen, was wäre, wenn … Wenn er jetzt zu ihr käme. Wenn sie zu ihm ginge. Nichts von alledem war geschehen. Irgendwann war Lara eingeschlafen. Am Sonntag hatten sie gemeinsam gefrühstückt, und Mark war nach Berlin zurückgefahren.
Lara hob die Schultern und überflog ihre To-do-Liste. Das Gefühl einer verpassten Chance wollte nicht weichen. Aber Mark war verheiratet und hatte zwei Kinder. Sicher war es besser so.
Ein Artikel über »Joggen bei Kälte« und ein zweiter über Bleichmittel in Haarfarbe standen noch aus. Langweiliger Alltagskram. Die Panorama -Seiten waren seit letztem Jahr an ihr haften geblieben wie klebriger Honig. Es war keine journalistische Herausforderung, aber die Leser liebten das bunte Durcheinander von Gesundheitsthemen, Haustiertipps, Kino- und Fernsehberichten und Vermischtem aus aller Welt.
Zusätzlich musste sie die Hintergründe für den am Mittwoch beginnenden Prozess gegen den jungen Mann recherchieren, der seinen ehemaligen Berufsschullehrer umgebracht hatte. Lara zog die Schublade ihres Schreibtisches auf und suchte nach der Packung Aspirin.
Tom war außer Haus. In der Abwesenheitsliste stand, dass er nach der Konferenz den ganzen Tag nicht da sein würde. Sie würde ihre Stellungnahme morgen bei ihm abgeben. Mark hatte gesagt: »Nimm es gelassen«, aber schon beim bloßen Gedanken an das Wort Abmahnung kochte der Zorn wieder in ihr hoch.
Lara zerkaute die Tablette und beschloss, sich einen Kräutertee aufzubrühen. Mark hasste Kräutertee. Auf dem Weg zur Küche, mitten in ihr versonnenes Lächeln hinein, platzte die Tür auf, Jo kam herein und brachte einen Schwall eisiger Luft mit. »Hallo miteinander!« Er entdeckte Lara in der Tür zur Küche, lächelte breiter und marschierte zu ihr. »Ich hab tolle Fotos mit Winterlandschaften!«
»Schön. Trinkst du einen Tee mit?« Lara verscheuchte das Bild von Mark auf ihrer Wohnzimmercouch und verschwand in der Küche.
»Lieber einen Kaffee. Kannst ihn gleich in die Tasse brühen.« Noch ein Mann, der keinen Tee mochte. Jo öffnete den Kühlschrank und suchte nach der Kaffeesahne.
»Ich bräuchte vielleicht deine Hilfe.«
»Hast du wieder eine geheime Mission?« Er grinste.
»Das könnte man so sagen.« Lara schielte aus der Tür, um sich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war, und erzählte Jo dann von Stefan Reinmanns Tipp mit den Sekten.
»Klingt plausibel. Welche willst du denn zuerst ins Visier nehmen?«
»Reinmanns Liste ist lang. Da wir aber von den altlateinischen Texten ausgehen, sind etliche Gruppierungen wie die mit östlichem Hintergrund oder Politsekten wahrscheinlich nicht relevant. Ich konzentriere mich auf Gruppen mit christlichem Hintergrund. Vielleicht kann man später noch die Psychokulte mit einbeziehen.«
»Und du hast schon da angerufen?«
»Gestern. Und heute früh auf der Fahrt hierher.« Das Wasser brodelte, und Lara goss es in beide Tassen. »Bei drei von ihnen habe ich jemanden erreicht. Anscheinend haben sie mir die geplante Reportage abgenommen. Es würde aber glaubwürdiger wirken, wenn ich mit einem Fotografen dort aufkreuze. Und vier Augen sehen mehr als zwei.«
»In Wirklichkeit willst du natürlich herausfinden, ob einer von denen etwas mit den Morden zu tun hat.« Jo zwinkerte ihr zu.
»Du sagst es. Kommst du mit? Es ist deine Freizeit, aber ich hätte dich gern dabei.«
»Ich stehe dir bei. Miss Marple und Mister Stringer!« Jos Augen leuchteten. »Wann soll’s losgehen?«
»Heute?« Lara
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